Investor sieht positive Sanierungseffekte Die Elementa-Siedlung im Wandel

BRÜSER BERG · Jahrelang waren die Elementa-Bauten an der Celsiusstraße ein Synonym für Verfall einer heruntergekommenen Wohnanlage mit Leerständen, Vandalismus und einem Ruf, der nicht der beste war.

 Der Eingang zu der Elementa-Wohnanlage: Das Hinweisschild, wonach das Areal videoüberwacht ist, wurde erst kürzlich angebracht. Die Kameras sollen helfen, verdächtige Dinge zu dokumentieren.

Der Eingang zu der Elementa-Wohnanlage: Das Hinweisschild, wonach das Areal videoüberwacht ist, wurde erst kürzlich angebracht. Die Kameras sollen helfen, verdächtige Dinge zu dokumentieren.

Foto: Horst Müller

Aber genau das ändert sich gerade in den Augen von Investor Guido Roggendorf, der seit einem Jahr die Sanierung der Wohnungen vorantreibt.

Und der, das vorweg, den Kauf der 54 Wohnungen noch nicht bereut hat. "Das Image war schlecht, aber es gibt deutlich schlimmere Objekte in Bonn", sagt er. "Hier kann man etwas draus machen." Für ihn sei die Größe des Objekts noch beherrschbar, und der Schnitt der Wohnungen hat es ihm angetan. "Das war auch der Grund, dass wir das Objekt erworben haben."

Einige Wohnungen sind bereits saniert, die Heizungsanlage und die Steuerungen werden auf Vordermann gebracht, Handwerker erneuern die Dächer und dämmen sie, illegale Verschläge wurden abgerissen und die Gartenanlage entmüllt. "Es geht voran", sagt Roggendorf. "Aber es geht auch nicht alles auf einmal."

Das ist nicht unbemerkt geblieben. Mit der Sanierung und Aufwertung der Anlage ändert sich auch das Mietklientel, hat Roggendorf festgestellt. "Eine erste natürliche Fluktuation hat sich schon eingestellt", sagt er, bemerkt aber auch: "Es war hier eigentlich immer so, dass man mit den Mietern reden konnte."

Dennoch: Es gab bereits drei Mieterversammlungen, die von der SPD organisiert worden waren. Bei der jüngsten informierte Landtagsabgeordneter Bernhard von Grünberg, welche Rechte die Mieter während der laufenden Renovierungsarbeiten haben, und stand auch für Einzelberatungen zur Verfügung. "Es gibt Fragen, die noch nicht beantwortet werden konnten", ergänzte die Hardtberger SPD-Vorsitzende Binnaz Öztoprak. Diese nehme man auf, bespreche sie mit dem Vermieter und wolle dadurch Brücken bauen. Bis dahin empfahl die SPD den Mietern, keine neuen Mietverträge zu unterschreiben, ohne diese vorher rechtlich überprüfen zu lassen. Bei Bezug von Sozialleistungen müsse unbedingt vorher das Jobcenter zustimmen, geänderte Mietverträge weiter zu bezahlen.

Völlig undurchsichtig ist dagegen ein Aspekt, der eigentlich nur am Rande mit der Wohnanlage zu tun hat, dennoch bei Insidern für Aufmerksamkeit sorgt: An der Einfahrt der Tiefgarage an der Newtonstraße trifft sich mittags zwischen 12 und 14 Uhr sowie abends regelmäßig eine Gruppe von Männern um die 30 Jahre, manche sogar älter. Einige fahren mit großen Limousinen vor, manche mit Frankfurter Kennzeichen, auch ein roter Ferrari wird regelmäßig gesichtet. Die Männer sprechen miteinander, telefonieren, gehen kurz weg, kommen wieder und zerstreuen sich dann plötzlich wie auf Kommando. Die Annahme, dass da nicht ganz lautere Geschäfte inklusive Drogendeals gemacht werden, liegt nahe.

Der Ort, an dem sich das abspielt, ist ausgerechnet ein Fußweg, der auch als Schulweg zum Schulhof der Realschule Hardtberg und der August-Macke-Schule genutzt wird. "In den Schulferien lassen sich diese Leute nicht blicken, auch in den letzten Tagen waren sie nicht vor Ort", sagte ein Beobachter dem GA.

Die Polizei, die mitunter mit Streifenwagen dort entlangfährt, kennt die Situation. Das sei seit vielen Jahren ein Treffpunkt von Männern, die in der Nähe wohnen. "Die Personen sind uns seit Jahren bekannt", sagte Sprecher Frank Piontek dem GA. "Wenn wir Anhaltspunkte haben, kontrollieren wir die Männer, aber es gibt keine konkreten Hinweise, dass dort Drogengeschäfte abgewickelt werden." Außerdem sei der angeblich rote Ferrari kein Ferrari, sondern ein tiefergelegter Japaner.

Auch Schulleiter Wilfried Müller von der August-Macke-Schule weiß um die Situation. "Wir finden diese Ansammlung von Männern auch dubios und das besorgt uns, aber was sollen wir machen?", fragt er. "Uns sind die Hände gebunden." Seine Rektorenkollegen der anderen beiden Schulen haben von dem Treiben noch nichts bemerkt, sagen sie. "Ich werde mich aber sofort darum kümmern", kündigte Holger Tegtmeier von der Realschule an. Und Inge Stauder fordert: "Wenn das so ist, dann muss die Polizei dort tätig werden."

Die Elementa-Siedlung auf dem Brüser Berg

In den Jahren 1974/75 wurden die Häuser mit insgesamt 180 Wohnungen an der Celsiusstraße gebaut. Ursprünglich waren die Gebäude Vorzeigehäuser, ersonnen vom finnischen Architekten Antero Markelin, der mit seinem Entwurf den dritten Platz beim Architekturwettbewerb "Elementa 72" des Bundesministeriums für Städtebau und Wohnungswesen und der Illustrierten "Stern" gewonnen hatte. Daher stammt auch der Name "Elementa-Siedlung".

Doch ständig wechselnde Eigentümer steckten jahrelang kaum Geld in die Häuser, selbst Grundsanierungen wurden nicht gemacht. Fast 50 Prozent der Bewohner waren später nach Angaben der Stadt Zuwanderer. Ein Großteil der Wohnungen stand zwisc7henzeitlich leer, es gab Vandalismus und eigenmächtige Veränderungen am Gebäude. Das Objekt Celsiusstraße 19-29 mit zwei Gebäuderiegeln an der Ecke Newtonstraße ging bei einer Zwangsversteigerung Ende 2013 an den Bonner Investor Guido Roggendorf.

Die Kaltmieten für die 54 Zwei- bis Vier-Zimmerwohnungen liegen derzeit bei knapp vier Euro pro Quadratmeter, sieben Euro könnten es nach der Sanierung werden, die wohl noch ein bis zwei Jahre in Anspruch nehmen wird. In einem letzten Schritt werden dann auch Außenanlagen und Fassaden auf Vordermann gebracht.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort