Freundschaft geht durch den Magen 50 Jahre Partnerschaft mit Villemomble

Hardtberg · Mit einem Butterbrot abends sind die Franzosen am Abend nicht zufrieden. Aber auch die Hardtberger haben in Frankreich schon Dinge gegessen, die für den deutschen Geschmack ungewöhnlich sind.

 Französische Küche in der Partnerstadt Villemomble: Man isst fünf Gänge und kleine süße Verführungen stehen auf dem Tisch. Die Plätze sind liebevoll dekoriert, und auf den Tischkarten ist zu sehen, wer wo Platz nehmen soll.

Französische Küche in der Partnerstadt Villemomble: Man isst fünf Gänge und kleine süße Verführungen stehen auf dem Tisch. Die Plätze sind liebevoll dekoriert, und auf den Tischkarten ist zu sehen, wer wo Platz nehmen soll.

Foto: Christine Strunck-Heines

Liebe geht durch den Magen – Freundschaft mitunter auch. Nicht nur die Gäste aus Villemomble mussten sich bei ihren Besuchen im Rheinland auf einen völlig anderen Geschmack einstellen. Auch die Duisdorfer lernten bei den Bürgerfahrten Gerichte kennen, die bis dahin nicht unbedingt auf ihrem Speiseplan standen.

„Kaviar, Lachs, Krustentiere – das haben wir erstmals in Villemomble probiert“, erinnern sich Regine und Eduard Franke aus Duisdorf genau. Doch während sich die deutschen Gäste langsam mit den exotischen Zutaten vor allem aus dem Meer anfreunden mussten, hatten auch die Franzosen so ihre Probleme mit dem, was in Duisdorf auf den Tisch kam. „Ich erinnere mich noch ganz genau, dass ich am Ankunftsabend unserer Gäste einige Platten mit Schnittchen zubereitet hatte. So wie das bei uns üblich ist. Wurst, Käse, Gürkchen“, erzählt Regine Franke. Doch ihren Besuchern war der Appetit offenbar vergangen. „Sie pickten nur etwas und ich blieb auf meinen Schnittchen sitzen“, erzählt sie.

Erst am nächsten Tag erklärte man ihr, dass Franzosen abends längst nicht mit einem Butterbrot zufrieden sind. „Das war für sie wohl kein richtiges Essen. Daher habe ich danach immer typisch deutsche Gerichte gekocht. Rindfleischsuppe, Sauerbraten, Rotkohl, Rote Grütze – darauf haben sie sich immer gerne gestürzt.“ Ins Fettnäpfen traten die Organisatoren in den Anfangsjahren offenbar auch mit einem Erbseneintopf, den man den Franzosen kurz vor der Heimreise servierte. Denn das deftige Gericht kam nicht gut an.

Der üppige Blumenschmuck der Franzosen ist in Erinnerung geblieben

Dabei wagten sich die Gäste aus der Partnerstadt schnell an typisch Spezialitäten heran, um die selbst so manch gebürtiger Rheinländer einen Bogen macht. „In Köln haben sie sich in einem Brauhaus Hämmchen mit Sauerkraut bestellt. Es hat ihnen hervorragend geschmeckt“, erinnert sich Eduard Franke.

Die gemeinsamen Essen in Frankreich sind Regine Franke allerdings auch aus einem ganz anderen Grund in Erinnerung geblieben. „Die Franzosen haben immer üppigen Blumenschmuck. Hochwertige Tischwäsche, tolle Dekorationen und außergewöhnliche Menükarten machten daraus stets ein besonderes Ereignis.“

Längst haben sich die Duisdorfer daran gewöhnt, dass es in Frankreich Froschschenkel, Schnecken, Muscheln, Flusskrebse oder Gänseleber gibt. „Einmal bekamen wir Rochenflügel. Ich habe noch nie so etwas Köstliches gegessen“, gesteht der 80-jährige Franke.

Und auch der französische Käse trifft mittlerweile so ganz den Geschmack der Rheinländer. „Bevor wir nach Hause fahren, decken wir uns immer mit Käse ein“, lacht Regine Franke. „Erinnerst Du dich noch an den, der in Likör eingelegt war? Diesen Geschmack werdeich nie mehr vergessen“, sagt Eduard Franke zu seiner Frau gewendet.

Die privaten Gastgeber, bei denen die Duisdorfer untergebracht werden, tischen stets etwas typisch Französisches auf. „Wir freuen uns immer, wenn wir müde und geschafft von einem gemeinsamen Ausflug nach Villemomble zurückkehren und auf dem Herd köchelt ein Bœuf Bourguignon“, so Regine Franke. Einen guten Wein dazu, schon lassen sich die Duisdorfer vom savoir-vivre mitreißen und sitzen mit ihren Gastgebern gerne stundenlang am Tisch – essen, trinken und erzählen. Bon appetit!

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