Kongress Women & Work Frauen planen ihre Karriere

BONN · Die meisten Businesskostüme und -Hosenanzüge dürften am Samstag bei der Frauenmesse Women & Work im Plenarsaal zu sehen gewesen sein. Über 80 Unternehmen aus ganz Deutschland sowie rund 50 Experten aus Verbänden und Organisationen hatten sich bei diesem zweiten Messe-Kongress für Frauen angesagt.

Im Plenarsaal des Bonner World Conference Centers: Besucherinnen informieren sich bei Unternehmen über Karrieremöglichkeiten.

Im Plenarsaal des Bonner World Conference Centers: Besucherinnen informieren sich bei Unternehmen über Karrieremöglichkeiten.

Foto: Lannert

Und wenn auch Ehrengast Rita Süssmuth wegen Unfallfolgen kurzfristig ausfiel, drängten sich den ganzen verregneten Tag über ständig Hunderte Interessierte an den Ständen oder versuchten, Plätze bei den gut 40 Vorträgen zu ergattern.

"Karriere-Tools und Erfolgsstrategien für Frauen", "Zwischen Kind und Karriere" oder "Female Leadership" lauteten hier die Themen, zu denen etwa Trendforscher Sven Gabór Janszky oder Bestseller-Autor Frank M. Scheelen einluden.

"Schade, da war dann doch in einigen Räumen zu wenig Platz für den Andrang", meinte Besucherin Marilene Stüsser, die stattdessen an den Ständen Fachgespräche führte.

Mit flotten Sprüchen wie "Hier angeln Sie sich was" oder "Wir suchen Visionen" lockten die Aussteller. "Sich für ein Umfeld entscheiden, das nicht nur Papa unterstützt" stand bei anderen. Eine Schlange hatte sich vor dem Stand eines Medienunternehmens gebildet, an dem Profis das optimale Bewerbungsfoto im Business-Kostüm schossen. Am PC wurden dann noch fleißig erste Fältchen getilgt.

"Die Women & Work ist ein Event der besonderen Art. Die Kombination aus Messe-Atmosphäre, Fachkongress und persönlichem Netzwerke-Knüpfen ist bundesweit einmalig", sagte Initiatorin Melanie Vogel.

Dass Frauen heutzutage auch im Beruf "ihren Mann" stünden, sei eine Selbstverständlichkeit - eine Vorstandsposition, gleiches Gehalt bei gleicher Qualifikation oder der problemlose Wiedereinstieg nach einer Babypause jedoch leider noch nicht. In Diskussionen sollten hier Antworten gefunden werden, wie Frauenkarrieren heute aussehen könnten.

Ob sie denn als Geschäftsführerin eines mittelständigen Unternehmens in Krisenzeiten selbst auch schon überproportional Frauen entlassen habe, wurde etwa Anja Neuber von der Siempelkamp Giesserei Service GmbH in der Diskussion "Erfolgreiche Ingenieurinnen - es gibt sie doch" gefragt.

"Wir waren ja ohnehin schon zu wenige Frauen, um überhaupt noch großartig abgebaut zu werden", konterte die Geschäftsführerin. Außerdem müsse ein Unternehmen handeln, wenn Gefahr bestehe, dass "das Licht ausgeknipst wird". Neuber machte jedoch ihren Geschlechtsgenossinnen Mut, sich gerade bei kleineren Unternehmen zu bewerben.

Und es müsse dafür auch nicht unbedingt eine Frauenquote im Ingenieurwesen geben, meinte Stefanie Reese, Professorin für Angewandte Mechanik an der Technischen Hochschule Aachen.

An den Ständen schaute sich derweil mit Arsen Abajyan auch ein vereinzelter Mann um. Seine Frau dort drüben stelle sich gerade als Physikerin bei einem Unternehmen vor, erklärte er.

Sie genieße es, dass es dieses Mal "eine Messe fast ohne Testosteron" sei, grinste vis-à-vis Eva Pesti, eine frischgebackene Absolventin für Internationales Management. "Ich fühle mich hier wohl und kann mich in Ruhe umsehen, ohne dass gleich jemand die Ellbogen ausfährt."

Größter Messe-Kongress
Die Women&Work ist Deutschlands größter Messe-Kongress für Frauen, der 2012 mit dem Innovationspreis "Land der Ideen" in der Kategorie Wirtschaft ausgezeichnet wurde. Hier treffen ambitionierte Besucherinnen das Who-is-Who deutscher Unternehmen.

Vier-Augen-Gespräche, Kontakte mit versierten Ansprechpartnern und ein umfangreiches Programm sollen Besucherinnen beim persönlichen Netzwerk-Knüpfen und bei der Karriereplanung helfen. Die Women&Work findet unter der Schirmherrschaft von Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen statt.

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