Rock in der Eifel "Hard'n Heavy's" aus Bonn organisieren zum 15. Mal Festival in der Eifel

MECHERNICH/BONN · Der Himmel hat kein Herz für harte Rocker. Regen prasselt auf den Mühlenpark bei Mechernich, auf den Zeltdächern staut sich das Wasser, und Bernhard, der grauhaarige Schamane, versucht vergeblich, mit Glöckchengeklingel und ausladenden Handbewegungen die grauen Wolken wegzuschieben.

 Sieben von rund 50 Klubmitgliedern aus Bonn und Umgebung: Eddie Pesch (Mitte) und seine Freunde posieren gestern Nachmittag vor der Festivalbühne im Mühlenpark bei Mechernich.

Sieben von rund 50 Klubmitgliedern aus Bonn und Umgebung: Eddie Pesch (Mitte) und seine Freunde posieren gestern Nachmittag vor der Festivalbühne im Mühlenpark bei Mechernich.

Foto: Andreas Baumann

"Wenn's nichts nützt, schadet's auch nichts", spöttelt Eddie Pesch über seinen Vereinskumpel. Pesch gehört zum Vorstand der Heard'n Heavy's Rhein Sieg 1997, einem Club, der schon zum 15. Mal ein kleines Festival für Fans metallischer Klänge organisiert - umsonst und draußen.

Gestern Abend ging es mit vier Bands los, heute ab 12 Uhr folgen weitere neun, darunter Motorjesus, eine Metal-Band aus Mönchengladbach, die in der Szene auf Erfolgkurs ist. Die großen Metal-Stars spielen auf dem Festival eher nicht - sonst wäre der freie Eintritt kaum möglich. Vor einigen Jahren waren aber auch Sabaton dabei, eine schwedische Band, die heute international abräumt. Der Verein finanziert das Festival mit dem Verkauf von Steaks, Snacks und Getränken. Rund 1000 Besucher aus ganz NRW werden erwartet; viele davon übernachten in Zelten auf dem Gelände in der Eifel.

Den Bonner Club gibt es seit 1997, und Pesch gehört zu den Mitgliedern der ersten Stunde. Ein 46-Jähriger mit Vollbart, langer brauner Mähne und Lachfalten im Gesicht, vierfacher (angeheirateter) Großvater, im zivilen Leben Ingenieur in der Mobilfunkbranche. Iron Maiden und Saxon liebt er besonders. Rock-Fan ist Pesch schon seit Kindheitstagen: "Weil's laut war und meinen Eltern nicht gefallen hat."

Außerdem mag er die unkomplizierte Art, mit der Metal-Anhänger miteinander umgehen - und feiern. Um den gemeinsamen Besuch von Partys und Konzerten ging es anfangs auch im Verein, der heute 19 Vollmitglieder und 30 Förderer hat. "Und irgendwann fingen wir an, selbst Konzerte zu organisieren."

Seit 2007 ist die Truppe im Vereinsregister eingetragen. Wie passt so viel deutsche Ordnung zum Metal-Lebensgefühl, zu schwarzen Klamotten, Lederwesten, Tätowierungen und Piercings? "Ja, da haben wir lange diskutiert", sagt Pesch lachend. Aber die organisatorischen Vorteile überwiegen: im Kontakt mit Ämtern oder bei Haftungsfragen.

Die Klubmitglieder sind zwischen 20 und 60 Jahren alt, kommen aus diversen Berufen: vom Installateur bis zum Uni-Dozenten. Angelika Dicke (48) aus Bad Honnef zum Beispiel arbeitet als Betreuerin an einer Ganztagsschule und sorgt beim Festival für die Kinder-Bespaßung: "Wahrscheinlich basteln wir am Samstag im Partyzelt Schmetterlinge, als Kontrastprogramm."

Ganz ernst nimmt sich der Klub nicht, wie unschwer am Vereinsmaskottchen auf den roten Shirts zu erkennen ist: Karlchen, ein geflügelter Teufel mit deutlichem Übergewicht. "Der hat 'nen Bierbauch, genau wie wir", witzelt Pesch. Gegen 18 Uhr legt A-Rise los, eine Metal-Band aus Köln. Plötzlich hört der Regen auf. Der Himmel zeigt Herz. Oder der Schamane hat doch was drauf.

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