Busfahren geht in Bonn ordentlich ins Geld

BONN · Laut einer Studie sind die Preise für den Nahverkehr in der Bundesstadt besonders hoch. Der Verkehrsverbund relativiert die Kritik.

 Knotenpunkt Ramersdorf: Busfahren ist in Bonn teurer als in anderen vergleichbaren Städten, behauptet eine Studie.

Knotenpunkt Ramersdorf: Busfahren ist in Bonn teurer als in anderen vergleichbaren Städten, behauptet eine Studie.

Foto: Stadtwerke

Der öffentliche Nahverkehr ist ein teures Vergnügen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Online-Reiseportals www.ab-in-den-urlaub.de. Vor allem in Bonn. Der Studie zufolge gehört die Bundesstadt bei den Ticketpreisen zu den teuersten im Land.

Zu diesem Ergebnis sind die Mitarbeiter des Portals gekommen, indem sie die 130 größten Städte Deutschlands, Österreichs und der Schweiz in sieben nach der Einwohnerzahl sortierten Gruppen zusammengefasst haben. Dann wurden die Preise der jeweiligen Verkehrsunternehmen gesichtet und Durchschnittswerte in den sieben Gruppen errechnet.

Dies wurde wiederum ins Verhältnis zum Durchschnitts-Einkommen in den Städten gestellt, "um schlussendlich eine möglichst faire und objektive Bewertung der Ticketpreise gewährleisten zu können," schreiben die Portalbetreiber. Daraus schlossen sie: Elf Städte sind "mit allen untersuchten Ticket-Arten zu teuer". Darunter fallen unter anderem Siegen, Baden-Baden, Kiel und eben Bonn.

Ein Beispiel: Kostete ein Einzelticket zum Zeitpunkt der Erhebung (vgl. Kasten) in Bonn 2,50 Euro, lag der Preis in Aschaffenburg bei 1,50 Euro, womit die Stadt der Studie zufolge im Verhältnis von Einwohnerzahl, Durchschnittseinkommen und Ticketpreis zu den günstigsten gehört. Ebenfalls günstig fahren nach dieser Rechnung Bus- und Bahnfahrer in Stuttgart mit einem Preis von zwei Euro für das Einzelticket.

Es stimme schon, sagt Holger Klein, "dass unsere Preise nicht zu günstigsten im Land gehören". Bei der Studie sei aber große Vorsicht geboten, sagt der Sprecher des Verkehrsverbunds Rhein-Sieg (VRS): "Hier werden Äpfel mit Birnen verglichen." Der Preis eines Tickets im VRS trage, so Klein, nicht nur den Kosten und Anforderungen des Nahverkehrs in Bonn, sondern ebenso denen in den ländlichen Gebieten des Verbundes Rechnung. Vergleiche mit anderen Kommunen seien daher nur schwer möglich. "Polemisch und undifferenziert" sei die Studie, sagt er.

Rückendeckung erhält er aus der Politik. Der VRS sei im Verhältnis zwar nicht so günstig, habe aber ein höheres Leistungsangebot als andere Verkehrsverbünde in Deutschland, sagt Werner Esser, verkehrspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion im Bonner Stadtrat. "Ticketpreise dürfen nicht isoliert betrachtet werden, Nahverkehr ist komplex", sagt Wilfried Reischl, der in der CDU-Ratsfraktion für den Verkehr zuständig ist. Für Stadtwerke-Sprecher Werner Schui ist die Studie "alles andere als wissenschaftlich". Unisono betont er mit VRS-Mann Klein, dass sie wohl eher als PR-Aktion gedacht sei.

Wenn dem so ist, dann hat Schui zumindest in einem Punkt Grund zur Freude. Im Bereich Service hat die Studie doch etwas Gutes in Bonn ausgemacht: Mit ihren Ticketautomaten in mehreren Sprachen sowie den Durchsagen in den Fahrzeugen auf Deutsch und Englisch gehört die Stadt der Vereinten Nationen in puncto Weltoffenheit zur Spitzengruppe.

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