Küchen aus acht Ländern Besuch in der Rochusstraße ist wie eine Weltreise

Duisdorf · Wer eine kulinarische Weltreise machen will, braucht nicht auf große Fahrt. Es reicht, nach Duisdorf zu fahren. Dort sind auf einer Länge von 200 Metern die Küchen von Indien, Vietnam, Spanien, Syrien, Italien, China, Japan und Kroatien vertreten.

 Mahabir Singh, Bistro Eselchen

Mahabir Singh, Bistro Eselchen

Foto: Stefan Hermes

„Das ist die schönste Fußgängerzone nach dem Bonner Zentrum“, ist sich Mahabir Singh sicher, der seit fünf Jahren mit großem Erfolg das Bistro „Eselchen“ in der Duisdorfer Rochusstraße betreibt. „Ich war ja schon immer in Duisdorf“, sagt Singh, der vor 22 Jahren nach Deutschland kam und viele Jahre, anfangs als Koch und später als Betriebsleiter, für die Duisdorfer Ministerien-Kantinen arbeitete.

Mit dem Eselchen konnte er sich den Traum von der Selbstständigkeit verwirklichen. Neben typischer Bistro-Küche und ausgesuchten Winzerweinen findet sich in seinem umfangreichen Flammkuchenangebot auch eine auf Singhs Herkunft verweisende indische Version mit Curryschmand, Chili, Hähnchen und Spinat. Für manch einen Duisdorfer ist die dort auch erhältliche Currygewürzmischung zu einem Geheimtipp geworden. Singh bezieht sie aus eigenem Anbau in Indien.

Der Traum, den Enzo Morello (33) für sich verwirklichen konnte, entstand als Elfjähriger an der Esso-Tankstelle seines Onkels in Lengsdorf. Ein dort zur Reparatur stehender Eiswagen ließ in ihm eine nicht enden wollende Liebe zur kalten Süßspeise entstehen. 2007 eröffnete er seine erste „Gelateria“ in Euskirchen. Doch der in Bonn geborene und in Duisdorf aufgewachsene Enzo wollte zurück nach Duisdorf. „Nirgendwo ist es schöner“, sagt er. Als das ehemalige „Capri“ zum Verkauf stand, griff er zu und eröffnete dort 2011 sein „Eiscafé Morello“. Seit drei Jahren betreibt er nebenan den, wie er sagt, „einzigen echten Holzofen“, um seine Vorstellung von einer knusprig dünnen Pizza backen zu können, die man abholen oder nebenan im Eiscafé bestellen kann.

"Armonia" eröffnet im September

Geht man weiter in Richtung Derlestraße, kann man im Restaurant „Alexander“ einen Abend bei gutbürgerlicher oder auch mediterraner Küche verbringen. Seit zehn Jahren betreibt dort Alexander Mitrovi sein Hotel und Restaurant gegenüber dem „Eselchen“ und kann sich über die vielen Stammgäste seiner Kochkunst freuen, die dafür sorgen, dass selten ein freier Platz an den Tischen in der Fußgängerzone zu finden ist. Zu beiden Seiten des Alexanders finden sich noch überraschend viele internationale Angebote, die spanische („Abacanto Tapa-Bar“), syrische („Aleppo“), griechische („Pascals“), italienische („Rochus Pizza“), chinesische („China Woking“) oder türkische („Marmara“) Spezialitäten anbieten.

Das griechische Restaurant „Armonia“ an der Ecke zum Schickshof wird im September wiedereröffnen. Es bleibt griechisch, und der neue Inhaber Athanassios Catsios, genannt „Saki“, verspricht frisch zubereitete Spezialitäten und Weine aus allen Regionen Hellas. Außereuropäisch geht es auf dem letzten Abschnitt der Rochusstraße zwischen Schickshof und Derlestraße weiter: Wenn auch zwischen dem vietnamesischen Hanoi und dem nordindischen Punjab mehr als 3000 Kilometer liegen, wird deren Art zu kochen oft „in einen Topf“ geworfen.

In Duisdorf trennen nur wenige Meter die beiden Restaurants „Bonjour Vietnam“ und „Indien Kitchen“. Für Thanh Tuan Vuong (32) ist das „Bonjour Vietnam“ mit den Lokalen in Siegburg und Düren sein drittes Restaurant. Er hat sie alle nach dem Welthit von Quynh Anh benannt, in dem die in Paris lebende Asiatin von ihrer Sehnsucht nach einem Vietnam singt, das sie nur durch den Antikriegsfilm von Francis Ford Coppola kennt. Obwohl familiär in keinerlei Kochtradition stehend, hat sich Vuong nach seinem Betriebswirtschaftsstudium in Berlin die Gastronomie als Geschäft ausgesucht, was nach drei erfolgreichen Jahren in Duisdorf auch eine richtige Entscheidung gewesen zu sein scheint.

Orientalische Lebensmittel

„Schade ist nur“, so Vuong, „dass die wenigsten Gäste die typisch vietnamesische Pho-Suppe bestellen.“ Statt der kräftigen Suppe mit Reisnudeln, Rindfleisch, Kräutern und Gewürzen wie Kardamom, Sternanis, Zimt und geröstetem Ingwer, „wollen die Gäste hier immer nur gebratene Nudeln“, lacht er. Im erst vor wenigen Wochen eröffneten „Indien Kitchen“ macht Talwinder Singh die Erfahrung, dass die Deutschen am liebsten Hähnchen mit Ananas essen. „Und möglichst nicht so scharf soll es sein“, weiß er schon aus der dreijährigen Erfahrung mit seiner Abhol- und Lieferküche in der Bonner Kölnstraße. Gerne klärt er seine Gäste auf, dass im Gegenteil zu Südindien in seiner nordindischen Heimat Punjab nur mäßig scharf gewürzt wird.

Kurz bevor man die kulinarische Reise durch die Rochusstraße verlässt, könnte man sich noch mit der umfangreichen Auswahl orientalischer Lebensmittel beschäftigen, die Vian Haj Rshid im „Schahba Market“ bereithält. Obwohl sie sich darüber freuen würde, den Duisdorfern die Verwendung ihrer Lebensmittel und Gewürze zu erklären, macht sie die Erfahrung, dass „Duisdorfer bei uns nur das Obst kaufen“.

Weniger Erklärungsbedarf hat dagegen das Angebot des gegenüberliegenden Bioladens von Heike Deinet. Hier lassen sich biologisch erzeugte Lebensmittel wie Getreide, Nüsse, Nudeln, Kaffee, Gewürze und vieles mehr in Papiertüten oder in mitgebrachten Gefäßen umweltfreundlich abfüllen. Den krönenden Schlusspunkt setzt in dieser auf wenige hundert Meter konzentrierten Vorstellung internationaler Kulinarik in Duisdorf das noch einmal etwa 50 Meter weiter an der Kreuzung Derlestraße/Am Burgweiher liegende japanische Sushi- und Grillrestaurant Da Yu.

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