Angstraum vor der Universität Bonn Bonner Hofgarten ist nachts schwer zu kontrollieren

Bonn · Die Einsätze im Hofgarten wegen Drogen und Gewalt nehmen zu. Die Deutsche Polizeigewerkschaft spricht nachts von einem "gefährlichen Ort". Andere Beleuchtung und mehr Kontrollen könnten die Situation verbessern.

Tagsüber ist der Bonner Hofgarten ein belebter Park mit spielenden Kindern und Touristen. Bei Anbruch der Dunkelheit zeigt er sein anderes Gesicht. Auf den Bänken zwischen den Alleebäumen sitzen zwielichtige Gestalten.

Immer wieder kam es in den vergangenen Wochen zu gewalttätigen Auseinandersetzungen. Zuletzt sind nachts zwei Gruppen mit Glasflaschen aufeinander losgegangen.

Während die Bonner Polizei den Hofgarten als „grundsätzlich sicher“ bezeichnet, findet Andreas Gut von der Deutschen Polizeigewerkschaft scharfe Worte: „Es ist ein gefährlicher Ort. Und er darf zu Nachtstunden nicht außer Kontrolle geraten.“

Doch mit groß angelegten Überwachungen, die es in Bonn schon häufiger gab, tut sich die hiesige Polizei momentan schwer. Fast die gesamte Einsatzhundertschaft wird im Hambacher Forst gebraucht.

Wie wird der Hofgarten wieder sicherer?

„Der Hofgarten ist ein großes und gerade von außen schwer einsehbares Gelände“, sagt Gut. Die nahe liegende U-Bahn-Station, über die man schnell an- und abreisen könne, mache ihn zu einem idealen Ort für kriminelle Machenschaften. „Wenn sich eine Streife nähert, erkennt man das sofort“, sagt Gut.

Wer nicht die Flucht ergreift und kontrolliert wird, ist der Polizei meist schon einschlägig bekannt. Möglichkeiten, den Hofgarten nachts sicherer zu machen, gibt es durchaus. Stichworte, die bei Stadtverwaltung, Polizei und Universität immer wieder diskutiert werden, sind eine stärkere Präsenz von Polizei und Ordnungsamt, Videoüberwachung sowie eine bessere Beleuchtung.

Doch immer wieder scheinen Vorstöße an den Zuständigkeiten zu scheitern. Der Hofgarten gehört formal der Universität, ist aber öffentlich gewidmet. Die U-Bahn-Haltestelle Uni/ Markt und die Leuchten sind Eigentum der Stadtwerke Bonn.

24-Stunden-Überwachung nicht möglich

Untätigkeit kann man dennoch keiner der beteiligten Parteien vorwerfen. Die Polizei hat den Hofgarten zu einem ihrer Schwerpunkte ernannt und ist dort regelmäßig mit dem Ordnungsamt unterwegs. Eine Bewachung rund um die Uhr würde laut Polizeisprecher Robert Scholten allerdings zu viele Kräfte binden, gerade nachts. Die Beamten sind momentan ohnehin hohen Belastungen ausgesetzt.

„Der Einsatz im Hambacher Forst reißt in Bonn Lücken, die wir mit anderen Kräften schließen müssen“, sagt Scholten. Dort, wo die Hundertschaft bisher unterstützte, müssten nun verstärkt Einheiten aus anderen Kommissariaten und dem Streifendienst ran. Eine Videoüberwachung sei unterdessen nicht geplant.

Was zweierlei Gründe hat: Zum einen ist unklar, was mit dem neuen Polizeigesetz für NRW passiert – es würde die Überwachung leichter machen. Zum anderen ist die Polizeipräsidentin entscheidend. Sie bestimmt, ob der Hofgarten eine No-go-Area wird. Ist das der Fall, bekommt die Polizei weitgehendere Befugnisse und kann unter anderem Kameras aufstellen.

Auch eine Frage der Zuständigkeit

Für die Uni ist die Situation nicht erst seit der Attacke auf einen israelischen Gastprofessor ein Imageproblem. „Wir nehmen die Problematik sehr ernst und beraten universitätsintern fortwährend darüber, wie wir die Situation verbessern können“, sagt Unisprecher Andreas Archut.

Die eigene Campus-Sicherheit patrouilliert an den Gebäuden, aber nur eingeschränkt in den Außenbereichen. Überwachungskameras gebe es nur in schlecht einsehbaren, innen liegenden Bereichen wie Treppen.

Am Regina-Pacis-Weg sind die alten durch stärkere Lampen ersetzt worden – düstere Stellen gibt es aber weiterhin. „Für Maßnahmen, die darüber hinausgehen, sind wir auf die zuständigen Stellen angewiesen.“ Gemeint sind Stadt, Stadtwerke und Denkmalschutz.

Sollten überall hellere Kugelleuchten montiert und neue aufgestellt werden, sind die Stadtwerke wegen eines Beleuchtungsvertrags in der Pflicht. „Das Ganze wäre bei einer verbesserten Planung von der Stadt zu finanzieren“, so die Stadtverwaltung.

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