Nach Ergebnis der Machbarkeitsstudie Die Bonner Seilbahn kommt frühestens in drei Jahren

Bonn · Nach dem positiven Ergebnis der Machbarkeitsstudie sind nun die Politiker am Zug. Damit das Projekt Realität wird, wird eine Landesförderung von 90 Prozent benötigt.

Nach dem Gutachter-„Ja“ zu einer Seilbahn in Bonn stellt sich die Frage, wie es weitergeht. Die Politik muss entscheiden: Ist die Verbindung von Ramersdorf hinüber zum Venusberg gewollt und geht alles rasend schnell, könnte erster Spatenstich in frühestens drei Jahren sein, meint Stadtbaurat Helmut Wiesner.

Viele der mehr als 200 Gäste bei der Vorstellung der Studie am Dienstagabend lobten die Veranstaltung, bei der die Stadt sogar kalte Getränke und Riesenbrezeln servierte. Wohl vorausahnend, dass alle mehrere Stunden zusammensaßen. Es gab kritische Fragen, ob die Kosten von 42 Millionen Euro für die bevorzugte Nordtrasse samt Rheinüberquerung eingehalten werden können. Gefragt wurde auch nach Machbarkeitsstudien anderer Seilbahnprojekte wie dem in Wuppertal, wo gerade neue Gutachten vorliegen.

Die Initiativen: „Starke Zweifel an den Ergebnissen und Schlussfolgerungen der Gutachter aus Verkehrsplanung und Seilbahnindustrie sind angebracht“, sagt Gundolf Reichert von der Bürgerinitiative „Bonn bleibt seilbahnfrei“. Die vermutet, dass die verschuldete Stadt viele Millionen „in eine offensichtlich wirkungslose Seilbahn“ stecke. Wie berichtet, wird die Bahn als Teil des Bonner Nahverkehrs – so wie dessen Busse – verlustbringend fahren. „Wenn die neue Seilbahn rund 2,5 Millionen Fahrgäste im Jahr hat, aber rund 800 000 Euro Verlust macht, warum wird dann nicht pro Fahrt einfach ein kleiner 30-Cent-Aufschlag verlangt und die Verluste wären bei null Euro“, schlägt dazu GA-Leser Herand Müller-Scholtes vor. Barbara Dreymann teilt mit, dass ihre Bürgerinitiative Venusberg den Seilbahnbau unterstützen wird. Das Uniklinikum hofft auf einen „zügigen Ratsbeschluss“, so Sprecherin Magdalena Nitz. Die bestehende Straße, auf der bisweilen die Krankenwagen nicht durchkämen, könne nicht verbreitert werden. Eine neue durch den Wald dürfe nicht gebaut werden. So gebe es zur Seilbahn keine Alternative.

Die Politik: Die Seilbahn ist am Freitag Thema des Facharbeitskreises Planung und Verkehr der Ratskoalition. Vorsitzender Bert Moll sagt für die CDU, dass man bei der Finanzierung genau hinsehen wolle – auch was die Betriebs- und Instandhaltungskosten angehe. Zudem seien die Umsteigebeziehungen an den einzelnen Stationen Kernfragen. Die SPD will nun anhand der Studie herausfinden, welche der vorgeschlagenen Trassen die beste ist. Noch viele offene Fragen sieht Johannes Schott vom Bürger Bund Bund und warnt davor, die Bahn als Allheilmittel zu sehen. Auch Anatol Koch (Linke) will sich noch nicht positionieren, fordert aber eine Verbesserung des Nahverkehrsangebots. „Wenn die privaten Grundstückseigentümer sich querstellen, sieht es mit der Realisierbarkeit düster aus“, sagt Hans Friedrich Rosendahl (AfB).

Stadtwerke Bonn: „Eine wachsende Stadt wie Bonn muss die Mobilität der Zukunft gestalten. Eine Seilbahn kann hierfür ein interessanter Ansatz sein. Die Entscheidung darüber, ob das Projekt realisiert wird und wer Betreiber sein soll, treffen die Stadt Bonn als Aufgabenträger und der Rat der Stadt Bonn“, so Sprecher Werner Schui.

So geht es weiter: Das Seilbahnprojekt ist im ÖPNV-Bedarfsplan von NRW angemeldet worden. Benötigt wird eine Förderung von 90 Prozent. Hat der Landtag die beschlossen, muss der Stadtrat die weitere Planung samt Vermessung beauftragen. Nach weiterer Bürgerbeteiligung. „könnte eine Entwurfsplanung erstellt werden“, so Stadtvizesprecher Marc Hoffmann. Es würden eine volkswirtschaftliche Untersuchung und nach Ratsbeschluss das Planfeststellungsverfahren folgen, um das Baurecht zu erlangen – eine umfangreiche Angelegenheit.

Details zur Bahn: Gebaut werden soll eine Einseilumlaufbahn (1-S) mit mehreren Stationen. Dort werden die Zehn-Personen-Gondeln (für Rollstühle oder Räder werden Sitze hochgeklappt) ausgeklinkt, um ein- und aussteigen zu können. In Stoßzeiten fährt alle 30 Sekunden eine Kabine ab. 45 Meter hoch müssen die Stützen an den Rheinufern sein, alle weiteren 20 bis 30 Meter hoch. Die Gondeln erhalten einen Sichtschutz, der den Blick nach unten erschwert.

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