Verkehrsentwicklungsplan Halbanschluss und Überflieger für Bonn geplant?

Bonn · Der Bonner Norden ist in der Zukunft optimal an das Bus- und Bahnnetz angebunden, und auch der Verkehr fließt nicht mehr durch alle Ortsteile, sondern wird schnell auf die Autobahnen geleitet. So jedenfalls könnte es einmal aussehen, wenn alle Projekte umgesetzt würden, die schon im Verkehrsentwicklungsplan (VEP) für die Zeit ab 2010 zusammengefasst sind.

Die A 555: Zwei Maßnahmen könnten den Verkehr durch Bonn deutlich positiv beeinflussen. Eine davon ist ein Halbanschluss an der Brücke Schlesienstraße (im Hintergrund).

Die A 555: Zwei Maßnahmen könnten den Verkehr durch Bonn deutlich positiv beeinflussen. Eine davon ist ein Halbanschluss an der Brücke Schlesienstraße (im Hintergrund).

Foto: Horst Müller

"Man muss unterscheiden zwischen Projekten, die die Stadt anpacken kann, und jenen, die in der Verantwortung des Bundes sind", sagt Rolf Beu. Der Grünen-Politiker ist Vorsitzender des städtischen Planungsausschusses und Landtagsabgeordneter.

Halbanschluss Schlesienstraße: "Halbanschluss" bedeutet, dass Ein- und Ausfahrten auf die Autobahn 555 nur in und aus Richtung Bonn möglich sind. Es gibt also keine Möglichkeit, die A555 aus Richtung Köln kommend zu verlassen, noch in Richtung Köln aufzufahren.

Laut Verkehrsgutachter würde der Halbanschluss eine "erhebliche Entlastung" im Stadtstraßennetz von Tannenbusch und Auerberg bedeuten. "Die Umsetzung hat die Stadt zwar nicht in der Hand, aber sie könnte das Projekt auch selbst aktiv anmelden", meint Beu. "Die Kölner haben das mit dem Autobahnkreuz Köln-Süd auch so gemacht."

Überflieger-Brücke: Vorgesehen ist zudem eine weitere Rampe, eine sogenannte Überflieger-Brücke, von der A555 aus Richtung Köln zur A 565 in Richtung Nordbrücke mit einer zusätzlichen Abbiegemöglichkeit von der A565 aus Richtung Poppelsdorf zum Potsdamer Platz. Dieser Anschluss ist auch wichtig für einen Ausbau der Meckenheimer Autobahn um eine zusätzliche Spur.

Denn dann, so haben die Gutachter berechnet, würde der Verkehr auf der Strecke um etwa 15.000 Fahrten am Tag zunehmen. Diese Mengen kann die A 565 aber nur dann aufnehmen, wenn die Direktrampe von Auerberg im Autobahnkreuz Bonn-Nord errichtet wird. Dies würde zudem den Streckenzug Kaiser-Karl-Ring, Wittelsbacher Ring, Baumschulallee sowie die äußere Bornheimer Straße und die angrenzenden Straßen "signifikant" vom Verkehr entlasten. Die Gutachter empfehlen: "Eine Weiterverfolgung ist vordringlich und eine bedeutende Unterstützungsmaßnahme für die Entlastung von Innenstadtstraßen im Stadtbezirk Bonn."

Graurheindorf: Neue Verkehrsanbindungen ergeben sich in Graurheindorf, wenn die Pläne für das Wohngebiet "Auf der Batterie" (Am Lausacker) umgesetzt werden. Denn mit einer zusätzlichen Straße in der Verlängerung der Herseler Straße würden sich auch neue Chancen für Graurheindorf ergeben. Die Stadt hat bereits mehrere Varianten geplant, die teilweise vorsehen, die Estermannstraße in Teilen zu einer Einbahnstraße in Richtung Innenstadt zu machen. Das, so die Verkehrsplaner, würde die Situation für Fußgänger und Radfahrer deutlich verbessern.

Tannenbusch: Konkret ist lediglich der Ausbau Hohe Straße im kommenden Jahr: Damit soll Tannenbusch an die Querspange zum Autobahnzubringer angeschlossen werden. Die Straße, die heute im Nichts endet, wird angebunden an die Landstraße 183 n, dem Lückenschluss zwischen der Kreis-straße 12 n zwischen Alfter und dem Zubringer zur A 555.

Die Zukunft der Stadtbahnlinien 61 und 63

Luft nach oben gibt es auch beim Ausbau des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV). In den 1990er Jahren erfolgten die letzten maßgeblichen Veränderungen im Schienennetz: Damals wurde die Stadtbahnlinie 61 von Graurheindorf bis Auerberg verlängert und endet seitdem an der Haltestelle Kopenhagener Straße. Außerdem wurde die Linie 65 als Verstärkungslinie vom Bahnhof Beuel bis Auerberg eingeführt.

Doch der Bonner Nordwesten könnte besser an das Schienennetz angebunden werden. Und zwei Maßnahmen stehen längst im Verkehrsentwicklungsplan: die Verlängerung der Linie 63 über Tannenbusch-Mitte und Buschdorf bis Hersel sowie der Ausbau der Linie 61 von der Kopenhagener Straße bis Buschdorf und Hersel.

Eine Variante sieht auch eine neue Streckenführung über Kölnstraße, Auerberg, Buschdorf nach Tannenbusch-Mitte vor. Dazu würde die Bahn teilweise über die HGK-Schienentrasse geführt. Der Ausbau der Schiene würde inklusive des Umbaus der Kölnstraße laut Gutachter etwa 58,5 Millionen Euro kosten. Nur eine Verlängerung der Linie 63 von Tannenbusch-Mitte bis Buschdorf würde inklusive des barrierefreien Ausbaus der Haltestelle Buschdorf laut VEP 4,2 Millionen Euro kosten.

"Praktischer und kostengünstiger wäre es aber, wenn man eine kurze Kurve bis zur VAW-Industriestraße bauen würde und die Linie 63 bis Buschdorf-Mitte fahren lassen würde", meint Grünen-Verkehrsexperte Rolf Beu.

Unterdessen hat die Stadtverwaltung festgestellt, dass die Fahrgastnachfrage auf der Straßenbahnstrecke zwischen Innenstadt und Auerberg (Linien 61 und 65) seit 2006 um mehr als 15 Prozent gestiegen ist. Durch den weiteren Ausbau der Marie-Kahle-Gesamtschule sei auch in den kommenden Jahren mit erheblichen Zuwächsen zu rechnen.

Die Verwaltung schlägt daher die Ausweitung des Angebots an Verstärkungsfahrten der Linie 61 zwischen Hauptbahnhof und Heinrich-Hertz-Europakolleg zwischen 7 und 8.30 Uhr sowie 14 und 18 Uhr vor. Das könne aber nur eine erste Maßnahme sein, für eine mittel- und langfristige Weiterentwicklung des Angebots sollen "umgehend" weitere Untersuchungen erfolgen, um in den nächsten Jahren gegebenenfalls bessere Lösungen für einen fahrgastgerechten und wirtschaftlichen Betrieb umsetzen zu können, heißt es in einer Vorlage für den nächsten Planungsausschuss am kommenden Donnerstag.

Nach GA-Informationen wird im Stadthaus auch darüber nachgedacht, im Gegenzug andere Strecken auszudünnen. So könnten etwa Fahrten in Richtung Dottendorf eingespart werden, denn die Zahl der Bahnwagen ist begrenzt. Und neue könnten frühestens in drei Jahren geliefert werden.

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