Erster Lichtblick in Turnhallen-Misere in Mehlem

Mehlemer Schulen rechnen vor: Gut die Hälfte des vorgeschriebenen Sportunterrichts fällt aus. Politik signalisiert Hilfe

 Die Mehlemer Turnhalle am Sportplatz: In ihr teilen sich fünf Vereine und zwei Schulen die Belegungszeiten.

Die Mehlemer Turnhalle am Sportplatz: In ihr teilen sich fünf Vereine und zwei Schulen die Belegungszeiten.

Foto: Bernd Linnarz

Mehlem. Seit Jahren kämpfen die beiden Mehlemer Grundschulen für eine neue Turnhalle. Ohne Erfolg. Jetzt gibt es einen Hoffnungsschimmer. In der nächsten Stadtratssitzung steht ein Antrag auf der Tagesordnung, mit dem zumindest ein Teil des Areals der seit dem Frühjahr leerstehenden Grundschule am Domhof für den Bau einer Turnhalle reserviert werden soll. Die Schulen selbst wollen nach Finanzierungsquellen suchen, da der Stadt für einen Neubau das Geld fehlt.

Die Empfehlung kommt von der Godesberger Bezirksvertretung, die sich einhellig auf die Seite der Schulen geschlagen hat. Vorausgegangen waren lange Diskussionen, ob eine neue Turnhalle überhaupt notwendig ist.

Die katholische Grundschule und die französische Ecole de Adenauer meinen beide uneingeschränkt ja, die Stadt bleibt bis heute bei ihrem Nein.

Vor allem Grundschuldirektorin Annie Kawka-Wegmann, für ihre Arbeit unlängst mit dem Bonner Integrationspreis ausgezeichnet, ließ nicht locker. Sie listete, unterstützt von der Elternpflegschaft, nicht nur die Mängel an der alten Turnhalle auf ("Die Kinder können sich an den defekten Fußleisten verletzen"), sondern rechnete vor, dass mehr als die Hälfte aller gesetzlich vorgeschriebenen drei Sportstunden pro Woche nicht gegeben werden könne.

Die Überbelastung der alten, überdies maroden Turnhalle, die auch fünf Vereine mit diversen Abteilungen belegen, und der lange Weg dorthin sorgten dafür, dass von 135 Minuten Sport unter dem Strich nur 40 Minuten übrig blieben. Tatsächlich braucht ein mittelschneller Fußgänger von der neuen Domhofschule an der Friedrich-Bleek-Straße bis zur Turnhalle etwa eine Viertelstunde.

Alternativen gibt es laut Kawka-Wegmann nicht. "Wir verfügen weder über einen Sportplatz, noch ist der Schulhof oder die Aula als Ausweichort geeignet, schrieb die Direktorin der Stadt.

Die wiederum geht von völlig anderen Zahlen aus. Laut Belegungsplan stünden beiden Schulen rund 40 Wochenstunden zur Verfügung.

Damit sei davon auszugehen, dass der Pflichtunterricht erteilt werden könne. Von dem langen und gefährlichen Fußweg ist nicht die Rede. Zudem sei nach den "Grundsätzen zur Aufstellung von Raumprogrammen an allgemein bildenden Schulen" ein Mittelwert von zwölf Klassen für eine Turnhalle vorgesehen. Beide Mehlemer Grundschulen verfügen über 16 Klassen. Die Stadt kommt zu dem Schluss: "Rein rechnerisch ergibt sich somit ein Fehlbedarf von einer Drittel Turnhalle."

Abgesehen davon, dass ein derartiges Bauwerk nirgendwo aufzutreiben sein wird, glauben alle Godesberger Fraktionen den beiden Schulen. Und übten heftige Kritik an der Reaktion der beteiligten Ämter. Die Reaktionen gingen von "uns fehlen immer noch die wichtigsten Informationen" bis "eine ganz schlechte Vorlage". Besonders ärgerlich für die Schulen: In den Plänen des vor fünf Jahren von der Grundschule bezogenen Neubaus war auch eine Turnhalle konzipiert.

Zwei zentrale Fragen sind immer noch unbeantwortet: Bekommen die beiden Schulen das Geld für eine neue Turnhalle zusammen? Kawka-Wegmann gibt sich optimistisch: "Jetzt können wir endlich Sponsoren suchen." Sie habe bereits erste positive Signale.

Die zweite Frage soll nach dem Willen der Kommunalpolitik vor allem die Stadt beantworten: Wie kann sie, wie seit längerem beabsichtigt, das gesamte Areal an einen Investor verkaufen, wenn darin ein Flicken von 1 000 Quadratmetern für den Turnhallenbau reserviert ist?

Die Fachämter haben den Auftrag, mit den Schulvertretern nach Lösungen zu suchen und zudem einen Katalog mit allen Nutzungs- und Vermarktungs-Optionen zu erarbeiten. Und der soll schon in der Novembersitzung vorliegen. Zuvor hat jedoch am Donnerstag, 20. Oktober, der Stadtrat das Wort. Seine Zustimmung gilt jedoch als Formsache.

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