Kommentar Gute Idee, aber zu spät

BONN · Miteinander reden ist immer gut. Vor allem bei Meinungsverschiedenheiten. Und wenn zwei sich streiten, ist es meistens hilfreich, wenn ein Dritter vermittelt. Mediation als alternative Konfliktlösungsmethode ist in Zivilprozessen längst gute Praxis.

Im Streit um die Besetzung der Geschäftsführerposten bei den Bonner Stadtwerken kommt der grundsätzlich gute Vorschlag von OB Jürgen Nimptsch, einen externen Moderator einzuschalten, allerdings zu spät. Das Kind ist längst in den Brunnen gefallen. Spätestens seit voriger Woche, nachdem der Stadtrat sein Mitglied Werner Esser als SWB-Aufsichtsratsmitglied abberufen hat. Weil er wie auch der OB als Eigentümervertreter mit dem Gros der Arbeitnehmervertreter die vom Rat beschlossene Neuausschreibung der Top-Jobs bei den SWB torpedierte.

Das Ganze ist ein ungewöhnlicher Vorgang. Er bestärkt den Eindruck, dass bei dem größten städtischen Unternehmen Stadtwerke - gleich welche Ratsmehrheit gerade das Sagen hat - die Besetzung der lukrativen und einflussreichen Spitzenpositionen immer auch eng mit Parteibuchpolitik verknüpft war und ist. Der derzeitige Konzernchef Heinz-Jürgen Reining, um den es vor allem geht, ist übrigens wie Nimptsch und Esser ein SPD-Mann.

Jetzt sind die Fronten im Rathaus so verhärtet, ist der Karren so fest gefahren, dass keine Schlichtungsstelle der Welt wohl noch Aussicht auf eine Lösung hätte. Der OB wird den Abberufungs-Beschluss eventuell beanstanden, die SPD will klagen, und Schwarz-Grün zeigt nur noch die kalte Schulter.

Arme Stadt Bonn. Das lässt für die künftige Ratsarbeit nichts Gutes ahnen.

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