Alessandro Sansa Bonner schwimmt durch die Straße von Gibraltar

BONN · Wer das große Containerschiff vorbeiziehen sieht, mag es kaum glauben: "Wir hatten Vorrang", erzählt Alessandro Sansa. Der 47-jährige Bonner hat mit einer Gruppe von spanischen Mitstreitern die Straße von Gibraltar durchschwommen. Vier Stunden und 25 Minuten brauchten die Freizeitsportler, um von Spanien nach Marokko zu schwimmen.

 Am Ziel: Alessandro Sansa (Mitte) und seine Mitstreiter haben die Straße von Gibraltar von Spanien nach Marokko durchschwommen.

Am Ziel: Alessandro Sansa (Mitte) und seine Mitstreiter haben die Straße von Gibraltar von Spanien nach Marokko durchschwommen.

Foto: Privat

Das Abenteuer begann für Sansa zu Beginn seines Sabbatjahres. Mit einem Freund beschloss er, der zuvor nur die üblichen 1000 Meter im Schwimmbad gekrault war, die am meisten befahrene Wasserstraße der Welt zu durchschwimmen. "Der Ärmelkanal ist sehr viel schwieriger", sagt er zur Einordnung. Im sechsmonatigen Training legte der 47-Jährige insgesamt 430 Kilometer zurück. Die meisten im Schwimmbad, etliche aber auch in Küstennähe. "Viele Leute wissen nicht, dass man beim Schwimmen seekrank werden kann, wenn man stundenlang im Wasser ist." Deshalb versuchte Sansa, so oft wie möglich im offenen Meer zu trainieren, alleine schon, um zwischen den Wellen die Orientierung zu behalten.

Später war er der Schwimmer, der das Leitboot im Auge behielt und das Tempo für die kleine Gruppe vorgab. Die Kraftreserven müssen auch für starke Strömung reichen. "Der gesamte Atlantik drückt auf diese 14 Kilometer." Außerdem dürfen nicht mehr als 50 Meter zwischen den Teilnehmern liegen, sonst wird der letzte vom Boot eingesammelt. Um den gemeinsamen Rhythmus zu finden, haben die vier einmal pro Woche zusammen trainiert.

Die Strecke von Spitze zu Spitze ist genau 14,9 Kilometer lang, wegen Strömung und Wind müssen die Schwimmer aber mindestens 16,6 Kilometer zurücklegen. "Man muss schon ein paar Mal zehn Kilometer geschwommen sein", sagt Sansa. Das Begleitboot, dass neben Wasser und Essen auch die Pässe der Schwimmer dabei hat, durften sie unterwegs nicht berühren. An ein Picknick war ohnehin nicht zu denken, der eine aß eine Banane, der andere etwas Flüssignahrung für Triathleten.

Zehn Tage vor dem geplanten Start hatten sich die Schwimmer geschont. Wann es tatsächlich losgeht, bestimmen das Wetter und der Veranstalter. Sie starteten schließlich bei Tagesbeginn und konnten beim Atmen die aufgehende Sonne sehen. "Das war schon ein tolles Erlebnis, aber der Adrenalinspiegel sorgt gleichzeitig dafür, dass man nicht viel mitbekommt", sagte der Bonner.

Delfine oder sogar Killerwale hat die Gruppe nicht getroffen. Trotzdem war Sansa froh über seine Begleiter. "Falls doch so ein schwarzer Schatten unter einem durchschwimmt, fühlt man sich mit vier Leuten nicht ganz so alleine im großen Meer." Ein Neoprenanzug schützte vor der Kälte. Rückblickend sagt Sansa: "Die sechs Monate Vorbereitung sind viel härter gewesen als die Tour. Ich hätte auch sechs Stunden schwimmen können."

Der ehemalige Friedrich-Ebert-Gymnasiast bezeichnet sich selbst als "italienischen Bonner", der eben aus einer "sehr nördlichen Stadt Italiens" kommt. Nach seinem Sabbatjahr wird er in Doha/Qatar arbeiten. Die 1000 Meter im Schwimmbad gehen jetzt mit links, und ein Diplom reiht die Abenteurer in die Liste der Meerengen-Durchquerer ein, die bis ins Jahr 1928 zurückreicht.

Informationen zum Veranstalter gibt es auf Englisch und Spanisch auf www.acneg.com

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