St. Hubertus Schützenbruderschaft So rüsten sich die Duisdorfer Schützen für die Zukunft

Duisdorf · Die St. Hubertus Schützenbruderschaft aus Bonn-Duisdorf ist über die Jahrzehnte zu einem modernen Sportverein geworden. Mit Innovationen will man als Verein auch Jüngere ansprechen.

 Jugendwart Dieter Augustintschitsch freut sich mit seinem Verein über den wettkampfreifen Nachwuchs.

Jugendwart Dieter Augustintschitsch freut sich mit seinem Verein über den wettkampfreifen Nachwuchs.

Foto: Stefan Hermes

Wenn auch nicht eine ganz typische Variante, aber eine sehr schöne Art zum Schützenverein zu kommen: Stahl wurde vor 19 Jahren mit seiner Frau Ingrid durch seinen Sohn Joachim zum Eintritt gebracht. Volker Stahl, der heutige Vorsitzende der Duisdorfer St. Hubertus Schützenbruderschaft würde sich freuen, wenn sie wieder Nachahmer finden würde.

Damals war der Filius gerade 16 Jahre alt und fasziniert vom Schießsport. Meist ist es so, dass die Söhne - oder inzwischen auch die Töchter - eher den Eltern in die Traditionsvereine folgen. Joachims Freunde hatten ihn neugierig gemacht, was man beim Schießen alles lernt und worauf im Verein Wert gelegt wird. Sich zu konzentrieren und ein Ziel vor Augen zu haben, scheint den heute 41-jährigen noch immer zu begeistern.

Inzwischen ließe sich auch behaupten, dass ihn eine glückliche Fügung in den Verein geführt hatte: Als Schützenkönig lernte er 2012 auf einem Majestätenempfang die Lengsdorfer Weinkönigin Christine Rehberg kennen. Heute sind die beiden „Königskinder“ ein glückliches Paar mit „zwei ganz süßen Töchtern“, wie der stolze Opa sagt. Stahl schwebt allerdings nach seiner dreimaligen Königswürde als Kaiser über allem. Jetzt macht er sich eher Gedanken um den Fortbestand seines Vereins und um die damit verbundenen Traditionen in Duisdorf. Er weiß, dass heute nicht mehr der Werte-Dreiklang des Schützenwesens, „Glaube, Sitte und Heimat“ in dem Maße motivierend wirken, wie es früher einmal der Fall war.

So zählte der Duisdorfer Verein vor rund 20 Jahren etwa 200 Schützen. Heute sind es noch 75. Der Altersdurchschnitt der Bruderschaft liegt bei 60 Jahren. Der 1911 gegründete Verein hatte noch erlebt, wie nach der Kapitulation der deutschen Wehrmacht (1945) die Schützenvereine wegen ihrer uniformierten Waffenträger verboten waren. Erst mit der Gründung der Bundesrepublik wurden sie offiziell wieder zugelassen (in der DDR blieben sie untersagt). Noch heute hängt den Schützen diese Stigmatisierung ihres traditionellen militärischen Habitus an. Dabei haben sich die Schützenvereine längst zu modernen Sportvereinen entwickelt. Als die St. Hubertus Schützenbruderschaft 1947 wieder in Erscheinung trat, habe sie als einer der ältesten Vereine Duisdorfs das Gemeindeleben stark mitgeprägt, weiß Stahl und ergänzt, dass er es auch als seine Verpflichtung empfindet, „weiterhin für Duisdorf zur Verfügung zu stehen und - wann auch immer - die Farbe Grün zu zeigen“. Wobei er schon zuvor aufgeklärt hatte, dass heute niemand mehr gezwungen sei, den „grünen Rock“ zu tragen. So etwas passe nicht mehr in die Zeit sagt der agile 70-Jährige.

Dass der Verein trotz allem immer noch attraktiv sei, sehe man vor allem auf dem alljährlichen Schützenfest, wo alle Altersgruppen aus den Duisdorfer Vereinen zugegen seien. Bei den Älteren sei es auch immer noch so, dass sie Schützenvereinen gegenüber wohlgesonnen sind. „Jüngere meist nur dann, wenn sie durch andere animiert werden, zu uns zu kommen“, so Stahl. Oder, wie sich im Gespräch mit den sechs Jugendlichen des Vereins herausstellt, wenn man beim Ostereierschießen, zu dem man kein Mitglied sein muss, das Druckluftgewehr ausprobieren konnte und Gefallen daran fand.

So kamen in diesem Jahr auch Mattis (17) und Gregor (16) in den Verein. Beide sind inzwischen begeisterte Sportschützen geworden. „Das Schießen ist in gewisser Weise sehr entspannend. Und es ist toll zu sehen, wie man sich dabei weiter entwickelt“, sagt Max Ludwig (20). Auch er kam über das Ostereierschießen zum Verein und zog vor fünf Jahren gleich seinen Freund Tim Schmitz (19) hinterher. Die Studenten wissen den Zwang zur Konzentration und das Beruhigende an dem Sport zu schätzen und nennen darüber hinaus auch das Vereinsleben als einen wichtigen Grund für ihre Mitgliedschaft. Ehrenbrudermeister und Jugendwart Dieter Austintschitsch führt stolz den digital ausgerüsteten Acht-Plätze-Schießstand vor, den sich der Verein nach seiner Hundertjahrfeier (2011) als erster in Bonn leisten konnte. Solche Innovationen kommen natürlich auch bei den jüngeren Schützen gut an, von denen der Verein nach langer Pause wieder einige für sich begeistern konnte. „Was bei uns genauso fehlt, wie in den meisten Vereinen“, bedauert Stahl, „ist das Mittelfeld der Dreißig- und Vierzigjährigen.“ Und wem das idyllisch am Rand des Kottenforsts gelegene Vereinshaus mit seinem modernen Schießstand noch nicht ausreicht, könnte vielleicht über die rührige Geschichte der Königskinder überzeugt werden, sich im Schützenverein für den Traditionserhalt in Duisdorf stark zu machen.

St. Hubertus Schützenbruderschaft Duisdorf 1911 e.V., In der Dehlen 50, 53125 Bonn, www.schuetzen-duisdorf.de, Telefon 0228 625624

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