Skat-Stadtmeisterschaft auf dem Brüser Berg Stadt verlangt Haftpflichtversicherung über 2,5 Millionen Euro

Brüser Berg · Seit fast 20 Jahren wird auf dem Brüser Berg die Bonner Skat-Stadtmeisterschaft ausgetragen. Vor wenigen Tagen wohl zum letzten Mal. Denn der Veranstalter musste kurz vor dem Turnier erstmals eine Haftpflichtversicherung über 2,5 Millionen Euro abschließen und nachweisen.

 Skatspieler in einem Turnier: Die Bonner Stadtmeisterschaft wird es nach gut 20 Jahren wegen höherer Kosten wohl nicht mehr geben.

Skatspieler in einem Turnier: Die Bonner Stadtmeisterschaft wird es nach gut 20 Jahren wegen höherer Kosten wohl nicht mehr geben.

Foto: picture alliance / dpa

Warum, kann sich unter den Spielern eigentlich niemand erklären. Walter Wenzel, Vorsitzender der 1. Bonner Skat-Sportgemeinschaft von 1977, ist der Aufforderung nachgekommen und hat sich um eine Versicherung gekümmert. „Ich halte es aber für überzogen. Es ist ja nicht mal ein Glas zu Bruch gegangen“, sagt er. Beim Abklappern der Versicherungen sei nur ein Anbieter übrig geblieben, der die Police aber nur für eine Zeitraum von mindestens fünf Tagen abschließen wollte. Das kostete die Kartenspieler 102,91 Euro.

Für Personen- und Sachschäden würden im Versicherungsfall dann je drei Millionen Euro bezahlt bei einer Jahreshöchstleistung von sechs Millionen Euro. Bei Vermögensschäden wären es je Fall 25 000 Euro (maximal 50 000 Euro im Jahr). Das Ganze galt für bis zu 500 Teilnehmer und Besucher.

An den Tischen saßen beim Turnier 52 Spieler, sechs Helfer kümmerten sich unter anderem um die Bewirtung mit Getränken, Brötchen und Würstchen. Wenzel: „Das war die bislang niedrigste Teilnehmerzahl. Vor vier Jahren waren es noch 70 bis 80 Spieler.“ Jeder Teilnehmer zahlt an dem Tag 10,50 Euro Startgeld, „das komplett in Geldpreise ausgeschüttet wird“, so Wenzel. Das sei eine Richtlinie des Deutschen Skatverbandes, so dass man diesen Betrag auch nicht um die Haftpflicht-Unkosten erhöhen dürfe.

Auch an dem einen Euro, denn jeder pro verlorenem Spiel abgeben muss, lasse sich aufgrund der im ganzen Land geltenden Statuten nichts ändern. Dieses Geld fließt in die Vereinskasse, plus die Einnahmen aus Würstchen und Getränke. Laut Wenzel bleiben nach Zahlung der Miete üblicherweise 250 Euro übrig, die für eine Weihnachtsfeier mit den Helfern verwendet werden.

Wenzel hat das Ortsteilzentrum gerne gebucht, weil es so günstig war. Doch jetzt habe man entschieden, die Meisterschaft nicht mehr auszutragen. Eine Gaststätte komme dafür auch nicht infrage, weil der Verein dann keine Getränke und Essen mehr verkaufen könne. „Dann haben wir gar nichts mehr davon“, sagt der 67-Jährige.

Nach Angaben der Stadt sind die Vorschriften strenger geworden, was auf eine Änderung der Sonderbauverordnung NRW zurückgehe. „Die besagt, dass die Städte die Betreiberverantwortung auf die Veranstalter umlegen dürfen“, sagt Andrea Schulte vom Presseamt der Stadt. Das gelte seit 2015. Deshalb gebe es die Grundsatzregelung, „dass die einzelnen Vermieter das auch umsetzen sollen“.

Die Stadt konnte bis Mittwoch in ihrem Rechtsamt noch nicht klären, ob die für das Ortsteilzentrum Brüser Berg im Vertrag angegebene Versicherungssumme von 2,5 Millionen Euro verpflichtend oder nur eine Orientierung ist.

Der Bonner Versicherungsmakler Frank Baumgarten sagt, dass bei Vermietungen im Schadensfalle immer der Vermieter haftbar gemacht werde. Da würden dann private Haftpflichtversicherungen oder die der organisierten Skatspieler nicht ausreichen. Dass es bislang ohne ging, sei eigentlich eine Grauzone gewesen. Baumgarten merkt aber an, dass es günstige Vereinshaftpflichtversicherungen gebe. Die würden dann ein ganzes Jahr lang gelten. Die Skatspieler bedauern auch, dass es immer weniger Nachwuchs gebe. „Alle Schulungsmaßnahmen sind im Sande verlaufen“, sagt Wenzel, der selbst seit 1976 kartet.

Wer sich für Skat interessiert, erfährt mehr bei Walter Wenzel unter 02 21/51 57 05.

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