Weltklimakonferenz Duisdorfer Familie als Klima-Models

Duisdorf · Eine Fotografin hat 2015 eine Fotoserie mit Bonnern zur Weltklimakonferenz in Paris erstellt. Jetzt hat sie diese erneut für Bilder getroffen. Die Botschaft ist dieselbe wie damals.

Familie Deinet aus Duisdorf.

Familie Deinet aus Duisdorf.

Foto: Mirène Schmitz

Joas ist in der Welt schon viel herumgekommen. Er war in Paris, Brüssel, in Polen und sogar in Istanbul. Viele Menschen hat er in diesen Städten berührt und zum Nachdenken animiert. Dabei hat der Zweijährige Bonn bisher kaum verlassen. Doch gemeinsam mit seiner damals hochschwangeren Mutter Hilke Deinet, die den verpackungsfreien Feinkostladen Deinet in Duisdorf führt, sowie seinem Großvater Manfred Deinet war Joas auf großformatigen Plakaten zu sehen, die beim Weltklimagipfel in Paris gezeigt wurden und weltweit Aufmerksamkeit erregten.

Das Foto gehörte zu einer Serie des internationalen Agenturnetzwerkes „Do not smile“. Künstler aus Brüssel, Istanbul, Kopenhagen, Manchester, Paris, Rom sowie Bonn arbeiteten damals gemeinsam an einem Projekt zur UN-Konferenz. Mirène Schmitz hatte dazu sieben ausdrucksstarke Bilder mit Bonner Familien beigesteuert. „Der Klimawandel geht uns alle an. Diese Message ist noch nicht angekommen, deshalb braucht es neue Wege der Vermittlung“, sagt Robert Sedlak, Geschäftsführer der Agentur „Tippingpoints“, die das Projekt mitkonzipierte.

Jetzt, zwei Jahre später und nach dem Ende von Cop23 in Bonn, besuchte Mirène Schmitz noch einmal ihre „Models“ von damals. Hilke Deinet erinnert sich noch ganz genau an das Shooting Anfang Oktober 2015. „Eigentlich ging alles ziemlich zügig und ich habe mich dabei sehr wohl gefühlt“, sagt sie. Dennoch war die Arbeit in ihrem Zustand offenbar anstrengender als gedacht. Denn noch in der Nacht setzten die Wehen ein, keine 24 Stunden nach dem Fotoshooting kam Joas gesund und munter auf die Welt. Heute läuft er ganz selbstverständlich durch den Laden und zieht Mutter Hilke an der Hand hin zu den Boxen, in denen die getrockneten Früchte lagern, die er so gerne nascht.

"Keine netten Familienbilder"

Zwei Jahre später hat sich für Hilke und Schwiegervater Manfred Deinet nichts an der Aktualität ihrer damaligen Aussage geändert. „Wir stehen mehr denn je hinter unserem Konzept, verpackungsfreie Bio-Lebensmittel zu verkaufen“, sagt sie. Lange überzeugt werden musste sie also nicht, um sich an dem Projekt zu beteiligen. „Nein“, erinnert sich auch ihr Schwiegervater. „Wir waren sofort Feuer und Flamme.“

Auch für Mirène Schmitz ist das Duisdorfer Foto etwas ganz Besonders. „Ich bin sehr oft darauf angesprochen worden. Dass sich eine hochschwangere Frau für diese Aktion stark gemacht hat, hat bei allen Ausstellungen stets einen großen Eindruck gemacht.“

Mirène Schmitz zeigte in ihren Fotografien Familien in ihrem persönlichen Umfeld, mit forderndem Gesichtsausdruck. „Ich wollte keine netten Familienbilder machen. Der Betrachter sollte die Fotos nicht leicht konsumieren. Sondern ich wollte, dass er inne hält und sich mit der Botschaft auseinandersetzt“, so die Künstlerin.

Wichtig war ihr auch, dass immer drei Generationen einer Familie abgebildet sind. „Denn sie bilden gemeinsam die Klimageneration, die jetzt handeln muss.“ Das Deinet-Bild ist das einzige, auf dem nur zwei Personen zu sehen sind. Der dritte Akteur – Joas – war zwar deutlich sichtbar, allerdings nur in der „Verpackung“ seiner Mutter.

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