Zäpfchen-Verfahren Grünen-Politikerin greift Ermittler an

BONN · Collegium Josephinum: Die Schulausschussvorsitzende ist empört über die Einstellung des Zäpfchen-Verfahrens.

Mit "Empörung und Unverständnis" reagiert die Vorsitzende des Schulausschusses auf die Einstellung eines Ermittlungsverfahrens gegen einen Pater des Collegium Josephinum Bonn (CoJoBo). "Die betroffenen Jugendlichen und ihre Eltern haben kein Verständnis dafür, dass hier erneut die Opfer alleingelassen werden und den Eltern auferlegt wird, weitere Rechtsmittel einzulegen", erklärte Dorothee Pass-Weingartz (Grüne).

Die Staatsanwaltschaft hatte das Verfahren mangels hinreichendem Tatverdacht eingestellt, weil weder sexueller Missbrauch noch Körperverletzung nachgewiesen werden konnten. Eltern hatten Anzeige erstattet, nachdem ihren Söhnen am Gymnasium Zäpfchen verabreicht worden waren.

In einem weiteren Fall soll der Pater einen Jugendlichen mit Bauchschmerzen abgetastet und dabei den Schambereich berührt haben. Laut Staatsanwaltschaft war sein Vorgehen medizinisch falsch, aber nicht strafbar. "Wir vermissen bei der Staatsanwaltschaft die Parteinahme für Kinder und Jugendliche", kritisierte Pass-Weingartz. Die jahrelang praktizierte Zäpfchengabe am CoJoBo habe "klaren Richtlinien" widersprochen.

Schulleiter Peter Billig zeigte sich dagegen erleichtert, "dass die Vorwürfe nun von unabhängiger Seite entkräftet worden sind". Auch die Schulpflegschaft habe die Entscheidung der Staatsanwaltschaft "mit Freude" zur Kenntnis genommen. Jetzt werde der katholische Redemptoristenorden als Schulträger prüfen, ob die Suspendierung des Paters aufgehoben werde. Er hoffe, dass der Mann im neuen Schuljahr wieder Religion und Musik unterrichten könne.

Die Geschehnisse der vergangenen Monate werde die Schule intern mit Unterstützung durch einen Psychologen aufarbeiten, kündigte Billig an. Klar sei allerdings schon jetzt: "Es werden im Schulsanitätsdienst keine Zäpfchen mehr eingesetzt." Ob erkrankte Schüler am CoJoBo überhaupt noch Medikamente bekommen, sei noch zu prüfen und mit den Gremien und den Eltern zu diskutieren. "Das Medikamentenkonzept", so Billig, "ist ja schon seit Monaten ausgesetzt".

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