Alten- und Pflegeheime Das Wilhelmine-Lübke-Haus steht vor einer ungewissen Zukunft

DUISDORF · Die Stadt Bonn steht in der Pflicht, ihre drei Alten- und Pflegeheime bis zum Jahr 2018 modernisieren zu müssen, um Qualitätssicherung zu betreiben. Das betrifft besonders den Umbau von Doppel- zu Einzelzimmern. Damit verbunden steht eine Entscheidung an, wie die Heime generell weiter betrieben werden sollen.

Im größten Heim der Stadt Bonn, dem Wilhelmine-Lübke-Haus in Duisdorf, würde die Modernisierung 9,4 Millionen Euro kosten, haben Architekten prognostiziert. In diesem Zuge wurden zwei Szenarien entwickelt, um den Umbau möglichst verträglich zu ermöglichen.

Am ehesten kommt für die Stadt Bonn als Ergebnis in Frage, heißt es in einer Stellungnahme für den am 15. Juni tagenden Sozial- und Finanzausschuss, einen Neubau an anderer Stelle zu errichten. Dort könnten dann alle Bewohner einziehen, womit ihnen die massive Belastung eines Umbaus im Bestand erspart bliebe. Dabei wird mit Umzugskosten von knapp 1000 Euro pro Bewohner gerechnet.

Ein Umbau im Bestand wäre die zweite, aus Sicht der Stadt schlechtere Möglichkeit. Eine Modernisierung im laufenden Betrieb brächte zwar den Vorteil, dass die Senioren und ihr Betreuungspersonal in ihrer gewohnten Umgebung bleiben können, aber: Das brächte über ein bis eineinhalb Jahre erhebliche Belastungen an Lärm, Staub und Baustellenverkehr, die unzumutbar erscheinen. "Im Ergebnis kommt daher aus Sicht der Verwaltung die Teilnutzung der Gebäude während der Baumaßnahmen nicht in Frage", heißt es im jüngsten Sachstandsbericht.

Außerdem müssten in den umzubauenden Häusern teure technische Provisorien installiert werden. Das beträfe zum Beispiel Fluchtwege, wofür der Anbau von Fluchttreppen nötig wurde, die nach Abschluss der Umbauten jedoch nicht mehr benötigt würden. Insgesamt seien enorme logistische Probleme zu erwarten. Hinzu kommt, dass der Zeitplan bis 2018 auf diese Weise nicht einzuhalten sei, und auch erhebliche Einnahmeausfälle durch leer stehende Abschnitte des Heims zu erwarten seien.

Ein Neubau kostet nach Berechnungen der Experten rund sieben Millionen Euro. Allerdings gibt es noch keinen Standort, weil der Suche nach einem passenden Grundstück bisher "keine erhöhte Aufmerksamkeit eingeräumt wurde", räumt die Stadt ein. Von der Möglichkeit, ein provisorisches Containerdorf zu errichten, rät die Stadt aufgrund der immensen Kosten ab.

Im Zuge der politischen Diskussion, wie es weiter gehen soll, erwartet die Stadt zunächst eine Grundsatzentscheidung. Deshalb wurde bislang darauf verzichtet, kostenintensive Prüfaufträge an externe Büros zu vergeben. Direkte Förderzuschüsse seitens des Landschaftsverbandes sind nicht zu erwarten.

Von der Alternative, dass die Stadt künftig ganz auf den Betrieb stationärer Seniorenzentren verzichtet, hält sie nicht viel. Es gebe eine 150-jährige Tradition der Betreuung und Versorgung von Senioren. Daher sei der grundsätzliche Verzicht darauf konzeptionell nicht geprüft worden.

Das ist das Wilhelmine-Lübke-Haus:
Das 1975 erbaute und 1996 modernisierte Wilhelmine-Lübke-Haus in Duisdorf ist das größte der drei städtischen Altenheime, außerdem betreibt die Stadt Bonn noch das Haus Elisabeth in Ippendorf und das Albertus-Magnus-Haus in Pützchen. Das Wilhelmine-Lübke-Haus liegt Am Wesselpütz, nahe der Duisdorfer Fußgängerzone und am Zugang des Derletals. Es bietet insgesamt 148 Wohnmöglichkeiten, in 70 Einzelzimmern und 36 Doppelzimmern. Das Leistungsangebot umfasst Kurzzeitpflege und vollstationäre Pflege der Senioren.

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