Frau erwürgte ihren betrunkenen Mann: "Ich wollte nicht so fest zudrücken"

Seit Dienstag muss sich die Mutter eines 14-jährigen Sohnes vor dem Bonner Schwurgericht wegen Totschlags verantworten, den sie allerdings alkoholbedingt im Zustand erheblich verminderter Schuldfähigkeit begangen haben soll.

Frau erwürgte ihren betrunkenen Mann: "Ich wollte nicht so fest zudrücken"
Foto: dpa

Bonn. Die Frau auf der Anklagebank hat ihren Mann erwürgt. Mit beiden Händen drückte die 32-Jährige mit mehr als zwei Promille Alkohol im Blut am 14. November 2009 so fest zu, dass der 42-Jährige, der zu der Zeit 3,7 Promille hatte, erstickte.

Seit Dienstag muss sich die Mutter eines 14-jährigen Sohnes vor dem Bonner Schwurgericht wegen Totschlags verantworten, den sie allerdings alkoholbedingt im Zustand erheblich verminderter Schuldfähigkeit begangen haben soll.

Es war an jenem Nachmittag nicht das erste Mal, dass es zwischen dem Paar zu einer handfesten Auseinandersetzung kam, wie sie dem Gericht schildert. Und immer war Alkohol mit im Spiel. Denn der Mann, den sie als 13-Jährige kennenlernte, trank schon damals regelmäßig, wie sie erklärt.

Er sei so "liebevoll" zu ihr gewesen, und das kannte sie bis dahin nicht. Sie kam aus einer Familie, in der sich niemand um sie kümmerte. Ihr Vater, so sagt sie, war Alkoholiker, die Mutter häufig einfach verschwunden.

Und so habe sie sich in den zehn Jahre älteren Mann verliebt. Sie heiratete ihn sehr früh, bekam mit 18 den gemeinsamen Sohn, und sie blieb bei ihm, obwohl er, wie sie sagt, immer mehr trank, sie schlug und den ganzen Tag vor dem Fernseher saß, während sie arbeitete. Schließlich habe auch sie immer mal wieder Alkohol getrunken.

Auch am Tattag, der eigentlich fröhlich begonnen habe, habe er getrunken, und sie habe schließlich mitgetrunken. Als sie ihm dann gesagt habe, es sei genug, sei er aggressiv geworden. Er habe auf sie eingeschlagen, doch sie habe sich gewehrt und auch auf ihn eingeschlagen.

Schließlich fiel der Mann, der sich ohnehin kaum habe auf den Beinen halten können, zu Boden. Und sie setzte sich auf ihn und drückte ihm mit beiden Händen den Hals zu. Als er sich nicht mehr wehrte, schnitt sie ihm noch mit einem zerbrochenen Glas in den Hals, ein Schnitt, der jedoch nicht tief war. Der Mann starb infolge der Gewalt auf seinen Hals, wie die Obduktion ergab.

Nun beteuert die 32-Jährige, es sei das erste Mal gewesen, dass sie gewalttätig geworden sei. Sie habe immer solche Angst vor ihm gehabt, aber an jenem Tag sei die Angst noch schlimmer gewesen. Sie habe nur gewollt, dass er aufhört zu schlagen. Und, so versichert sie: "Ich wollte nicht so fest zudrücken."

Dass sie noch nie zugeschlagen habe, wird jedoch fraglich angesichts der Aussage einer Nachbarin. Die 51-Jährige schildert im Zeugenstand, wie die 32-Jährige vor einem Jahr nach einem handfesten Streit von der Polizei abgeführt worden sei. Und der 42-Jährige blutend zu ihr gesagt habe: "Ich dachte, die bringt mich um." Der Prozess gegen die Frau, die auf freiem Fuß ist und mittlerweile einen neuen Freund hat, wird fortgesetzt.

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