"Ein wunderbares Jugendprojekt" für Mehlem

Der Grundgedanke war vor fast eineinhalb Jahren ein ganz anderer. Nach einer neuerlichen Einbruchserie in Häuser, Wohnungen und Geschäfte wollten viele Mehlemer nicht mehr tatenlos zusehen. Es entstand die Idee, von Ängsten gestützt und in vielen Treffen und Bürgerversammlungen untermauert, sich zu organisieren.

 Auch die Begleitung in Bussen und Bahnen gehört zu den Aufgaben der Nachtwanderer in Bremen-Nord. Sie schauen hin und sprechen mit den Jugendlichen, greifen aber nicht direkt in Konflikte ein.

Auch die Begleitung in Bussen und Bahnen gehört zu den Aufgaben der Nachtwanderer in Bremen-Nord. Sie schauen hin und sprechen mit den Jugendlichen, greifen aber nicht direkt in Konflikte ein.

Foto: privat

Mehlem. Der Grundgedanke war vor fast eineinhalb Jahren ein ganz anderer. Nach einer neuerlichen Einbruchserie in Häuser, Wohnungen und Geschäfte wollten viele Mehlemer nicht mehr tatenlos zusehen.

Es entstand die Idee, von Ängsten gestützt und in vielen Treffen und Bürgerversammlungen untermauert, sich zu organisieren. Patrouille gehen, nachts, auf Straßen und Plätzen des südlichsten Bonner Stadtteils.

Und obwohl der Begriff in allen Gesprächen hartnäckig vermieden wurde, dachten viele an eine Art Bürgerwehr. Ein nachahmenswertes Beispiel bürgerlicher Selbsthilfe schien das Projekt "Nachtwanderer" in Bremen zu sein. Dass sich das als Trugschluss herausstellen sollte, ist spätestens seit Mittwochabend klar.

Die Nachtwanderer Das Projekt geht auf ein in Schweden entwickeltes Konzept zurück. 2004 entstand die erste deutsche Gruppe in Bremen. Inzwischen gilt es bundesweit als Erfolgsmodell. Nachtwanderer sind geschulte Erwachsene, die sich in kleinen Gruppen Freitag- und Samstagnacht auf Plätzen, an Straßen und in Bussen aufhalten. Ihr Hauptziel ist der Umgang mit Jugendlichen und für sie da zu sein. Infos unter www.nachtwanderer.com.Lasse Berger, gebürtiger Schwede, Gründer und Seele der "Nachtwanderer" in Bremen-Nord, stellte im Stadtteilcafé an der Mainzer Straße das Konzept in allen Einzelheiten vor. In Anwesenheit von Vertretern des Bonner Jugendamts, der Polizei, allen Rathaus-Parteien mit Ausnahme der FDP - und eines Bürgers.

Eine Zusammensetzung, die eigentlich enttäuschen muss bei einer Info-Veranstaltung, zu der die Stadt per Bürgerbrief alle Mehlemer eingeladen hatte. Und die zunächst auch enttäuschen musste, weil am Ende von Bergers Vortrag feststand, dass sich die ursprünglichen Erwartungen nach und nach in Luft aufgelöst hatten.

Die "Nachtwanderer" sind alles andere als ehrenamtliche Hilfssheriffs. "Es ist ein wunderbares Jugendprojekt", brachte die Jugendhilfeplanerin der Stadt Bonn, Andrea Steinhart, die Meinung der meisten Anwesenden auf den Punkt. Für Mehlem, für Bad Godesberg und sogar für die gesamte Stadt. Und spätestens zu diesem Zeitpunkt wich die Enttäuschung.

Bis ins Detail schilderte Berger, der vor seinem "Nachwanderer"-Engagement lange in der Sozialarbeit tätig war, die Entstehungsgeschichte und Arbeitsweise der Initiative. 14 Monate Vorbereitung bedurfte es vor rund acht Jahren, bis die Bremer Gruppe zum ersten Abendrundgang starten konnte. "Es hat sich gelohnt", sagte Berger, "die Zahl der Übergriffe und Vandalismusschäden ist in unserem durchaus problematischen Stadtteil ständig zurück gegangen."

17 Gruppen sind dem Beispiel inzwischen gefolgt. Mehlem soll die 18. werden, waren sich fast alle Anwesenden einig. "Wie kommen wir jetzt weiter?", fragte am Ende Monika Heinzel, Mehlemer Grünen-Stadtverordnete und Mitinitiatorin. 17 Anwesende trugen sich danach in die Liste ein, mitmachen zu wollen.

Sie liegt auch weiterhin im Stadtteilcafé aus. Über das weitere Vorgehen, die Zusammenstellung, das Ziel und den Wirkungskreis der Mehlemer-Nachtwanderer herrscht jedoch nach wie vor Ungewissheit. Politik und Jugendamt erklärten jedoch, das Projekt gemeinsam an den Start zu bringen. Wann und wo auch immer.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort