Innenstadt in Bonn City-Marketing sieht Mangel an großen Handelsflächen

BONN · Handel bedeutet auch immer Wandel. Das kann man in diesen Tagen wieder gut in der Bonner Innenstadt beobachten. Die wohl spektakulärste Neuerung ist die voraussichtlich im Mai geplante Neueröffnung der amerikanischen Modekette "Hollister" im Daniels-Neubau an der Vivatsgasse.

 Mit einem unverhüllten Model wirbt die Modekette Hollister in der Vivatsgasse und verhüllt damit den Daniels-Neubau.

Mit einem unverhüllten Model wirbt die Modekette Hollister in der Vivatsgasse und verhüllt damit den Daniels-Neubau.

Foto: Volker Lannert

Ein Laden, der vor allem junge Kundschaft anzieht. "Das wird ein Publikumsmagnet", ist Markus Fußhöller überzeugt. Der 48-jährige Volkswirt und gelernte Bankkaufmann ist seit 1998 Geschäftsführer des Vereins City-Marketing und kennt sich in der Innenstadt aus wie in seiner Westentasche. Er freut sich über den frischen Wind, den Hollister und andere Läden mit modernen Verkaufskonzepten in die Bonner City bringen.

Was natürlich auch mit dem Ende traditionsreicher Häuser verbunden ist. So hatten einst nette Professoren der Bonner Universität ihre Seminare schon einmal gern in den "Bären" verlegt. Als 2004 das Traditionslokal an der Acherstraße für immer seine Pforte schloss, ging damit auch die Geschichte von Bonns ältester Gaststätte, deren erster Wirt Anton Lenzen 1690 vom Kurfürsten Josef Clemens die Brauereirechte erhalten hatte, zu Ende. Heute verkauft die schwedische Textilkette H & M in dem umgebauten Haus ihre Mode. Die Kundschaft kommt ebenfalls vorwiegend aus der jüngeren Generation, von der kaum einer weiß, dass hier einst Wein und Bier ausgeschenkt wurden.

"Gerade im ersten Quartal eines Jahres", sagt Fußhöller, "verzeichnen wir stets die höchste Fluktuation bei den Geschäften." Außerdem nutzen viele Kaufleute die meist recht umsatzschwachen Tage vor allem um die Karnevalszeit für einen Umbau oder eine Renovierung, sozusagen für einen Frühjahrsputz.

Wiedereröffnungen in der Sternstraße

In der Sternstraße sind es gleich mehrere Läden, die in den zurückliegenden Tagen kräftig renoviert und kürzlich Wiedereröffnung gefeiert haben. Wie zum Beispiel das Schuhhaus Landgraf, das sich auch am Dreieck in neuen Räumen präsentiert. Dort bietet das Schuhgeschäft jetzt viel mehr Verkaufsfläche. Wiedereröffnung feiert auch die Kaffeerösterei "Weidenbrück".

Dort hat nach beinahe zehn Jahren die Eigentümerin Monika Ockenfels das Zepter wieder in die Hand genommen. Zuvor hatte die Filialkette Douglas das Ladenlokal gepachtet und dort vor allem Süßwaren verkauft. "Das ist natürlich eher selten, dass ein Geschäft von einem Filialisten wieder zum Inhaber zurückfindet", freut sich Fußhöller über diesen heutzutage doch eher ungewöhnlichen Wandel in der Bonner Geschäftswelt.

Gut für die Entwicklung Bonns als Einkaufsoberzentrum für die ganze Region ist für Fußhöller auch, wenn Geschäfte expandieren. Wie aktuell das Modehaus Meyer, das in dem nach den Plänen der Bonner Architekten Pascal Schroeder und Stefan Schevardo errichteten Neubau an der Ecke Wenzelstraße/Friedrichstraße sein Domizil hat und jetzt auch in der oberen Etage Bekleidung anbietet.

Flächen für größeren Einzelhandel fehlen

Insgesamt befinden sich in der Bonner Innenstadt Fußhöller zufolge rund 400 Läden - die großen Häuser wie Kaufhof, Karstadt und SinnLeffers mit eingerechnet. Sie könnte noch viel mehr Verkaufsflächen vertragen, sagt er. "In Bonn fehlen vor allem Flächen für den größeren Einzelhandel ab 500 Quadratmetern aufwärts", sagt der Citymanager.

Auch wenn es manchmal nach längerem Leerstand aussehe, wie es etwa bei dem ehemaligen "Möbel Haus" am Markt der Fall war, in das jetzt aber ein Reisebüro einziehen wird. "Die meisten Ladenlokale in der Bonner City sind nach zwei, drei Monaten wieder belegt", sagt Fußhöller. Zum Vergleich: Während in Bonn etwa 1,4 Quadratmeter Verkaufsfläche pro Einwohner zur Verfügung steht, sind es in vielen anderen Großstädten mindestens 1,7 Quadratmeter.

Mit dem Bahnhofsvorplatz und dem Viktoria-Karree bieten sich noch zwei attraktive Einkaufsflächenpotenziale. "Die Bebauung des Bahnhofsvorplatzes hat für uns natürlich Priorität", sagt Fußhöller. Allerdings sollte man nicht bis zum Sankt Nimmerleinstag warten, sondern jetzt auch das Viktoria-Karree auf dem Gelände des ehemaligen Viktoriabades an der Franziskanerstraße zügig entwickeln.

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