Reptilientour der Biologischen Station Auf Tuchfühlung mit Kriechtieren im Kottenforst

BONN · Die Sonne lässt sich nicht blicken an diesem frischen Septembernachmittag, statt dessen ziehen dicke Wolken über den Kottenforst. Die Wahrscheinlichkeit, dass die rund ein Dutzend Teilnehmer der Reptilien-Exkursion einige dieser Kriechtiere entdecken, ist daher nicht so groß: "Reptilien brauchen Licht und Wärme. Ich bin selbst gespannt, ob wir heute welche entdecken", erklärt Diplom-Biologe Christian Chmela von der Naturschutzeinrichtung Biologische Station Bonn.

 Christian Chmela gibt den Exkursionsteilnehmern vor dem Start der Reptilientour eine kurze Einführung.

Christian Chmela gibt den Exkursionsteilnehmern vor dem Start der Reptilientour eine kurze Einführung.

Foto: Sebastian Flick

Zusammen mit seinem Kollegen Klaus Weddeling von der Biologischen Station Eitorf führt er die Teilnehmer durch den Kottenforst. Von 13 in Deutschland existierenden Reptilienarten leben hier drei: Waldeidechse, Blindschleiche und Ringelnatter.

Ausgestattet mit Kescher und verschiedenen Behältern zieht die Gruppe los. "Wenn man nach Reptilien sucht, dann sucht man am besten Stellen auf, wo Holz oder anderes großes Material schon etwas länger liegt und dreht es einfach um.

Unter Holz werden Reptilien am häufigsten vermutet", erklärt Chmela. Während er die Gruppe durch den Kottenforst führt, läuft Klaus Weddeling etwas abseits der Wege, bleibt auch bei einigen Gewässern stehen und zieht mit seinem Kescher durch das Wasser. Einige Meter weiter hat der Biologe einen besonderen Waldbewohner entdeckt.

Doch es ist kein Reptil, sondern eine Erdkröte, die Weddeling in den Händen hält: "Habt ihr euch angeschaut, was für schöne, rot goldene Augen die Kröte hat?", fragt er in die Runde.

Nach einigen Momenten des Bestaunens geht es weiter, von Reptilien aber keine Spur. Doch im Kottenforst gibt es noch viel mehr zu entdecken: Botaniker Chmela bleibt alle paar Meter stehen und zeigt der Gruppe besondere Pflanzenarten, wie zum Beispiel den Wasserdarm oder den Augentrost.

Als Chmela und Weddeling einen morschen Baumstamm entdecken, steuern sie direkt auf ihn zu: "Dies ist ein Ort, in den die Ringelnatter gerne reingeht und ihre Eier ablegt. Zudem ist es eine gute Versteckmöglichkeit für Feuersalamander", erklärt Chmela. Aber sowohl unter diesem, als auch unter den nächsten umgedrehten Baumstämmen finden sie nichts außer Laufkäfern.

Einige Minuten später kommt die Gruppe zu einem Streifen Grünland, der von den beiden Biologen intensiv abgesucht wird: "Das ist eigentlich unsere beste Fläche, um Ringelnattern und Waldeidechsen anzutreffen - zumindest bei guten Wetter", erklären die beiden.

Vorsichtig heben Chmela und Weddeling ein Holzbrett hoch und tatsächlich: Eine Ringelnatter und eine Waldeidechse kommen zum Vorschein. Beide Tiere werden in die Behälter gelockt, dürfen anschließend aber auch mal von allen vorsichtig in die Hand genommen werden.

"In so einer Situation stellen sich die Tiere oft tot und bleiben mehrere Minuten liegen", erklärt Chmela. Insbesondere die jungen Teilnehmer scheinen neue Freunde gefunden zu haben: Ein Reptil ist kurz davor, in den Ärmel eines Mädchens zu kriechen. Nach einigen Minuten dann der Abschied: Die Reptilien werden wieder auf das Brett gelegt, unter dem sie gefunden worden und können so nach kurzen Momenten der Aufregung in ihren Naturraum zurückkehren und entspannen.

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