Projekt für Grundschüler in Bonn Bei „Tischlein deck dich“ lernen Kinder kochen

Dransdorf · Rund 20 Grundschüler nehmen einmal im Monat beim Kinderrestaurant „Tischlein deck dich“ teil. Das Projekt wurde 2011 von der Bonner Bürgerstiftung ins Leben gerufen.

 Alle für einen Teig: Zoe, Nihad und Kim bereiten ein Apfel-Crumble vor.

Alle für einen Teig: Zoe, Nihad und Kim bereiten ein Apfel-Crumble vor.

Foto: Stefan Hermes

"Alles was im pädagogischen Bereich wichtig ist, läuft über Beziehungsarbeit", ist sich die Sozialpädagogin Antje König sicher, die im neunten Jahr das Projekt "Tischlein deck dich" an der inklusiven Gemeinschaftsgrundschule (GGS) Kettelerschule in Dransdorf koordiniert. "Mir ist es dabei egal, ob die Möhre perfekt geschnitten in die Suppe kommt oder nicht", so König. Viel wichtiger sei ihr, wie das Gespräch verlaufe, das beim Möhrenschälen entstehen kann.

Rund 20 Grundschulkinder kommen einmal im Monat an ihrem schulfreien Samstag in die Kettelerschule und in die GGS Brüser Berg, an denen seit 2011 das von der Bonner Bürgerstiftung ins Leben gerufene Kinderrestaurant "Tischlein deck dich" stattfindet. Es ist aus dem Wunsch der Stiftung hervorgegangen, sich im Bereich von Kinderernährung zu engagieren. Heute finanziert sich das erfolgreiche Projekt über regelmäßige Spenden und Sponsoren. Mit der Sportfabrik gehört auch die Senioren- und Jugendhilfe des Bonner Stadtsoldaten-Corps zu den regelmäßigen Unterstützern. Am Samstag konnten die jeweils sechs bis acht Grundschulkinder, die sich abwechselnd in der Koch-, Servier- oder der Gästegruppe befinden, auch eine Abordnung der Stadtsoldaten an den liebevoll gedeckten und dekorierten Tischen begrüßen, die den beiden Bonner Kinderrestaurants über den Kinderhilfsfond der Bürgerstiftung einen Scheck über 2000 Euro zukommen ließen. Gemeinsam mit weiteren Gästen und Förderern nahmen sie an den Tischen des Kinderrestaurants Platz und konnten sich auf grünen Salat mit Äpfeln, eine Kartoffelsuppe "mit Knusper" und einen Apfel-Crumble als Nachtisch freuen.

"Nach dem Samstag bin ich erst mal kaputt und leg mich auf die Couch", berichtet König über eine Ehrenamtlerin, die zusammen mit einigen anderen freiwilligen Helfern die Kinder anleitet und unterstützt. Auch Reimer Nielsen (72) ist als ehemaliger Koch mit Begeisterung dabei. Gerade zeigt er Zoe (8), wie man eine Suppe richtig abschmeckt: "Nie mit einem Löffel, wie es die Fernsehköche immer tun", lacht er und gibt mit einer Kelle ein wenig frisch pürierte Kartoffelsuppe auf einen flachen Teller. "So", sagt er, "jetzt kann man erst einmal gucken, ob die Suppe zu dünn oder zu dick ist und auch fein genug püriert wurde." Er schwenkt den Teller, führt ihn zur Nase und prüft den Duft. Alles scheint bestens. Dann schlürft Zoe das Süppchen von dem Teller, schmeckt, überlegt einen Moment und gibt Reimer recht, dass noch ein wenig Salz fehlt, um sich dann dem Crumble-Teig für das Dessert zuzuwenden.

 Während nebenan gekocht wird, basteln Kinder und Helfer noch die letzten Tischdekorationen.

Während nebenan gekocht wird, basteln Kinder und Helfer noch die letzten Tischdekorationen.

Foto: Stefan Hermes

Ehrenamtliche Arbeit

Mit den beiden Neunjährigen Kim und Nihad knetet sie nun beherzt den Streuselteig, bei dessen Zubereitung Franzi Koczy (28) die Kinder unterstützt. Sie kam vor acht Jahren zum Studium nach Bonn und fand auf der Webseite der Stadt Bonn das Ehrenamt bei "Tischlein deck dich". "Das war genau das, was ich machen wollte", lacht die Biologin, "irgendwas mit Kochen und mit Kindern." Auch Delara (13), die längst nicht mehr an der Kettelerschule ist, hat mit dem Kochen das richtige für sich gefunden: "Das Kinderrestaurant hat mir immer so viel Spaß gemacht, dass ich froh bin, auch weiterhin mitmachen zu können", freut sie sich.

"Das Kochen ist hier eine sehr vielschichtige und exklusive Geschichte", unterstreicht Antje König: "Die Kinder lernen etwas fürs Leben, haben bei der Zubereitung jemanden an der Seite, der ihnen zuhört und genießen das Essen." Mit überzeugender Begeisterung betont sie, dass die Kettelerschule eine "bunte Schule" sei.

Und genauso bunt seien auch die Kinder. "Darunter gibt es durchaus auch welche, in deren Familien es nicht selbstverständlich ist, dass man sich die Zeit nimmt, um gemeinsam miteinander zu essen", sagt sie und legt Wert darauf, dass dies in allen Familien vorkomme. Egal welcher Herkunft und Bildung.

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