Helga Dahms Domizil "Wagen 58" am Meßdorfer Feld

Dransdorf · Wer einen Spaziergang ins Meßdorfer Feld unternimmt und dabei an der Adresse Auf dem Dransdorfer Berg 58 vorbeikommt, kann gar nicht anders als stehenzubleiben: Dort steht ein selbst gebauter Planwagen aus Holz, der innen und außen mit bunten Handarbeiten bestückt ist.

 Bunte Figuren vor „Wagen 58“, wo Helga Dahm gerne sitzt und sich mit Stricken beschäftigt. Das Innere des Wagens ist voll mit handgefertigten Unikaten, die für einen kleinen Obolus verkauft werden.

Bunte Figuren vor „Wagen 58“, wo Helga Dahm gerne sitzt und sich mit Stricken beschäftigt. Das Innere des Wagens ist voll mit handgefertigten Unikaten, die für einen kleinen Obolus verkauft werden.

Foto: Benjamin Westhoff

Hier bieten zwei Familien für kleines Geld alles an, was sie aus Hobby stricken und häkeln: kleine Figuren, Kissen, Schals, Lavendelsäckchen, aber auch Fruchtaufstriche aus eigener Produktion. Meistens sitzt „Oma Helga“ vor „Wagen 58“. Es ist Helga Dahm, die mit ihrem Mann „Opa Paul“ seit 2005 Auf dem Dransdorfer Berg wohnt und mit ihrer Nachbarin Andrea Wirtz dasselbe Hobby teilt: Stricken und Häkeln. Wenn sie nicht gerade als professionelle Märchenerzählerin unterwegs ist, in einem Beruf, den sie richtig gelernt hat, wie sie sagt.

Viele der Strickwaren hat sie gemeinsam mit Kindern aus Dransdorf gemacht, denn bei denen ist sie bekannt. Die Kinder kommen nicht nur gerne zu „Wagen 58“, „Oma Helga“ gibt auch Nähkurse in der Dransdorfer Kettelerschule und organisiert dort Modenschauen mit den selbstgenähten Kleidern der Kinder. „Hier bei uns stehen auch viele Bastelsachen, die von den Kindern gemacht wurden“, berichtet sie, während sie zugleich auch in der größten Sommerhitze weiter die Stricknadeln fliegen lässt. Ihr Motto: „Wir müssen den Kindern das Handarbeiten beibringen, denn die Eltern können das ja oft gar nicht mehr.“

Leben kann man von dem Verkauf der Sachen nicht, das müssen „Oma Helga“ und „Opa Paul“aber auch nicht: „Wir kaufen von dem Erlös neues Material zum Stricken und Häkeln, denn das soll ja ein Hobby bleiben“, sagen sie. Ein Gewerbe haben sie trotzdem bei der Stadt angemeldet, auch wenn der Planwagen auf dem Privatgrundstück vor ihren Häusern steht.

Ein Schild für den Dieb

Gebaut haben den „Wagen 58“ ihre Nachbarn Andreas und Andrea Wirtz, die beide gelernte Schreiner sind. „Das Chassis ist von einem Wohnwagen“, berichtet Andreas Wirtz. Der Aufbau ist komplett aus Holz. Bewegt wird der Wagen nicht, deshalb steht er auch nicht auf Flohmärkten und anderen Veranstaltungen.

Auch wenn Helga Dahm und Andrea Wirtz nicht da sind, ist „Wagen 58“ geöffnet und man kann sich die hübschen, handgefertigten Unikate ansehen. „Weggekommen ist noch nie etwas, auch wenn wir manchmal vergessen, die Tür nachts abzuschließen“, sagt „Opa Paul“ und korrigiert sich gleich: „Doch, die Glocke, die hier hing und mit der man nach uns klingeln konnte, ist weg.“ Weil das so außergewöhnlich war, hat er ein Schild gemalt: „Dieb, gib die Glocke zurück.“ Geholfen hat es nicht.

Das Projekt ist aber mehr als ein Verkaufsraum, es ist ein Zeugnis gelebter Nachbarschaft. Beide Familien sitzen inzwischen häufiger in der Sitzgruppe neben „Wagen 58“ als in ihren grünen Gärten. Auch Fremde, mit denen man ins Gespräch kommt, können sich dazu setzen und bekommen ein Glas kaltes Wasser oder im Winter ein paar selbstgemachte Waffeln.

„Wir sind hier auch ein bisschen Kummerkasten und Nachrichtenbörse aus Dransdorf“, sagen die Ehepaare. „Durch unseren Wagen ist es inzwischen nicht nur gemütlich und schön, sondern auch sehr lebendig hier, weil wir dadurch mit vielen Menschen ins Gespräch kommen.“ Und das mache die Menschen froh.

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