Einbruchschutz: In Sekunden ist das Fenster aufgehebelt

Kriminalhauptkommissar Hans-Jürgen Hoppe weiß, wie's geht: Vier Mal setzt er den Schraubenzieher an. Es dauert keine zehn Sekunden, bis er das Fenster aufgehebelt hat.

Einbruchschutz: In Sekunden ist das Fenster aufgehebelt
Foto: Barbara Frommann

Poppelsdorf. Kriminalhauptkommissar Hans-Jürgen Hoppe weiß, wie's geht: Vier Mal setzt er den Schraubenzieher an. Es dauert keine zehn Sekunden, bis er das Fenster aufgehebelt hat. Mit dieser Aktion zeigte die Polizei in Poppelsdorf, welch leichtes Spiel Einbrecher immer dann haben, wenn Wohnungen und Häuser nicht gut genug gesichert sind.

Auf dem Clemens-August-Platz starten Beamte der Einsatzhundertschaft und der Kripo zu Beginn der dunklen Jahreszeit ihre Kampagne gegen Einbruchkriminalität. Sie informieren am Polizeibus, gehen Streifen und verteilen Broschüren mit Sicherheitstipps. Sie wissen: Wenn die Tage kürzer und die Nächte länger werden, sind vermehrt Einbrecher unterwegs.

Zwischen Oktober und März hat die Polizei in den vergangenen Jahren stets einen Anstieg der Taten in Ein- und Mehrfamilienhäuser festgestellt. "Die Einbrecher nutzen den Schutz der Dunkelheit. Zudem zeigen unbeleuchtete Fenster, dass die Bewohner nicht zu Hause sind", sagt Polizeipräsident Wolfgang Albers.

Aktionen seiner Behörde wie die zentrale Bearbeitung der Delikte, Befragungen von Bewohnern in der Nähe von Tatorten, Kontrollen potenziell Verdächtiger und Information der Bürger hätten sich bewährt.

"Seit Jahresbeginn haben wir 74 Einbrecher festgenommen, darunter zwölf Intensivtäter. Zufrieden sind wir aber noch nicht, denn die Einbruchzahlen stagnieren nach wie vor auf hohem Niveau", so Albers. Deshalb sollen die Maßnahmen weiter intensiviert werden.

Nach Angaben von Bernd Zettl, Erster Kriminalhauptkommissar, verzeichnet die Polizei in den Sommermonaten zwischen Juni und September durchschnittlich 14 bis 20 Einbrüche in der Woche; in den Monaten Oktober bis März seien es 20 bis 40. "Deshalb gehe ich auch jetzt wieder von einem Anstieg aus." Als Schwerpunkte haben sich nach seinen Angaben die Stadtbezirke Bonn, Beuel und Bad Godesberg herauskristallisiert.

Polizei bittet um HinweiseDie Polizei ist für Hinweise auf potenzielle Einbrecher dankbar; auch wenn Beobachtungen im ersten Moment noch so unbedeutend erscheinen mögen. Sie appelliert: Wer Autos mit auswärtigen Kennzeichen in der Straße sieht oder fremde Menschen in Mehrfamilienhäusern herumlaufen sieht, soll sich nicht scheuen, die 110 anzurufen.

Einbruchermittler Jörg Wilhelm weiß: "Die Täter suchen sich kein spezielles Viertel aus, sondern eine Region. Gute Verkehrsanbindungen sind ihnen wichtig." Gestern richteten die Beamten ihr Hauptaugenmerk vor allem auf die Information von Wohnungsmietern. Albers: "Nicht nur Hauseigentümer, sondern jeder Bewohner ist selbst gefordert, etwas für den Schutz zu tun."

Für Kriminaloberrat Martin Göbel ist es wichtig, die Bürger zu sensibilisieren. "Wir wollen sie aufmerksam machen und zeigen, wie unsicher zum Beispiel auf Kipp stehende Fenster sind", sagt er.

Sein Kollege Wilhelm berichtet: "Einbrecher sind oft reisende Täter, auch Frauen." Sie drückten an Mehrfamilienhäusern auf die Klingelknöpfe. Irgendjemand öffne in der Regel ohne Nachfrage die Haustür, und die Täter schauten sich vor allem in oberen Etagen nach geeigneten Wohnungen um.

Würden sie in den Fluren gefragt, was sie machten, benutzten sie Ausreden wie: "Ich suche einen Landsmann von mir" oder "Hier wohnt doch irgendwo der Mehmet oder der Francesco." Zettl mahnt: "Wenn Wohnungstüren nur zugezogen sind, haben Einbrecher leichtes Spiel. Und dann sinkt das Risiko, entdeckt zu werden."

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