Diebstahl Auto mit "brutaler Optik" verzweifelt gesucht

BRÜSER BERG · Eine Liebesgeschichte ohne Happy End: Unbekannte haben Regina Wietzke ihren geliebten Pontiac Trans Am gestohlen. Von dem Auto aus dem Film "Ein ausgekochtes Schlitzohr" träumte sie schon als 14-Jährige.

 So sah er aus, der Pontiac Trans Am von 1979 mit 6,6 Liter-V-8-Motor, den Unbekannte Regina Wietzke vor kurzem stahlen.

So sah er aus, der Pontiac Trans Am von 1979 mit 6,6 Liter-V-8-Motor, den Unbekannte Regina Wietzke vor kurzem stahlen.

Foto: WIETZKE

Als Regina Wietzke 14 Jahre alt war, da verliebte sie sich unsterblich. "Ich saß im Kino und guckte ,Smokey and the Bandit'", erinnert sie sich. Der deutsche Titel lautet "Ein ausgekochtes Schlitzohr". Aber Wietzke ist Amerika-Fan, und überhaupt, wer einen Film liebt, der nennt ihn im Originaltitel.

Wie auch immer, die 14-Jährige verliebte sich. Nicht in den Cowboyhut tragenden Schnauzbartträger Burt Reynolds. Sondern in das Auto, mit dem Reynolds sich durch die mäßig anspruchsvolle Handlung des Films knattert. "Ein Pontiac Trans Am von 1979 mit einem 6,6 Liter-V-8-Motor", sagt Wietzke.

Und sie sagt es so beiläufig, wie andere ihren Namen nennen. Für diejenigen, die sich nicht mit den kraftstrotzenden US-Muscle-Cars der 70er Jahre auskennen, der Pontiac Trans Am, Beiname "Firebird", weil ein Phönix auf der Motorhaube den Flammen entsteigt, war ein böses Auto mit "brutaler Optik", wie eine der einschlägigen Fachzeitschriften schwärmt. Ein Auto für Jungs, die es gern mal krachen lassen, gebaut zu einer Zeit, als Spritpreise kein Thema waren. Kein Auto jedenfalls, in das sich 14-jährige Mädchen gemeinhin leichtfertig verlieben. Regina Wietzke tat es trotzdem. "Ich sagte meinen Eltern, dass ich mir so ein Auto mal kaufen werde", sagt sie. Und die Eltern lachten.

Sie habe nie mit Puppen, aber immer gern mit Autos gespielt, sagt sie. So etwas soll schon mal vorkommen, und ist mittlerweile genauso wenig exotisch wie die Tatsache, dass Frauen Autorennen fahren oder an Autos herumschrauben. Trotzdem: Die 44-Jährige ist eine schlanke Frau mit gepflegten Händen und langen dunklen Haaren, die hell lacht und eigentlich ziemlich schüchtern ist. Oder wirkt. Jedenfalls sei es ihr immer eher unangenehm gewesen, wenn sie mit dem Auto für viel Aufmerksamkeit gesorgt habe, sagt sie Womit sie definitiv das falsche Auto fuhr.

Sprich, Regina Wiertzke ist keine Frau, der man die Passion für so ein Männer-Auto auf den ersten Blick ansieht. Oder gar abnimmt. "Ich weiß es auch nicht, das Auto hat mich einfach gepackt", sagt Wietzke.

Und so machte sie die Ankündigung von damals irgendwann wahr und kaufte sich dieses Auto. Zunächst einmal gab sich die gelernte Sekretärin mit einer abgespeckten Version zufrieden. 1989 kaufte sie ihren ersten Pontiac, rot. "Das war aber nur der 5-Liter-Motor", meint Wietzke, Den Wagen gab sie wieder ab, die alleinerziehende Mutter hatte andere Prioritäten, um die sie sich kümmern musste.

Bis es 2002 so weit war: Wietzke kaufte sich das Auto, in das sie sich mit 14 Jahren verliebt hatte. Nicht irgendeinen Trans Am Baujahr 1979, sondern genau das Modell aus dem Film, die "Special Black Edition", mit goldfarbenem Armaturenbrett, für das sie ihr Sparbuch auflöste, was seit zwei Jahrzehnten bestand. Es könnte das glückliche Ende eine langen Liebe sein. Und ein paar Jahre war auch alles schön und gut.

Vielleicht auch deshalb, weil Wietzke eine Schön-Wetter-Beziehung führte. "Ich habe das Auto nur aus der Garage geholt, wenn wirklich strahlend blauer Himmel war", erinnert sie sich. Kein Wunder, dass der Pontiac bei der Pflege auch immer wie geschmiert lief. Und damit auch wirklich kein Kratzer an ihr Auto kommt, mietete Wietzke irgendwann einen Tiefgaragenplatz an. "Das Auto war mein Kindheitstraum und mein ganzer Stolz", stellt die 44-Jährige fest.

Vor wenigen Tagen haben Unbekannte den Pontiac aus der Tiefgarage gestohlen. "Mir geht es überhaupt nicht gut", sagt Wietzke und starrt ins Leere durch ein Fenster, auf dessen Fensterbrett ein Foto steht, das sie zeigt, wie sie auf der Motorhaube ihres Lieblings sitzt. Ein paar Jahre jünger und bekleidet mit einem Wollpulli, der damals modern war. Die Polizei sagt, das sei ein Diebstahl auf Bestellung gewesen. Hinweise auf den Verbleib und die Täter hat sie bislang nicht.

"Heute denke ich mir, dass ich den Wagen viel zu wenig gefahren bin", sagt Wietzke. Denn dieses Auto, das sei "ihr Leben" gewesen. Und die Tochter fragt mit gespielter Verzweiflung: "Und was ist mit mir?" Beschwichtigend legt die Mutter ihr die Hand auf den Unterarm. Trotzdem, sie vermisst ihr "Familienmitglied".

Wer Hinweise auf den Verbleib geben kann, sollte sich unter mrs.pontiac@web.de melden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort