Fachräume in Bonner Schule nicht sicher - Direktor schreibt Brandbrief

Nach der obligatorischen Prüfung durch eine Fachfirma gelten die Gas- und Stromanlagen in den naturwissenschaftlichen Fachräumen des Bonner Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasiums als nicht betriebssicher.

Bonn. Uwe Bettscheider hat die Nase voll. Der Leiter des Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasiums (EMA) nimmt kein Blatt mehr vor den Mund, wenn er über den baulichen Zustand seiner Schule spricht. "Der Zustand ist mehr oder weniger mangelhaft bis katastrophal" schreibt Bettscheider jetzt in einem offenen Brandbrief an die Mitglieder des Bonner Stadtrates.

Erst im März musste die Aula des EMA vorübergehend geschlossen werden, weil dort der Putz von der Decke gefallen war. Jetzt dürfen seine Schüler nicht mehr in den Fachräumen der Chemie, Physik und Biologie experimentieren, weil nach eingehender Prüfung durch ein von der Stadt Bonn beauftragtes Unternehmen die Gas- und Stromanlagen als nicht mehr "betriebssicher" gelten.

"Wir sind das einzige zertifizierte MINT-Gymnasium in Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis, und können keine Schülerexperimente mehr durchführen. Das ist doch absurd", klagt der Direktor.

MINT steht für Mathematik, Informatik und Naturwissenschaften und ist einer der Schwerpunkte des Gymnasiums nahe der Innenstadt an der Endenicher Allee. Aus gutem Grund, so Bettscheider und weist dabei auf den allseits beklagten MINT-Fachkräftemangel hin. "In den Nachrichten spricht man inzwischen von 60 000 fehlenden MINT-Fachkräften." Und nicht nur in der freien Wirtschaft fehlten diese Fachleute, sondern auch in den Schulen.

Seit Jahren werde die Sanierung der naturwissenschaftlichen Räume im EMA von der Stadt Bonn mit Hinweis auf die schlechte Haushaltslage verschoben. Nun macht Bettscheider die Erfahrungen, dass es ihm nicht mehr gelingt, Chemielehrer an seine Schule zu holen.

"Bereits zwei Mal haben mir sehr gute Bewerber nach einem Rundgang durch den MINT-Fachbereich abgesagt", sagt er. Die wenigen guten MINT-Lehrer, die es noch gebe, wanderten ab in Kommunen mit besser ausgestatteten Schulen, ist er überzeugt.

Wo gibt es Mängel?Wo drückt auch andere Schulen der Schuh und sind die baulichen Mängel so gravierend, dass auch dort die Qualität des Unterrichts leidet? Teilen Sie uns Ihre Kritik mit. Entweder per Post an General-Anzeiger, Justus-von-Liebig-Straße 15 in 53100 Bonn, oder per E-Mail an bonn@ga.de.

Sein Gymnasium stehe nur exemplarisch für den Zustand der meisten anderen städtischen Schulen Bonns, kritisiert der promovierte Mathematik- und Informatik-Lehrer.

Auf der einen Seite lobe die Stadtspitze stets den Ausbau der Bildungsstadt Bonn, auf der anderen Seite spare sie angesichts des drohenden Nothaushaltes vor allem an den Schulen. Zur Erinnerung: Rund 60 Millionen hat Stadtkämmerer Ludger Sander auf seiner Sparliste zusammengestrichen.

"Wir durften jetzt einige Gaskartuschen anschaffen, um am Tag der offenen Tür wenigstens für unsere neuen Schüler ein paar Experimente zeigen zu können", sagt Bettscheider mit sarkastischem Unterton.

Seitens der Stadt Bonn hieß es auf Nachfrage des General-Anzeigers, die Prüfungen der naturwissenschaftlichen Fachräume fänden regelmäßig einmal im Jahr in allen Schulen in den Ferien statt.

Meinung Dazu auch der Kommentar " Ein Teufelskreis"

Inwieweit auch in anderen städtischen Schulen gravierende Mängel gefunden worden und dort Fachräume deshalb ebenfalls nicht voll nutzbar seien, können man noch nicht sagen. Die Berichte lägen noch nicht vollständig vor. Fest stehe aber, dass die Mängel behoben würden. Wann, das könne man derzeit ebenfalls noch nicht sagen

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