Videon-Geschäft Die letzte Videothek in Bonn macht zu

Duisdorf · Es sind die letzten Tage des Videon-Geschäfts an der Rochusstraße 151 in Duisdorf. Der Verleih von DVDs und Blu-rays läuft schon lange nicht mehr. Jetzt wird ein Nachmieter für die Ladenfläche gesucht.

„Zu vermieten.“ Dieses Schild hängt schon seit mehr als einem Jahr im Schaufenster des Videon-Geschäfts in der Rochusstraße 151, zwei Häuser neben dem Rathaus Hardtberg. Jetzt ist ein weiteres dazugekommen: „Ausverkauf. Wir schließen.“

Bonns letzte Videothek, die in Duisdorf beheimatet ist, gibt endgültig auf, wofür es mehrere Gründe gibt. Das Geschäft ist zuletzt nicht nur schlecht, sondern gar nicht mehr gelaufen, sagt Inhaber Klaus Schmidtgen. Der 56-Jährige ist seit 30 Jahren in der Branche und hat den galoppierenden Verfall des Geschäftsmodells hautnah mitbekommen. „Wir haben nur noch zwölf Prozent des Umsatzes, den wir früher einmal hatten“, sagt er. Ende dieses Monats will er das Geschäft schließen, zumal er schwer an Krebs erkrankt ist. „Ich wollte eigentlich noch bis zum Jahresende weitermachen, aber die kurze Zeit, die mir noch bleibt, will ich anders nutzen.“

Heutzutage braucht es nur einen Knopfdruck, um sich zu Hause seinen Lieblingsfilm anzusehen. Ob über ein Entertainmentpaket, einen Streamingdienst oder einen Videokanal im Netz. Wer fährt da noch zu einem Filmverleiher? „Das sind nur noch Stammkunden oder Old-School-Liebhaber“, sagt Schmidtgen, der als gelernter Messtechniker mit 26 Jahren so in die Branche „reingerutscht“ war, wie er sagt, und seinen ersten Laden 1987 in Alfter eröffnete. Später übernahm er andere Geschäfte wie den damals bekannten Mühlenbach-Video-Laden in der Kölnstraße oder den Verleih in der Justus-von-Liebig Straße.

Geboomt hatte die Branche noch im Jahr 2000. „Das war die Zeit, als die Umstellung von VHS auf DVD stattfand und sich viele Kunden die Filme noch einmal in besserer Qualität ansehen wollten“, sagt Schmidtgen. „Da haben wir in einer Schicht mit sieben Mitarbeitern gearbeitet, heute ist nicht mal ein einziger ausgelastet.“ Die Umstellung auf Blu-ray habe man dagegen nicht gemerkt. Und noch vor fünf Jahren hätte sich niemand träumen lassen, dass es so weit komme. Und jetzt? Alles muss raus, es gibt Nachlässe bis 90 Prozent, die Metallständer für die Warenpräsentation werden verschenkt.

Die Kunden blieben aus

Für Schmidtgen gibt es an Videotheken einen grundsätzlichen Nachteil, der zum Niedergang beigetragen hat. Das sei immer das Zurückbringen gewesen. Um einen Film zu holen, seien Kunden früher etliche Kilometer gefahren, mit dem Abgeben nach der Ausleihzeit hätten sie es nicht so eilig gehabt. „Das war immer ein Nachteil des Systems.“ Außerdem sei der Verkehr dichter geworden, mit mehr Staus. Die Kunden blieben aus. „Heute haben wir nur noch welche aus der direkten Umgebung.“

Gutes Geld verdient hat der Videon-Chef jahrelang auch mit dem, was er „Heimatfilme“ nennt, also der abgetrennte Bereich für Pornos und Index-Filme. „Das waren die angenehmsten Kunden“, sagt er rückblickend. Sie hätten früher mehr als 70 Prozent des Umsatzes ausgemacht.

Mit dem Aus für Videon werden in Duisdorf 550 Quadratmeter Ladenfläche auf einmal frei. „Wir sind immer super mit Herrn Schmidtgen klargekommen“, sagt Eigentümer Heinz-Josef Brünker über seinen Mieter. Der gibt das Lob zurück: „Wenn Brünker uns bei der Miete nicht entgegengekommen wären, hätten wir hier schon vor zwei Jahren zugemacht.“

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