Esel auf Abwegen - Einsatz für die Polizei

Ob es nun pure Abenteuerlust war oder nur die günstige Gelegenheit, die den dreijährigen Esel Caruso am späten Donnerstagabend dazu animierte, die Gegend außerhalb seiner Weide am Rande des Kottenforsts in Bad Godesberg-Nord zu erkunden.

Esel auf Abwegen - Einsatz für die Polizei
Foto: Max Malsch

Bonn. Ob es nun pure Abenteuerlust war oder nur die günstige Gelegenheit, die den dreijährigen Esel Caruso am späten Donnerstagabend dazu animierte, die Gegend außerhalb seiner Weide am Rande des Kottenforsts in Bad Godesberg-Nord zu erkunden. Nachdem Wildschweine offenbar das Gatter niedergetrampelt hatten, machte sich Caruso aus dem Staub.

Glück für ihn und seinen Besitzer Dieter Seidel, dass der kleine braune Esel nicht allzu weit kam. Und dass er schließlich in Friesdorf "In der Raste" von Polizeibeamten dingfest gemacht werden konnte, nachdem er schon mehrfach die Friesdorfer Straße überquert hatte. Autofahrer hatten die Polizei alarmiert, die Caruso schließlich einfangen konnte.

Mit vereinten Kräften wurde Caruso in den Anhänger eines Abschleppunternehmens gehievt und kurz vor Mitternacht ins Bonner Tierheim chauffiert, wo die Nachtwache nicht schlecht staunte über den ungewöhnlichen Gast.

Carusos Besitzer Dieter Seidel, pensionierter Bio- und Sportlehrer am Hardtberggymnasium und erklärter Esel-Liebhaber, ahnte von all dem nichts. Erst am frühen Freitagmorgen wurde er von Freunden benachrichtigt, die im Radio von den nächtlichen Eskapaden eines kleinen Esels erfahren hatten. Seidel erkannte schnell, dass es sich nur um seinen Caruso handeln konnte und machte sich umgehend auf den Weg ins Tierheim. Dort war die Wiedersehensfreude groß.

Caruso, der die Nacht in einem Gatter auf dem Tierheimgelände zugebracht hatte, war sichtlich erleichtert, als er seinen Chef wiedersah. Das überzeugte auch die Tierheim-Mitarbeiter, die zunächst zögerten, Seidel, der keinen Ausweis dabei hatte, das Tier mitzugeben. Gemeinsam machten die beiden sich bei strahlender Sonne auf den Heimweg nach Godesberg.

Dass er gut zu Fuß ist, hat der 68-jährige Seidel schon häufiger bewiesen. Vor zehn Jahren wanderte er mit seinem Esel Pero über den Jakobsweg nach Santiago de Compostela. Und im italienischen Assisi waren die zwei auch schon, abgesehen von den vielen Ausflügen durch Eifel und Siebengebirge. "Wenn Sie Esel nur auf der Weide halten, ist das Tierquälerei", erklärt Seidel seine Wanderfreude.

In Bonn stehen seine derzeit drei Esel eigentlich auf einer Weide in Ramersdorf. Von dort aus hatte Seidel am Mittwoch erstmals eine Kutschfahrt mit Caruso im Gespann über die Südbrücke nach Godesberg unternommen. Ganz stolz sei er auf seinen Jüngsten: "Caruso hat das gut hingekriegt."

Vielleicht war der dadurch erst auf den Geschmack gekommen. Und ganz sicher hatte er bei seinem nächtlichen Abenteuer einen Schutzengel dabei.

Auf dem Heimweg am Freitag quer durch Bonn freuten sich viele über das ungewöhnliche Gespann. Die Gelassenheit, die der Mann und sein kleiner Esel ausstrahlen, wirkt irgendwie ansteckend.

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