Ermordeter Bonner Der Verdächtige schweigt

BONN/WASSENBERG · Die Hintergründe im Fall des im Oktober in Wassenberg am Niederrhein ermordeten 46-jährigen Bonners und seines dort wenig später überfallenen und schwer verletzten älteren Bruders, der in Wassenberg eine Arztpraxis betreibt, gewinnen zunehmend an Kontur.

So stellte sich heraus, dass der zusammen mit einem mutmaßlichen Komplizen in U-Haft sitzende 65-jährige Hauptverdächtige das absolute Vertrauen der Bonner Familie genoss, die ihm sogar zwei Millionen Euro zur Geldanlage überließ. Als sie jedoch ihr Geld zurückforderte, soll der 65-Jährige seine Maske fallen gelassen haben.

Was niemand in der Familie geahnt hatte: Der 65-Jährige war ein verurteilter Betrüger. Auf die Idee wäre auch der aus Bonn stammende Arzt nicht gekommen, als er den Mann und dessen Familie nach GA-Informationen in seiner Praxis in Wassenberg kennenlernte.

Vielmehr soll sich zwischen dem 50-jährigen Mediziner und dem offenkundig gut situiert wirkenden 65-jährigen Geschäftsmann, der in einem repräsentativen Haus nahe der Arztpraxis wohnte, mit der Zeit ein Vertrauensverhältnis entwickelt haben. Und schließlich stellte der Arzt den 65-Jährigen seinen Eltern und seinem Bruder in Bonn vor.

Damit soll das Verhängnis seinen Lauf genommen haben. Denn weil auch die Eltern aus Bonn dem Geschäftsmann und dessen Angeboten zur Kapitalanlage vertrauten, übergaben sie ihm wie schon ihr Sohn, der Arzt, viel Geld zu treuen Händen und zur vermeintlich lukrativen Anlage: insgesamt zwei Millionen Euro. Und weil der 46-jährige Bonner Sohn gerade ohne Arbeit war, gab ihm der 65-jährige Wassenberger auch noch einen Job als Fahrer.

Im Oktober 2012 aber soll sich die Lage zugespitzt haben: Das bei dem 65-Jährigen investierte Geld kam nicht zurück, und als der Arzt den Ermittlungen zufolge Druck machte, soll es passiert sein. Am 21. Oktober wurde der Bonner Bruder des Arztes auf einem Parkplatz bei Wassenberg erschlagen, seine Leiche in einer Bauruine auf einem Waldgrundstück abgelegt. Anschließend erhielt der Arzt einen Anruf und wurde in einen Wald bei Maria Hoop in den Niederlanden bestellt. Dass er damit in eine Falle gelockt wurde, ahnte er nicht.

Den Ermittlungen zufolge wurde der 50-jährige Mediziner dort völlig unvermittelt angegriffen. Wie der Sprecher der Aachener Staatsanwaltschaft, Peter Jansen, erklärte, schlugen drei Männer derartig massiv und "in Tötungsabsicht" auf den Arzt ein, dass er schwere Kopfverletzungen davontrug.

Trotz der Verletzungen gelang es dem Opfer, zu entkommen und in ein Krankenhaus zu fahren, wo er Alarm schlug, um seinen Bruder zu warnen. Denn er hatte, so die Ermittler, einen der drei Angreifer erkannt: den 65-jährigen Geschäftsmann. Doch die Warnung erreichte den Bruder nicht mehr.

Der 65-jährige Wassenberger und ein 44-jähriger mutmaßlicher Komplize sitzen seit Wochen in Untersuchungshaft. Nach einem dritten Verdächtigen, Frank Gri (36), wurde bisher ergebnislos gefahndet - trotz 1500 Euro Belohnung, die im November für entscheidende Hinweise ausgesetzt wurden. Im Zuge der Mordermittlungen stieß die Polizei auf weitere Betrugsopfer des 65-Jährigen.

Der Mann, der bisher beharrlich schweigt, hat inzwischen drei Verteidiger: Neben dem vom Gericht verpflichteten Anwalt hat der 65-Jährige zwei weitere Verteidiger aus Köln engagiert. Nach GA-Informationen ist mit einer baldigen Anklageerhebung gegen ihn und seinen mutmaßlichen Komplizen zu rechnen. Gegen den flüchtigen Frank Gri wird dann gesondert weiter ermittelt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort