Offene Jugendarbeit in Medinghoven Bernd Müller erhält Integrationspreis der Stadt Bonn

Medinghoven/Duisdorf · Bernd Müller betreut junge Männer in Medinghoven und Duisdorf und wird für seine Integrationsarbeit geehrt. Offene Jugendarbeit nennt man das, was der 67-jährige Ex-Offizier macht.

 Direkte Ansprache: Bernd Müller ist Träger des städtischen Integrationspreises 2017.

Direkte Ansprache: Bernd Müller ist Träger des städtischen Integrationspreises 2017.

Foto: Müller

Ein ängstlicher Mensch ist Bernd Christian Müller nie gewesen. Sonst könnte er wohl kaum seine Spaziergänge durch Medinghoven oft auch mitten in der Nacht absolvieren, um mit jungen Leuten ins Gespräch zu kommen. Ehrenamtlich, ohne Bezahlung tut er das. Und auch abends und nachts, wenn bezahlte Sozialarbeiter in Medinghoven längst Dienstschluss haben.

Müller geht dann auf die jungen Männer zu, egal ob sie in Gruppen zusammensitzen oder alleine irgendwo stehen. „Ich bitte sie darum, nichts zu beschädigen, aufzupassen und ihren Stadtteil sauber zu halten“, sagt er.

Einige Menschen haben das belächelt, aber der Erfolg ist sichtbar: „Es gibt in Medinghoven seit acht Jahren und in Duisdorf seit zweieinhalb Jahren keine Gewalttaten und keinen Vandalismus mehr.“ Die Polizei bestätigt, dass Medinghoven ein unauffälliger Stadtteil ist.

Durch seine Kontakte zu den Wohnungsbaugesellschaften hat Müller erreicht, dass in Medinghoven Hauseingänge, Klingelanlagen und Briefkästen der Wohnblocks erneuert wurden, sodass die Bürger sich wohler fühlen. „Ich spreche aber auch mit Bonnorange, Stadtgrün und Stadtwerken, wenn zum Beispiel Lampen nicht funktionieren“, berichtet Müller. Alle seine Aktionen seien mit dem Rathaus Hardtberg abgesprochen.

Vertrauen kontinuierlich aufgebaut

Eine Schlüsselfunktion hat für den Ex-Offizier das Thema Sauberkeit. „Je sauberer der Stadtteil ist desto weniger Straftaten gibt es, da sehe ich einen klaren Zusammenhang“, sagt er. Seit mehr als acht Jahren macht Müller in Medinghoven seine Patrouillengänge, vier Jahre habe es gedauert, bis er zu den jungen Männern ein Vertrauensverhältnis aufgebaut hatte. „Männer, sage ich dann: Ich erwarte, dass ihr aufpasst, dass hier nichts passiert.“

In punkto Sauberkeit müsse er zwar immer wieder ermahnen, bitten und loben, aber es wirke. „Ich habe keine Vorurteile und will beweisen, dass alle miteinander gut auskommen können.“ Weil das in Medinghoven so gut funktioniert, habe Bezirksbürgermeisterin Petra Thorand ihn vor zweieinhalb Jahren gebeten, auch auf die jungen Leute einzuwirken, die sich nachts auf dem Schulhof der Rochusschule treffen.

„Und dann bin ich da hin und habe mit rund 25 Männern ordentlich gesprochen und sie gebeten, nichts zu beschädigen.“ Inzwischen ist der 67-Jährige, der 41 Jahre Soldat war, für die jungen Leute Vorbild, Vaterfigur, Lehrer, Freund und Kumpel in einem. Müller: „Dabei ist meine einzige Waffe das Gespräch.“

Für sein Engagement hat Müller am Wochenende den Integrationspreis der Stadt Bonn erhalten. „Sein Einsatz, Mut und seine Entschlossenheit sind vorbildlich für bürgerschaftliches Engagement“, erklärte CDU-Ratsherr Bert Moll. Der Preis sei ihm völlig zu Recht verliehen worden.

Gratulationen kamen auch von der SPD, die Müller vorgeschlagen hatte. „Es ist zu einem großen Teil seiner vorurteilsfreien Art und seiner direkten Ansprache zu verdanken, dass viele Hardtberger Jugendliche sich selbst und ihren Stadtteil wertschätzen lernten“, so Gaby Mayer und Dominik Loosen. Die Auszeichnung sei ein Signal, dass seine Arbeit geschätzt werde.

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