Französische Kastanien für die Steiermark

Sammler von nah und fern kommen nach Friesdorf

Friesdorf. Ob es Gourmet-Kastanien sind? Das müssen Wildschweine, Rehe und Hirsche entscheiden. Die Kastanien, die Stefanie und Michael Ulke auf einem Wägelchen spazieren fahren, stammen jedenfalls aus dem Herzen Frankreichs - aus Clermont-Ferrand: "Da studiert unsere Tochter". Und weil die Früchte dort nur so von den Bäumen regneten, beschlossen die Ulkes nach dem letzten Besuch, den Kofferraum vollzuladen.

Jetzt stehen sie in einer langen Menschenschlange auf der Truchseßstraße und warten darauf, ihr wertvolles Gut einzutauschen - nicht gegen Bares, sondern, wie immer seit 1936, gegen Süßes.

Bilddokumentation Bilder von der Tauschaktion bei HariboWährend die Aktienkurse purzeln, liegt der Kurs an der Haribo-Börse in diesem Jahr erneut bei einem Kilo Haribo-Konfekt pro 10 Kilo Kastanien oder 5 Kilo Eicheln. Dafür nehmen so echte Leckermäuler einiges in Kauf.Die Ulkes etwa sind aus Bochum angereist. Ihre Tochter ist mit dabei und vertreibt sich die Zeit mit Stricken. Die Ulkes sind keine Anfänger: Kaffee, Fleischwurst und Kuchen lagern im Bollerwagen. "Im letzten Jahr waren wir erst nach drei Stunden an dieser Stelle", meint Michael. Diesmal hat es nur zwei gedauert.

Nochmal zwei dürfte es dauern, bis sie es zu den beiden Waagen auf dem Firmengelände geschafft haben. Dort wuchten Haribo-Mitarbeiter die Säcke, Tüten, Kisten oder Kartons auf die Waage. Selbst in Rucksäcken werden die Waldfrüchte angeschleppt. "20 Kilo Kastanien... und fertig", ruft einer. Und dann zieht ein Glücklicher mit zwei Kilopaketen Haribo-Konfekt von dannen.

Natalie Lange ist auch schon fast am Ziel. "Jetzt ist es auch genug", meint die junge Frau. Um fünf Uhr ist sie mit dem kleinen Sohn Julian in Andernach aufgestanden. Über Haribo-Konfekt satt freut sich derweil Familie Jäger. 350 Kilogramm Kastanien und 35 Kilo Eicheln zeigt die Waage. "Für Kinder ist das der erste Lohn für eigene Arbeit", erklärt eine Mutter die Begeisterung der Kinder.

Der aktuelle Rekord pro Familie liege jetzt, gegen halb zwölf Uhr, bei 690 Kilogramm, verrät Haribo-Pressesprecher Marco Alfter. 400 Meter lang sei derzeit die Schlange, 44 Tonnen Kastanien und Eicheln habe man bereits beisammen. Die gehen noch heute Abend mit einem riesigen Lkw auf die lange Reise in die österreichische Steiermark.

Dort werden sie als Futter in Wildparks und Freigehegen genutzt, unter anderem auch im Privatpark von Firmenchef Hans Riegel. Aber auch an hiesige Wildparks wird das Sammelgut als Spende verteilt. 180 Tonnen Kastanien und 120 Tonnen Eicheln waren es im vergangenen Jahr.

Auch das Wildgehege in Hellenthal in der Eifel profitiert von der Sammelleidenschaft der Kinder. Wie sich dort Keiler, Hirsch und Reh über das frische Futter freuen, kann man auch im Internet unter wildtiere-live.de. beobachten.

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