335.000 Euro für Sitzgelegenheiten Bonner Oper bekommt 880 blaue Sessel

BONN · Drei Spender übernehmen die Kosten von 335.000 Euro für die Überarbeitung der alten Stühle. Der Theaterintendant spricht von einem "kleinen Wunder".

Sitzen im ersten Rang der Oper auf den überarbeiteten und jetzt blau bezogenen Polstersesseln Probe: Rüdiger Frings (von links), Birgit Schneider-Bönninger, Bernhard Helmich, Ulrich Voigt und Ashok Sridharan.

Sitzen im ersten Rang der Oper auf den überarbeiteten und jetzt blau bezogenen Polstersesseln Probe: Rüdiger Frings (von links), Birgit Schneider-Bönninger, Bernhard Helmich, Ulrich Voigt und Ashok Sridharan.

Foto: Benjamin Westhoff

In der Bonner Oper konnte es bisweilen passieren, dass ein selbst verursachtes leises Quietschen die herrlichste Arie empfindlich störte. Das lag an den alten Stühlen, die eine Fachfirma aus Kaiserslautern nun zum überwiegenden Teil in der Sommerpause überholt und deren Polster erneuert hat. 880 der Sessel im Parkett und dem ersten Rang erfuhren eine gründliche Aufarbeitung. Die Stühle im zweiten Rang sind noch nicht so durchgesessen, dass sie eine Kur benötigt hätten.

Helmich: Neue Sessel bequemer und etwas höher

Dem regelmäßigen Gast am Boeselagerhof wird auffallen, dass die quasi neuen Sitze mitternachtsblau bezogen sind . Unter einem der entfernten Bezüge kam ein blauer Stofffetzen der alten Bestuhlung zum Vorschein. Die Theaterleitung mit Bernhard Helmich und Rüdiger Frings hat daraufhin beschlossen, die ursprüngliche Farbgebung der Sitze aus dem Eröffnungsjahr 1965 zu wählen. Sie sei auf Täfelung, Bühne und Licht seinerzeit abgestimmt gewesen.

Theaterintendant Bernhard Helmich sprach angesichts der kurzen Zeit, in der das Projekt angestoßen und umgesetzt wurde, „von einem kleinen Wunder“. Bemerkenswert ist nämlich, dass Spender die Kosten von 335 000 Euro komplett finanziert haben. Es sei das Zusammenspiel „toller Initiativen und einiger Zufälle“ gewesen, sagte Helmich. Die neuen Sessel sähen nicht nur gut aus, sondern seien auch bequemer und etwas höher. Davon profitierten größere Besucher.

Im Mai sei er auf Oberbürgermeister Ashok Sridharan zugegangen, weil das Theater aus den zur Verfügung stehenden Mitteln eine solche Investition nicht hätte stemmen können. Sridharan organisierte innerhalb kurzer Zeit eine Firma, die ungenannt bleiben möchte, sowie die Sparkasse Köln/ Bonn als Spender. Ein weiterer Einzelspender war ebenfalls binnen kurzer Zeit gefunden.

Sridharan war beim ersten Probesitzen begeistert von dem Ergebnis: „Ich habe mich über die spontanen Zusagen der Spender gefreut und freue mich jetzt über die tolle neue Optik.“ Sport- und Kulturdezernentin Birgit Schneider-Bönninger sagte, die aufgearbeiteten Sessel würden „die Aufenthaltsqualität weiter erhöhen“. Die Investition ermögliche, „Kultur zu genießen und ist gleichzeitig ein Beispiel für nachhaltiges Handeln“, begründete der Vorstandsvorsitzende Ulrich Voigt das Engagement der Sparkasse.

Das Theater Bonn, beziehungsweise das Städtische Gebäudemanagement, hat die Sommerpause genutzt, um dringende Instandhaltungsarbeiten durchzuführen, „vor allem, was den Brandschutz betrifft“, sagte Rüdiger Frings, kaufmännischer Direktor des Theaters. Im Schauspielhaus habe man den Fluchtweg erweitert, in der Oper die Brandschutzklappen in der Decke ertüchtigt und auch in den Beueler Werkstätten in den Brandschutz investiert. „Alles unter Beteiligung von Sachverständigen, die mit dem Ergebnis zufrieden waren“, sagte Frings.

Wie berichtet, gibt es in den alten Häusern eine lange Mängelliste. Die Entscheidung, ob Oper, Schauspielhaus und Werkstätten umfangreich instand gesetzt werden (Kosten laut Gutachten: 130 Millionen Euro) oder die Oper abgerissen und als Einspartenhaus neu errichtet wird sowie die Häuser in Godesberg und Beuel instand gesetzt werden (161 Millionen Euro) ist noch nicht gefallen. Vor dem Hintergrund der Kostenexplosion bei der Beethovenhalle hatte Sridharan verlauten lassen, er wolle die Ursachen dafür vor weiteren Entscheidungen zu Großprojekten eingehend prüfen lassen.

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