SPD Hardtberg Binnaz Öztoprak ist neuer Vorsitzender

DUISDORF/BRÜSER BERG · Der Name ist nicht wirklich leicht auszusprechen und gewöhnungsbedürftig: Binnaz Öztoprak, geboren in der Türkei, aber seit 20 Jahren in Deutschland zu Hause, ist inzwischen in der Bonner Lokalpolitik angekommen. Seit März ist sie die neue Vorsitzende der Hardtberger SPD.

 Vor dem Rathaus: Binnaz Öztoprak ist für die SPD Hardtberg als Vorsitzende angetreten, um sich politisch zu engagieren.

Vor dem Rathaus: Binnaz Öztoprak ist für die SPD Hardtberg als Vorsitzende angetreten, um sich politisch zu engagieren.

Foto: Roland Kohls

Wer ist die Frau, die damit die Nachfolge von Gabi Sauermann antritt? Binnaz Öztoprak ist eine zierliche Frau, die zunächst einmal perfekt Deutsch spricht - wenn auch mit Akzent. Dass sie deshalb und ob ihres Namens auf Zurückhaltung bei manchen Leuten trifft, merkt sie natürlich auch. "Ja, bei manchen Menschen gibt es wegen des Namens Berührungsängste."

Die 47-Jährige ist jedoch kommunikativ genug, um das schnell zu überbrücken. Bislang ist Öztoprak in ihrer neuen Funktion allerdings noch in der Kennenlernphase. "Ich habe bisher vor allem Wahlkampf gemacht", blickt sie auf die jüngste Landtagswahl zurück. "Da das aber jetzt vorbei ist, werden wir uns neu sortieren."

Beruflich bedingt ist sie allerdings ziemlich viel auf Achse. Öztoprak arbeitet zwar seit zwölf Jahren für die T-Systems-Tochter des Bonner Telekom-Konzerns, betreut allerdings ein Projekt in Mülheim/Ruhr. Und das bedeutet, jeden Tag zum Arbeitsort zu fahren, wo sie für die Qualitätssicherung der Software-Entwicklung zuständig ist. Jeden Tag verbringt sie daher zweieinhalb Stunden auf der Autobahn. "Das ist anstrengend", räumt sie ein. Um sich während der langen Fahrten etwas zu unterhalten, lernt sie im Auto Französisch - mit Hilfe von Hörbüchern.

Doch inzwischen ist das auch ein Stück Routine. 2007 bis 2009 arbeitete sie sogar noch weiter weg, in einem Projekt in Nürnberg. Damals hatte sie sich dort ein Appartement gemietet und eine Wochenendbeziehung mit ihrem Ehemann Patrick geführt. Der ist auch Wirtschaftsinformatiker und für seinen Arbeitgeber, die Postbank, in der Woche ebenfalls viel unterwegs. Kennengelernt hat sich das Paar im Studium in Dortmund. Als Patrick sie damals auf ein Wochenende nach Bonn eingeladen hatte, war ihr schnell klar: "Das ist meine Stadt." Sie suchte sich hier einen Job und fand ihn bei der Telekom-Tochter.

Bis es sie allerdings in die Politik verschlug, dauerte es noch etwas. "Ich hatte mich schon in der Türkei für Frauen engagiert und dann in Dortmund Kinder unterstützt. Aber in Deutschland hatte ich mich wegen der Sprachbarriere erst mal nicht politisch betätigt." Ihre Schwerpunkte als SPD-Vorsitzende sieht sie in den Themen Sicherheit, Integration und Stadtteilentwicklung.

Im Einzelnen ist sie dafür, die Kontrollen durch Ordnungskräfte zu verstärken, die Bürger zu mehr Aufmerksamkeit und Hilfsbereitschaft aufzurufen und auch auf potenzielle Täter einzuwirken. Ziel sei der Schutz der Bürger vor Raub, Diebstahl und Körperverletzung. Dazu gehören in ihren Augen auch politische Bemühungen, jungen Leuten Beschäftigungen wie Sport sowie Treffpunkte anzubieten. In Sachen Graffiti wolle sie sich dafür einsetzen, dass die Sprayer mehr legale Orte dafür angeboten bekommen.

Bei der Stadteilentwicklung geht es ihr um bessere Barrierefreiheit für Senioren und Behinderte, um gute Fußwege sowie die Planung und den Bau von Mehrgenerationenhäusern sowie Studentenwohnheimen im Stadtbezirk. Außerdem will sie das Angebot an Ganztags-Gesamtschulen vergrößern, und zwar zu Lasten nicht mehr zeitgemäßer Schularten.

Ein politisches Mandat in der Bezirksvertretung oder im Stadtrat ist für Öztoprak allerdings noch in weiter Ferne. "Solche Ziele", sagt sie, "setze ich mir noch nicht." Was nicht ist, kann noch werden Ganz besonders, wenn man die zufällige Wahl von Deutschland als neue Heimat betrachtet. Ins Ausland wollte sie nämlich schon als junge Frau, allerdings standen die USA erst einmal ganz oben auf der Liste. Erst als Öztoprak kein US-Visum erhielt, kam Deutschland in die Auswahl. Und dann stand sie plötzlich ohne Sprachkenntnisse hier. "Ich habe denn erst einmal ein ganzes Jahr Deutschkurse belegt."

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