Statt Kanalsanierung Der Engelsbach in Poppelsdorf soll offengelegt werden

Ippendorf/Poppelsdorf · Der Bach soll in Richtung Poppelsdorf wieder an die Oberfläche treten. Ein Bereich könnte die Straße „Im Wingert“ sein. Dafür würden ausschließlich städtische Flächen genutzt, sodass kein Grunderwerb für diese Maßnahme getätigt werden müsse.

Fröhlich plätschert er dahin: Der Engelsbach soll künftig nicht nur im Melbtal offen für Passanten und Anwohner sichtbar sein, sondern auch in Richtung Poppelsdorf.

Fröhlich plätschert er dahin: Der Engelsbach soll künftig nicht nur im Melbtal offen für Passanten und Anwohner sichtbar sein, sondern auch in Richtung Poppelsdorf.

Foto: Meike Böschemeyer/MEIKE BOESCHEMEYER

Jahrzehnte schon ist es her, dass der Engelsbach in Höhe des Melbbads offengelegt und damit renaturiert wurde. Jetzt könnte der Bach auch im unteren Teil in Richtung Poppelsdorf an die Oberfläche treten. Der Kanal ist marode, schon vor einiger Zeit hatte die Verwaltung angekündigt, die Offenlegung des Baches als Alternative zu einer Kanalsanierung prüfen zu wollen.

An diese Überlegung hat nun der Bürger Bund Bonn (BBB) in einem Antrag für die jüngste Sitzung des Planungsausschusses am Mittwochabend angeknüpft. Nachdem die umstrittenen Pläne eines Investors für ein Wohn- und Geschäftshaus an der Straße „Im Wingert“ ad acta gelegt werden mussten, sei auch der Vorschlag, im Zuge dieser Planung den Engelsbach dort offenzulegen, wieder in der Versenkung verschwunden, so BBB-Ratsherr Marcel Schmitt. Dabei hatte die Verwaltung damals selbst erklärt, die Offenlage entspreche „in hohem Maße wasserwirtschaftlichen und gewässerökologischen Zielen. Der Gewässerausbau ist als Ausgleichsmaßnahme für das Baugebiet geeignet. Vor dem Hintergrund stadtklimatischer Gesichtspunkte kommt einem Grünzug mit Bachlauf besondere Bedeutung auf Grund der Verbesserung des Mikroklimas zu.“

Dieser Auffassung stimme die BBB-Fraktion nachdrücklich zu. Angesichts des in Bonn ausgerufenen Klimanotstands sollte der Oberbürgermeister aus Sicht der BBB-Fraktion nicht schnellstmöglich die Offenlegung des Engelbaches wie vorgeschlagen realisieren und die dazu notwendigen Beschlüsse herbeiführen, sondern die gesamte Fläche „Im Wingert“ im Sinne wasserwirtschaftlicher, ökologischer und stadtklimatischer Ziele aufwerten und dauerhaft sichern“, sagte Schmitt. Der Planungsauschuss stimmte dem Projekt einhellig zu. Zuvor hatte Bert Moll, planungspolitischer Sprecher der CDU, von der Verwaltung allerdings wissen wollen, ob eine Offenlage einer etwaigen Bebauung an der Stelle zu einem späteren Zeitpunkt im Wege stehe. Zu diesem Punkt sagte Stadtbaurat Helmut Wiesner: „Das kann man sicher ausschließen.“ Sollte es der Wunsch der Politik sein, für den Bereich „Im Wingert“ doch Bauprojekte zu beschließen, so sei es schließlich möglich, Brücken über den Bach zu legen.

In ihrer Stellungnahme hatte die Verwaltung erklärt, dass die Offenlage des Baches in der Grünfläche neben dem Gehweg Am Wingert auf circa 80 Metern möglich sei. „Für die Querung der Straße Im Wingert bis zur Offenlage bedarf es einer neuen Verrohrung.“ Für den Bachlauf mit seinen Ufern und einem Gewässerrandstreifen würden ausschließlich städtische Flächen genutzt, sodass kein Grunderwerb für diese Maßnahme getätigt werden müsse. Die Öffnung des Bachlaufes sei zudem leistungsfähig genug, um im Hochwasserfall den Abfluss abzuführen, der vom oberhalb gelegenen Hochwasserrückhaltebecken im Melbbad als Drosselabfluss abgegeben wird. Die parallel verlaufende, sanierungsbedürftige Bachverrohrung könne somit in dieser Variante aufgegeben werden.

Weiter heißt es in der Stellungnahme: „Die Offenlegung des Engelsbachs in diesem Abschnitt entspricht den Zielen der Landschaftsplanung und wird daher aus naturschutzfachlicher Sicht ausdrück­lich begrüßt.“

Auch der Abschnitt im Bereich der Poppelsdorfer Gastro-Meile müsse möglichst zeitnah saniert werden. Die Sanierung der Verrohrung darüber bis zum Clemens-August-Platz erfolge als zweiter Bauabschnitt. Eine Offenlegung des Baches könnte sich nach Durchführung eines wasserrechtlichen Genehmigungsverfahrens als letzter Bauabschnitt anschließen.

In den Haushalten 2021/22 und 23 will die Verwaltung rund 900 000 Euro für die Kanalsanierung sowie eine mögliche Offenlage des Baches bereitstellen.

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