Serie "100 Köpfe: Wir sind Bonn" Frank Piontek: Krimi-Leser, Polizist - und Hallensprecher

BONN · Wer sich in sportlichen Sphären bewegt, der kennt Frank Piontek. Und das liegt nicht daran, dass der 49-Jährige selbst auf dem Platz steht. Man kennt seine Stimme: Frank Piontek ist Hallensprecher bei den Telekom Baskets Bonn.

Doch nicht nur Basketballfans kennen "The Voice". Seinen allerersten Auftritt hatte Piontek als Messdiener in der Bütt von Sankt Augustinus, er war schon bei den Ringern vom TKSV Duisdorf und in Schifferstadt, kommentierte Marathons unter anderem in Bonn und Frankfurt und hat sein Baskets-Engagement für eine (etwas längere) Stippvisite auf Schalke unterbrochen. Doch dann zog es ihn wieder zurück. Auf den Hardtberg. In den Telekom Dome.

Dass es so kommen würde, war abzusehen. Schließlich ist der gebürtige Duisdorfer ein Baskets-Mann der ersten Stunde. "Meine Frau und ich sind Gründungsmitglieder", erzählt der 49-Jährige. Das war im April 1995. Doch die Bindung an den Verein begann zwei Jahre früher. "Da hat mich Wolfgang Wiedlich angerufen. Er hatte mich als Zuschauer in Rhöndorf in der Halle gesehen", erzählt Piontek.

Wiedlich war ihm damals kein Begriff. Doch das sollte sich ändern. "Er hat mich gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, beim Post SV Telekom Hallensprecher zu werden." Konnte er zunächst nicht. Trotzdem trafen sich Wiedlich, Piontek und der damalige Vereinspräsident Hans Braun. "Die beiden haben mich so mitgenommen, waren so überzeugend - da konnte ich nicht anders."

Das war der Anfang. Doch dabei sollte es nicht bleiben. 1995 wurde der neue Verein gegründet. "Meine Frau ist ins Catering eingestiegen. Unser VIP-Raum im Sportpark Pennenfeld bestand damals aus einer Tischtennisplatte, auf der die selbst geschmierten Brötchen aus dem Hause Piontek standen", erinnert sich der 49-Jährige, der in seinem "normalen" Leben als Polizeisprecher arbeitet.

Das zeigt die enge Verbundenheit zu den Baskets, die bis heute geblieben ist - und das nicht nur am Hallensprechertisch. "Basketball ist für uns ein Familienereignis." Da ist es logisch, dass auch die 14-jährige Tochter mit dem Basketball-Virus infiziert ist. Daran änderte auch 2003 der "Wechsel" zu Schalke 04 nichts. "Das war eine Herausforderung. Da habe ich das Ganze in XXL erlebt."

Geblieben ist er nicht, Beruf, Familie und die Königsblauen waren auf Dauer nicht unter einen Hut zu bringen. Nach einer Pause und dem Umzug in die neue Halle ging es wieder zu den Baskets. Und warum? "Es macht einfach Spaß, in dem Team hinter dem Team mitzuwirken. Es ist schön mitzuerleben, dass der Baskets-Spirit, dieser Gemeinschaftssinn, auch 18 Jahre nach der Vereinsgründung von Fans und Verein weiter gelebt wird."

Generell aber ist es der Bonner Sport, der eine wichtige Rolle in Pionteks Leben spielt: Von Kindheit an ging es zum BSC, zu den SSF, zu Fortuna Bonn. Außerdem war er selbst Ringer. "Damals gingen da alle Duisdorfer Jungs hin, ob sie es konnten oder nicht. Ich konnte es nicht", gibt Piontek unumwunden zu und lächelt.

Doch bei den Ringern erlebte er sein Hallensprecher-Vorbild (und seinen Vorgänger) Gottfried Bräutigam: "Er hat es geschafft, selbst in den härtesten Kämpfen zu besänftigen." Das hat er sich zu eigen gemacht: Der Gegner wird mit Respekt behandelt, das Spiel steht im Mittelpunkt. "Ich agiere gerne aus dem Off. Spiel, Mannschaft und Fans: Das ist das Wichtigste." Und der Zusammenhalt. Den spürt er auch unter den Kollegen. "Alleine hätte ich das mit dem Hallensprecher nicht mehr gemacht." Mit Stephan Unkelbach und Benedikt Schwertfeger an seiner Seite aber schon.

Mit seinem Job ist das Sprecherdasein gut vereinbar, sagt Piontek. Anfangs hätten die Kollegen viel gefragt, inzwischen aber "ist es ganz normal". Doch auch im Polizeipräsidium ist er in seiner Freizeit engagiert. Mit Kollegen hat er die Krimiabende ins Leben gerufen, die sich wachsender Beliebtheit erfreuen. Dass es Krimis sein sollten, lag nicht nur an der Nähe zur Polizei: Piontek selbst ist bekennender Krimi-Leser.

Der Rest seiner Freizeit dreht sich übrigens auch um Sport. Laufen ist dann angesagt - mit mehr oder weniger großem Erfolg. "Ich unternehme ständig Rückkehrversuche auf die Laufstrecke. Im Moment klappt's ganz gut." In den Ferien geht er gerne mit der Familie auf Trekkingtour. Korsika stand im vergangenen Jahr auf dem Programm, in diesem Sommer liebäugelt Piontek mit Schottland.

Übrigens, als Hallensprecher muss er noch ein Ziel erreichen: An seinen bisherigen Stationen ist er nie Meister geworden. Nicht mit den Ringern, nicht mit Schalke 04 - und bisher auch noch nicht mit den Telekom Baskets Bonn.

Typisch bönnsch - Frank Piontek über Bonn:

  • Ich mag Bonn, weil ... es hier viele Menschen gibt, die sich für andere engagieren.
  • Mein Lieblingsplatz ist die ..."Kleine Brückenrunde".
  • Typisch bönnsch ist für mich ... der Stau auf der Reuterstraße.
  • Ich vermisse in der Stadt ... eine Meisterfeier auf dem Marktplatz.
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort