Das Geld des Mordopfers ist verschwunden

Polizisten sagen vor dem Schwurgericht aus

Bonn. (jeo) Scherben auf dem Fußboden, aus dem Kleiderschrank gerissene Kleidung und ein leerer Tresor: Am zweiten Verhandlungstag im Prozess um den Mord an einer 37 Jahre alten Prostituierten im Bonner Eros-Center schilderte am Donnerstag ein Beamter der Spurensicherung das Durcheinander, das er im Zimmer der Getöteten vorfand.

Die Frau war am Nachmittag des 27. Juni 2009 erstickt worden: Der Täter hatte dem Opfer eine Plastiktüte über den Kopf gezogen und einen Taft- oder Tüllschal um den Hals geknotet. Für den Mord muss sich ein 51-Jähriger aus Sankt Augustin-Niederpleis vor dem Schwurgericht verantworten. Ihm wird zudem schwerer Raub zur Last gelegt.

Neben dem ehemaligen Werkstattbetreiber sitzt eine 35 Jahre alte Kollegin der Getöteten, die wie das Opfer aus der Dominikanischen Republik stammt. Ihr wird Anstiftung zum schweren Raub vorgeworfen. Wie berichtet, hatten die Beschuldigten sich am ersten Prozesstag gegenseitig belastet. Angeblich hatte die Ermordete 40 000 Euro immer in einer Plastiktüte bei sich.

Doch das Geld ist bis heute nicht aufgetaucht. Wie der Polizist nun aussagte, wurde das Zimmer nahezu auf den Kopf gestellt, um sicherzustellen, dass die Ersparnisse nicht von dem Opfer selbst versteckt wurden. Statt des Geldes wurden bei der Durchsuchung Unterlagen gefunden, die belegen, dass die Getötete 2006 eine Wohnung in Madrid für 206 000 Euro gekauft hatte.

Eine Polizistin, die abends um kurz vor 22 Uhr mit ihrem Kollegen als erstes Team vor Ort war, schilderte am Donnerstag vor Gericht, dass eine Kollegin des Opfers ausgesagt habe, die 37-Jährige am Nachmittag gegen halb drei zuletzt gesehen zu haben. Nur wenige Minuten später soll ein Mann mit einer Zeitung in der Hand der 37-Jährigen aufs Zimmer gefolgt sein und die Tür ungewöhnlich laut zugeschlagen haben. Diese Person soll jedoch - im Gegensatz zum Angeklagten - ein südländischer Typ gewesen sein.

Obwohl die Flure und Treppenhäuser in dem Eros-Center rund um die Uhr von Videokameras überwacht werden, gibt es kein Bild des Täters. Der Prozess wird fortgesetzt.

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