Burg Adendorf dient als Drehort für Kinofilm von Jo Baier

Burg Adendorf dient als Drehort für Kinofilm von Jo Baier

Burg Adendorf dient als Drehort für Kinofilm von Jo Baier
Foto: Jochen Wagner

Adendorf. Das Areal rund um den Eingang zur Wasserburg gleicht einer modernen Wagenburg. Mehr als zwei Dutzend Pkw, Busse, Gerätewagen, Transporter und sogar ein eigener mobiler Küchenkomplex für 160 Mahlzeiten täglich ist darunter. Überall sieht man Kabel, Leitungen, Aluminiumkisten und viel Aufnahmetechnik.

Die historische Wasserburg Adendorf - ihre Ursprünge gehen bis 1337 zurück - ist Schauplatz eines neuen Kinofilms über den französischen König Henri IV., der in Legenden "der gute König Henri" genannt wird.

Drehorte sind die Remise sowie der Burghof und Teile der inneren Burg, die zu den privaten Gemächern der Familie von Loe zählen. Der Film wird nach einer Romanvorlage von Heinrich Mann gedreht. Es geht dabei um Frankreich im Jahr 1563. Protestanten und Katholiken kämpfen im Namen des Glaubens um Land und Macht.

Über den schillernden Herrscher - gespielt von Julien Boisselier - wird in knapper Historie berichtet "Er liebte die Frauen, er liebte sein Volk, er kämpfte um Menschlichkeit und Toleranz und bezahlte dafür mit seinem Leben."

Henri wurde nachweislich vom Leben auf dem Schlachtfeld geprägt, war ständig zu Fuß oder mit dem Pferd unterwegs, legte offensichtlich kaum Wert auf seine äußere Erscheinung. Frauen aus höheren sozialen Schichten beklagten damals, dass er nach Schweiß und Pferdemist gerochen habe.

Autor und Regisseur Jo Baier will keinen Kostümschinken über einen französischen König der Renaissance drehen. "Mit dokumentarischer Rauheit will ich dabei vorgehen. So will ich die Stadt beschreiben, das Land, die Bauern und die Höflinge - als hätte es damals schon den Dokumentarfilm gegeben. Man muss das alles riechen, spüren, mit allen Sinnen erfahren und begreifen können, miterleben, betroffen sein, nicht genüsslich betrachten, schon gar nicht distanziert.

Ein ungebärdiger Film soll das werden, der frechste, den ich je gemacht habe - und der mutigste", beschreibt der bekannte Filmemacher seine Absichten in Kurzform.

Produzentin ist Regina Ziegler: "Heinrich IV. und seine Geschichte sind für mich eine sehr lebendige, sehr konkrete und einzelne Geschichte eines Mannes, der die unheimliche Verbindung von Politik und Glaube, die furchtbaren Folgen des Missbrauchs der Religion an sich erlebt und sichtbar macht, der diese Verbindung und zuletzt sich selbst zerstört.

Und eine sehr zeitlose Fabel eines unzerstörbaren Humanisten, ein Das-war-einmal und Das-ist-noch- immer-so."

Die kleine Filmstadt an der Burg Adendorf ist seit einer Woche aufgebaut - gedreht wird wahrscheinlich bis Montag. Gabriela Freifrau von Loe zeigte sich fasziniert über das Filmgeschehen. "Es ist eine ganz andere Welt und schön, dass man hautnah alles mit erleben kann", sagte die Burgherrin bei Dreharbeiten im Innenhof.

Szenenbildner Klaus Peter Platten zufolge ist die Zeit des ausgehenden Mittelalters an authentischen Schauplätzen in Europa nicht mehr vollständig zu realisieren. Geeignete Orte existierten zwar, seien aber meist zu touristisch. Bei der Suche und Gestaltung der Drehorte sei es nicht um die historische exakte Rekonstruktion, sondern vielmehr um die Widerspiegelung der Atmosphäre jener Zeit gegangen.

Weitere Drehorte sind in Ländern wie Ungarn und Polen. Der Film soll in 29 Tagen abgedreht sein und voraussichtlich noch 2009 im Kino zu sehen sein.

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