Gruseliges Vergnügen in der Redoute

Feierlaune bei Halloween-Fans in Bad Godesberg. Die Polizei dagegen ist im Stress. Ab 18 Uhr werden Streifenwagenbesatzungen zu einer Vielzahl von Einsätzen gerufen. Jugendliche werfen jede Menge Eier gegen Hauswände und Scheiben.

 Gruseliges Vergnügen: In der Redoute feiern Halloween-Fans die ganze Nacht.

Gruseliges Vergnügen: In der Redoute feiern Halloween-Fans die ganze Nacht.

Foto: Barbara Frommann

Bonn." Was zum Teufel ist denn hier los", fragt sich manch unbedarfter Passant am Sonntagabend. Gewerkschaftsversammlung der Geisterbahnfacharbeiter? Denn anstelle der feinen Gesellschaft, die einst rauschende Feste in der Redoute in Bad Godesberg feierte, strömen schauerliche Gruselgestalten in den Ballsaal.

Frauen mit Spinnweben im Haar, blass wie ein Leichentuch, erscheinen an der Seite von Männern mit verdächtig langen Eckzähnen und blutunterlaufenen Augen.

Fotos Jede Menge Bilder von den Halloween-PartysUnd aus der das Anwesen umgebenden Parkanlage ragen windschief Holzkreuze in den rot leuchtenden Nachthimmel. Zum Glück ist auch der eingangs erwähnte Beelzebub persönlich unter den Gästen, der den wunderlichen Mummenschanz erklären kann: "Es ist Halloween!"

Zum dritten Mal veranstaltet der Akademische Cirkel am Tag vor Allerheiligen eine Halloweenparty in der Redoute. In den vergangenen Jahren hat sich das ursprünglich irische, in den USA zu einer Massenbewegung gewachsene Fest in Deutschland immer mehr verbreitet. Die Halloweenparty des akademischen Cirkels in der Redoute ist schon Tradition. "Ich glaube, ich bin schon zum achten Mal hier", sagt eine Frau am Eingang.

Bereits 2001 untersuchte das Amt für rheinische Landeskunde den Halloweenkult. In ihren Befragungen unterschieden die Alltagsforscher zwischen vier Typen: Die "Halloween-Fans", sozusagen die Speerspitze der Bewegung, tragen mit ihrem Engagement maßgeblich für die Verbreitung des Brauchtums nach amerikanischem Vorbild bei. Die "Party-Freaks" suchen immer einen Grund zum Feiern und springen deshalb nur zu gerne auf den Zug auf. Zuletzt zu nennen sind die bekennenden Halloween-Gegner, die das Fest aus unterschiedlichsten Gründen ablehnen, und die "Nicht-Informierten", die auf die Frage "Wer oder was ist Halloween?" mit "Die Frau des amerikanischen Präsidenten" (damals Hillary Clinton) antworteten.

Zum Thema Lesen Sie auch "Halloween-Anhänger halten Polizei in NRW auf Trab".Es liegt in der Natur der Sache, dass die Halloween-Fans und "Party-Freaks" in der Redoute unter sich sind. Wer im Saal welcher Fraktion angehört, lässt sich problemlos an der Verkleidung erkennen. Grundsätzlich gilt: Je aufwendiger das Kostüm, desto größer ist die Begeisterung für Halloween. Im Unterschied zu einem klassischen Maskenball oder einer Karnevalsparty, tummeln sich auf der Party des Akademischen Cirkels viele Gäste in Zivil. Eine Kostümpflicht gibt es nicht. Jederzeit abnehmbare Masken im venezianischen Stil, Umhänge à la Dracula oder spitze Hüte wie sie üblicherweise von Hexen und Zauberern getragen werden sind die häufigsten Kompromisse für Unentschlossene.

Für Simone Peckert kommt so was nicht in Frage. Sie zählt zweifellos zu den Halloween-Fans und erscheint als waschechte Hexe. Im Ausschnitt trägt sie eine weiße Maus. Ein schwarzes Pelztier ziert den Ringfinger der rechten Hand. Warum? "Die roten Haare sind doch prädestiniert für so was." Als echte Halloween-Enthusiastin hat sie schon eine gewisse Routine im Schminken und Kostümieren entwickelt. Ihre Verwandlung zur Schauerfigur hat sie in nur zehn Minuten vollzogen. Gefeiert hat sie die ganze Nacht - wie viele andere Fans des gruseligen Vergnügens in zahlreichen Diskotheken und Kneipen im Stadtgebiet.

Die Polizei dagegen ist im Stress. Ab 18 Uhr werden Streifenwagenbesatzungen zu einer Vielzahl von Einsätzen gerufen. Nach Angaben einer Beamtin der Einsatzleitstelle werfen Jugendliche jede Menge Eier gegen Hauswände und Scheiben. "Wenn es Schäden gibt, erstatten wir Anzeige", sagt sie. Darüber hinaus haben es die Beamten mit Farbschmierereien und Randalierern zu tun. Um 22 Uhr bilanziert die Leitstelle: "Uns sind bisher rund 150 Einsätze gemeldet worden." Im vergangenen Jahre waren es rund 300 insgesamt.

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