Bonner Makler soll sich fast fünf Millionen Euro erschlichen haben

Fünf Jahre lang soll sich ein heute 63 Jahre alter Bonner Versicherungsmakler von einem großen Versicherungskonzern mit erfundenen oder gefälschten Kundendaten Provisionen erschlichen haben. Vor dem Landgericht sitzt der Angeklagte jetzt wegen Betruges in 642 Fällen und Insolvenzverschleppung.

Bonner Makler soll sich fast fünf Millionen Euro erschlichen haben
Foto: dpa (Symbolbild)

Bonn. Fünf Jahre lang soll sich ein heute 63 Jahre alter Bonner Versicherungsmakler von einem großen Versicherungskonzern mit erfundenen oder gefälschten Kundendaten Provisionen erschlichen haben. Vor dem Landgericht sitzt der Angeklagte jetzt wegen Betruges in 642 Fällen und Insolvenzverschleppung. Der Gesamtschaden laut Anklage: 4,89 Millionen Euro.

Ab 2003 soll der Makler, der Ende der 60er und Anfang der 70er in der Verwaltung der Stadt Bonn arbeitete, immer wieder Anträge für Lebens- oder Rentenversicherungen eingereicht und dafür Provisionen bekommen haben, die meist zwischen 6 000 und 8 000 Euro lagen. In einem Fall wurden ihm anscheinend sogar 14 000 Euro ausgezahlt.

Entweder, so der Staatsanwalt, erfand der 63-Jährige Kunden komplett, oder er ergaunerte sich von wirklichen Kunden Blankounterschriften. In vier Fällen soll ein Freund dem Vertreter im Wissen um dessen Betrugsabsichten Anträge unterschrieben haben. Der Komplize wurde wegen Beihilfe verurteilt.

Nachdem der Versicherungskonzern den Betrügereien auf die Schliche gekommen war und Anzeige erstattet hatte, wurde die Firma des Versicherungskaufmanns im September 2008 durchsucht. Offenbar ist dem Versicherer ein wirtschaftlicher Schaden von etwa 1,6 Millionen Euro entstanden, da der Makler Teile des erhaltenen Geldes benutzt haben soll, um die Verträge bis zum Ende der Haftungszeit - nach der er die Provisionen nicht mehr zurückzahlen musste - zu bedienen.

Am ersten Verhandlungstag brauchte der Staatsanwalt drei Stunden, um die Anklage mit allen Details zu jedem einzelnen Fall vorzutragen. Anschließend schilderte der 63-Jährige seinen Werdegang und stellte schließlich fest, dass er "vor dem Scherbenhaufen seines Lebens stehe".

Er habe sein Haus aufgeben müssen, seine Frau habe sich von ihm getrennt und zu den Kindern habe er keinen Kontakt mehr. Der Angeklagte kündigte an, dass er sich am kommenden Prozesstag zu den Vorwürfen äußern wolle.

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