Am Bruch in Duisdorf Alternatives Wohnprojekt eingeweiht

DUISDORF · Viele reden von alternativen Wohnformen, gestern ist Am Bruch 3 ein solches Vorzeigeprojekt eingeweiht worden. Es zeichnet sich nicht nur dadurch aus, dass fast alle Wohnungen barrierefrei sind, sondern durch gegenseitige Unterstützung, die sich die Bewohner in die Hand versprochen haben.

 Kommunikation vor der Gemeinschaftswohnung: Zur Einweihung des Wohnprojekts kamen auch (von rechts) Karl-Heinz Schommer, Petra Thorand, Jörg Conrad, Moderator und Mieter Wilhelm Winkelmann und Vereinsvorsitzender Henrich Fenner.

Kommunikation vor der Gemeinschaftswohnung: Zur Einweihung des Wohnprojekts kamen auch (von rechts) Karl-Heinz Schommer, Petra Thorand, Jörg Conrad, Moderator und Mieter Wilhelm Winkelmann und Vereinsvorsitzender Henrich Fenner.

Foto: Horst Müller

Wenn man so will, ist dies der Gegenentwurf zu Mietskasernen, in denen der eine den anderen nicht kennt. In Duisdorf ist es umgekehrt: "Das Konzept des sozialen Zusammenhalts sieht auch vor, Verantwortung zu übernehmen", sagte Vereinsvorsitzender Henrich Fenner bei der Einweihung. So gibt es zum Beispiel keinen Hausmeister, weil die Bewohner das selbst erledigen. Und es gibt eine Gemeinschaftswohnung, in der sich alle treffen, um die nächsten gemeinsamen Aktionen zu besprechen.

In Duisdorf sind es 75 Menschen von eins bis 81 Jahren, die hier ein neues Zuhause fanden, quasi mit Familienanschluss, weshalb der Begriff Wahlverwandtschaften gut passt. Entstanden sind nach einem Konzept von Architekt Karl-Heinz Schommer 54 Wohnungen in zwei gegenüber liegenden Blöcken. Der Raum dazwischen wurde mit Grillplatz, Gartenhäuschen, Rasen und einer großen Terrasse an der Gemeinschaftswohnung bestückt. Ein Teil der Wohnungen ist vermietet, ein anderer verkauft, es sind sogar acht Wohnungen mit Wohnberechtigungsschein beziehbar.

Lob gab es für die RheinHaus GmbH als Investor, die sich auf dieses Wohnprojekt einließ. Entsprechend dem Gemeinschaftsgedanken brachte deren Mitarbeiter Timo Rink ein passendes Geschenk mit - einen Rasenmäher.

Das Projekt wurde auch unterstützt vom Familienministerium, dessen Ministerialdirektor Dieter Hackler es als "beispielgebend" bezeichnete. Und kündigte Besuch an, denn er will die Wohnform auch anderen vorführen und vorzeigen. Bezirksbürgermeisterin Petra Thorand fand das Projekt nicht nur toll für die Bewohner, sondern auch für Duisdorf. Dass einige Mieter früher gegen die Bebauung des Gebiets Am Bruch kämpften - Schwamm drüber. Auch die Nachbarschaftsgemeinschaft Grüne Mitte begrüßte die Neubürger: "Wir freuen uns, dass sie hier sind", sagte Wolfgang Groß.

Info: Weitere Infos: www.wahlverwandtschaften-bonn.de

Das sind die Wahlverwandtschaften

Der Verein Wahlverwandtschaften Bonn hat das Ziel, Generationen verbindende, sozial integrierende Wohnformen bekannt zu machen und Konzepte für gemeinschaftliches Zusammenleben von Jung und Alt zu entwickeln und zu verbreiten.

Die Mitglieder, derzeit 300, sollen eigenverantwortlich wohnen und gemeinschaftlich leben können. Der Verein hat mehrere Wohnprojekte gegründet - das erste 2008 in der Heerstraße, 2011 eines in Plittersdorf. In Duisdorf ist das nunmehr jüngste und größte Projekt. Der 2005 gegründete Verein plant langfristig, auch in der Ermekeilkaserne und Am Hölder in Röttgen solche gemeinschaftlichen Wohnprojekte anzubieten.

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