Halsbandsittiche erobern Bonn

Eingeführte Tiere und Pflanzen können einheimische verdrängen - Immer mehr exotische Arten siedeln in der Sieg- und Rheinaue

Tannebusch. Wer durch die Düne in Tannenbusch kommt, kann sie auch in diesen Tagen beobachten: die Halsbandsittiche. Sie stammen aus Afrika und Asien, fliegen umher, als ob sie schon immer in diesen Breiten zu Hause gewesen wären. "Mittlerweile gehören die Halsbandsittiche zu den einheimischen Arten", sagt Stadtförster Stephan Mense.

Sie leben seit den 80er Jahren im Rheinland. "Zwischen Düsseldorf und Bonn gibt es mit 1 000 Exemplaren das größte Vorkommen in Deutschland", so Mense. Etwa 100 Exemplare der grüngefiederten Papageienart bevölkern mittlerweile den Bonner Himmel. Sie leben in vier Kolonien. In den Sieg- und in den Rheinauen, auf dem Hardtberg und in der Tannenbuscher Düne. Als Höhlenbrüter bevorzugen sie alte Platanen und Straßenbäume.

"Auch einzelne Frosttage können sie überstehen", erklärt Mense. Dann suchen sie in der Nähe von Gebäuden Unterschlupf. "Sie bevorzugen das mildere Klima im Rheintal", sagte Mense. Das milde Klima im Bonner Raum bietet inzwischen auch anderen exotischen Arten einen Lebensraum. Dazu gehört der Beutekäfer. "Es wandern südliche Insekten ein und können hier überleben", sagte Mense.

Doch ihr Auftreten birgt eine Gefahr in sich: Sie können im Streit um Lebensraum einheimische Arten verdrängen. Um ein Artensterben zu verhindern, gibt es die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFHRL). Damit ist die Vernetzung von Biotopen gemeint, damit Arten ausweichen können. Die Vernetzung geht vom Mittelmeer bis nach Skandinavien. "Bei uns sind es schon 23 Prozent der Stadtfläche", sagt Mense.

Er nennt diese Biotopverbünde Trittsteine, denn so können die Tiere Schritt für Schritt ausweichen. Aber auch immer mehr exotische Pflanzen siedeln sich in unseren Breiten an. Auch der Ilex (Stechpalme) bevorzugt das milde Klima und hat sich in den vergangenen Jahren stark ausgebreitet. Hier gibt es Veränderungen in den Wäldern. "In ein paar Jahren haben wir hier möglicherweise Moskitos", so Mense, was er allerdings nicht allzu ironisch meint.

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