Pascha-Gründer auf der Jagd Fahndung wie im Wilden Westen

BONN · Dass jemand nicht noch in Westernschrift das Wort "Wanted" darauf geschrieben hat, ist alles: In unmittelbarer Nähe des Stadthauses in Bonn hängt seit einigen Tagen ein Fahndungsplakat. Aufhängen lassen hat es allerdings nicht der Dorfsheriff oder die Polizei, sondern mutmaßlich Hermann Müller, der sich selbst nur Hermann Pascha nennt.

 Der Aufenthaltsort der beiden Männer ist für "Hermann Pascha" kein Geheimnis. Er scheint auf Informationen aus zu sein.

Der Aufenthaltsort der beiden Männer ist für "Hermann Pascha" kein Geheimnis. Er scheint auf Informationen aus zu sein.

Foto: Andreas Baumann

Vermutlich, weil er die gleichnamige Bordellkette mitbetreibt. Eins der Häuser steht in Köln - und in direktem Zusammenhang mit der privaten Fahndungsaktion.

Abgebildet auf dem Plakat, das noch an weiteren Orten im Köln/Bonner-Raum aufgehängt wurde, sind Norbert K. und Christian W. aus Zülpich. K. hat früher für das Pascha gearbeitet und befindet sich in einem Arbeitsrechtsstreit mit dem Bordell. Hermann Müller fühlt sich nach Zeitungsberichten in diesem Zusammenhang erpresst und macht beide für mehrere Anschläge mit Buttersäure in dem Etablissement verantwortlich.

Offenbar weil ihm die Ermittlungen der Polizei zu langsam voranschritten, ist er selbst zur Tat geschritten und erhofft sich durch die Steckbriefe nun wohl Informationen zu K. und W. Beide sind mit Foto und vollem Namen abgebildet, dazu lobt Müller 30 000 Euro Belohnung aus "für Hinweise, um diese Erpresser zu überführen, und ihnen das Handwerk zu legen". Dazu findet sich ein Verweis auf die Polizei Köln, der dem ganzen einen halboffiziellen Anstrich verleiht.

Die Polizei ist davon nicht begeistert, möchte sich aber nicht großartig zu dem Fall äußern. "Wir haben Gespräche mit dem mutmaßlichen Aufhänger geführt und ihn auf die Strafbarkeit hingewiesen", sagte eine Sprecherin der Polizei Köln. Problematisch ist in erster Linie die Veröffentlichung der Fotos.

Nach Personen suchen dürfe in einem gewissen Rahmen jeder, teilt die Pressestelle mit. Die Staatsanwaltschaft Köln prüft den Fall derzeit, nachdem Strafanzeige erstattet wurde, teilte Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer mit. Näheres könne er jedoch noch nicht sagen. Anzeige erstattet hat die Firma Ströer, die Außenwerbung macht und deren Flächen teilweise überklebt wurden, wie eine Unternehmenssprecherin sagte.

Bereits vergangene Woche hatte der Rechtsanwalt der beiden abgebildeten Männer, Philipp Obladen, eine Abmahnung an das Pascha und Müller geschickt. Müller habe gar nicht reagiert, das Pascha eine "nicht ordentliche Unterlassungserklärung" abgegeben. "Daraufhin haben wir eine einstweilige Verfügung beim Landgericht beantragt, die besagt, dass die Plakate abgehängt werden müssen", sagt Obladen.

Er sieht einerseits die Persönlichkeitsrechte seiner Mandanten verletzt, "weil der Eindruck erweckt wird, dass die beiden die Erpresser sind". Zum anderen geht es auch um die Bildrechte, da die Fotos von K. und W. von deren Firmen-Homepage kopiert worden seien. "Meine Mandanten haben Angst, weil jemand aus dem Milieu eine Belohnung auf sie ausgesetzt hat", sagt Obladen. Sie hätten bereits unangenehmen Besuch gehabt. "Sie streiten aber jegliche Schuld ab."

Hermann Müller weilt in Salzburg und hat auf mehrere GA-Anfragen nicht reagiert. Auch der Geschäftsführer des Pascha Köln, Armin Lobscheid, war nicht zu erreichen.

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