Vom grünen Idyll zur Betonwüste Der "neue" Bach, schön oder hässlich?

Lengsdorf · Die Meinungen sind geteilt: Nach der jüngsten Berichterstattung über die Offenlage des Lengsdorfer Baches fragen sich die Bürger, ob dieser früher so idyllische Ort an der Ohligsmühle mit der Freilegung des Bachkanals gewonnen hat. Oder ist die Situation eher verschlimmbessert worden?

 Schritt 1: Früher war alles grün, an der Linde stand eine Bank, der Bach kam weiter hinten zutage.

Schritt 1: Früher war alles grün, an der Linde stand eine Bank, der Bach kam weiter hinten zutage.

Foto: Privat

Auch beim Vorsitzenden der Lengsdorfer Bachfreunde, Norbert Düx, kommt die Kritik natürlich an. Dennoch glaubt er: "Das wird genau so schön wie vorher." Rom sei schließlich auch nicht an einem Tag erbaut worden.

Wie berichtet, sind die Betonbauarbeiten inzwischen fertig gestellt, und die Größe dieses Bauwerks hat so manchen erschreckt. Auf die Bepflanzung und Rekultivierung werden die Bürger noch bis zur Pflanzperiode im Frühjahr warten müssen.

Die Offenlegung des Baches im Rahmen der Bachsanierung Im Mühlenbach kostete wie berichtet rund 65 000 Euro und kam auf einen Bürgerantrag der Lengsdorfer Bachfreunde hin zustande, die sich für eine naturnahe Gestaltung des Bachs einsetzen.

Weitere 8500 Euro werden für die neue Bushaltestelle dort fällig. Was viele Lengsdorfer ärgert: Im Zuge der Bauarbeiten wurde auch die große Linde gefällt, die eigentlich erhalten werden sollte. Ein Ersatz soll an gleicher Stelle gepflanzt werden. Das Projekt war von allen Parteien außer der CDU unterstützt worden. Diese bemängelte, dass ein erlebbarer Bachlauf durch das Betonbauwerk nicht gegeben sei, konnte sich aber damit nicht durchsetzen.

Ein Anwohner, der gegenüber der Baustelle wohnt und dem GA die hier abgedruckten Fotos zur Verfügung stellte, beklagt ebenfalls: Für den Umbau habe nicht nur die hoch gewachsene Linde gefällt werden müssen, sondern auch einige andere Bäume stattlicher Größe wurden entfernt - der letzte kurz vor Weihnachten, als die Betonarbeiten nahezu abgeschlossen waren. Und außerdem könne von einem renaturierten Bachbett nicht die Rede sein, sondern es sei eine Betonkonstruktion, die umweltzerstörend wirke und einen natürlichen Bachverlauf keineswegs erlebbar machen werde.

Düx dagegen gibt zu bedenken: "Die Leute können sich einfach noch nicht vorstellen, wie es am Ende aussehen soll." Es würden noch Wasserbausteine eingebaut, die Uferbepflanzung mit 25 heimischen Pflanzen übernähmen die Bachfreunde, und auch eine Sitzecke werde es wieder geben. "Mal abwarten, das wird bestimmt schick aussehen", sagt er. Düx betont aber gleichzeitig, dass er erst seit neun Monaten Vorsitzender des Vereins sei. Und die Pläne zur Bachoffenlage gebe es schon seit Jahren, als er selbst noch gar nicht Mitglied im Verein gewesen sei.

In den Augen von Klaus Schmäck, der früher Düx' Vorgänger und heute Vizechef der Bachfreunde ist, war die Offenlegung dagegen unumgänglich. "Denn die Stahlüberdeckung war an dieser Stelle verrostet und die Armierung abgeplatzt", sagt er und findet: "Wenn das sowieso aufgemacht werden musste, war unsere Position, das auch gleich offen zu lassen, damit die Lengsdorfer ein Stück des Baches sehen können." Das sei nämlich weder im Ort noch im Katzenlochbachtal, wo der Bach herkomme, möglich. Dass die Linde fallen musste, sei unumgänglich gewesen, weil die Wurzeln bei den Bauarbeiten zerstört worden seien. Die heute noch unansehnliche Stützmauer werde mit Steinen abgedeckt und begrünt, damit die Stelle später ein schönes, grünes Areal werde.

Was meinen Sie? Ist die Freilegung des Lengsdorfer Baches gelungen oder eher ein Frevel? Teilen Sie uns Ihre Auffassung mit, unter hardtberg@ga.de.

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