Porträt Ralf Knoblauch Diakon schnitzt Holzskulpturen

LESSENICH · Zwei Könige, der eine sitzt und lässt die Beine baumeln, der andere hat die Krone abgelegt - das sind die neuesten Figuren, die in Ralf Knoblauchs Keller entstehen. Zum Motiv hat er sich Anfang des Jahres durch die Sternsinger-Aktion inspirieren lassen: "Ich versuche, mich dem Thema königliche Würde im Menschen zu nähern", sagt der Diakon der Kirchengemeinde Thomas Morus im Bonner Westen, der mit seiner Familie im Pfarrhaus von Sankt Laurentius wohnt und zweimal im Jahr Holzbearbeitungs-Wochenenden unter dem Titel "Ora et labora" anbietet.

 Kunst aus Holz: Der 49-Jährige Ralf Knoblauch ist gelernter Tischler. Seinen Keller hat er zu einer gut bestückten Werkstatt ausgebaut.

Kunst aus Holz: Der 49-Jährige Ralf Knoblauch ist gelernter Tischler. Seinen Keller hat er zu einer gut bestückten Werkstatt ausgebaut.

Foto: Stefan Knopp

Der 49-Jährige ist gelernter Tischler. "Ich hatte schon immer eine Affinität zum Werkstoff Holz." Vor einigen Jahren habe er diese Leidenschaft für sich wiederentdeckt. Seitdem verbringt er große Teile seiner Freizeit in seiner Kellerwerkstatt. Auf etwa drei mal vier Metern hat er dort alles, was er braucht, um Skulpturen aus Holz zu fertigen: menschliche Figuren, aber auch Abstraktes oder zwei wie Kettenglieder ineinander greifende Ringe, die er genauso aus einem Stück Holz geschnitzt hat.

"Die Arbeit mit Holz ist ein wichtiger Ausgleich zur Arbeit als Diakon", so Knoblauch. "Da kann ich abarbeiten, was mir so im Beruf begegnet." Da komme gerade in Brennpunkten wie Tannenbusch und Dransdorf einiges an sozialen Problemen zusammen, mit denen er konfrontiert werde. Es sei eine spirituelle und persönliche Auseinandersetzung mit dem Alltag und sehr stimmungsabhängig. Am liebsten bearbeite er harte Hölzer, hauptsächlich von Obst-, Oliven- und Eichenbäumen.

Eine meditative, körperlich fordernde und kreative Tätigkeit, die er auch gerne weitergibt, und zwar in den Veranstaltungen im Frühling und Herbst. "Ora et labora, Bildhauen im Pfarrgarten" heißen sie: Die maximal 15 Teilnehmer suchen sich ein Holzstück aus und nähern sich einem bestimmten Thema. Knoblauch gibt nur technische Hilfestellungen, falls benötigt. Das ist beliebt, die nächste Sitzung vom 9. bis 11. Mai ist längst ausgebucht.

Diese Wochenenden hatte Knoblauch bis zum letzten Jahr mit seinem Freund Christoph Klemp durchgeführt. Der starb jedoch unverhofft an einem Herzinfarkt. "Wir haben uns gegenseitig sehr bereichert", sagt der Diakon. Die Nachricht von Klemps Tod habe ihn ausgerechnet zu einer Zeit erreicht, als er im Keller gearbeitet habe. Das war kurz vor der Veranstaltung im Frühling 2013, die deswegen ausgesetzt wurde. Im Herbst richtete er das Wochenende aber wieder aus, mit Unterstützung eines Gemeindemitgliedes. Das weiterzuführen, sei sicher im Sinne seines verstorbenen Freundes, meint Knoblauch.

  • Die Teilnehmerliste für den Mai ist voll, aber zur Finissage am Sonntagnachmittag, 11. Mai, ist jeder Interessent willkommen. Außerdem kann man sich bereits für das Bildhauer-Wochenende, 26. bis 28. September, anmelden, unter Telefon 0228/7483014 oder an mail@ralfknoblauch.de.
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