Kriminalität Bonner Fahnder zerschlagen Kokain-Dealerring

Nach fast zweijährigen Ermittlungen beginnt Ende April einer der größten und spektakulärsten Drogenprozesse vor dem Bonner Landgericht: Es geht um 4,4 Tonnen Kokain.

Die Polizei in Ecuador hat die 600 Kanister,  in denen Kokain in Melasse aufgelöst worden war, auf einem Fußballfeld aufgestellt.

Die Polizei in Ecuador hat die 600 Kanister, in denen Kokain in Melasse aufgelöst worden war, auf einem Fußballfeld aufgestellt.

Foto: Polizei

Bonn/Region. Nach fast zweijährigen Ermittlungen beginnt Ende April einer der größten und spektakulärsten Drogenprozesse vor dem Bonner Landgericht: Es geht um 4,4 Tonnen Kokain, wie die Polizei am Mittwoch mitteilte.

Ein 57-Jähriger aus Troisdorf, die "Drehscheibe" in dem Fall, und zwei lettische Staatsbürger (37, 40) sollen das Rauschgift per Schiff aus Südamerika nach Deutschland geschmuggelt haben.

Kommentar Lesen Sie dazu auch " Fehler im System"Auf die Spur des Troisdorfers waren die Fahnder im Sommer 2008 gekommen: Er hatte versucht, sich mit hohen Geldbeträgen in eine Import-Export-Firma einzukaufen und unterhielt Kontakte zu einer kriminellen lettischen Bande.

Die Verdächtigen, so Rainer Bell, Leiter der Ermittlungsgruppe "Anker", trafen sich mehrmals in Bonn, im Rhein-Sieg-Kreis, in Köln, Riga und den Niederlanden. Der 57-Jährige besaß ein Kapitänspatent und wurde mit einer Zweimast-Segelyacht, der "Hiqe", in Verbindung gebracht; ein Boot, mit dem Mitte 2007 1,2 Tonnen Kokain von Südamerika nach Europa, auch ins Rheinland, gebracht worden waren.

Die Festnahme eines Kuriers in Frankfurt/Main im August 2008 brachte die Kripo entscheidend weiter. Der Mann, im Auftrag der lettischen Bande unterwegs, berichtete von Ecstasy- und Kokaintransporten auf der "Hiqe". Zudem erfuhren die Fahnder, dass die Täter auch Kontakte zu mutmaßlichen Dealern in Ecuador und Peru hatten.

Der Verdacht, dass der 57-Jährige als Kapitän der "Hiqe" nicht nur an der Lieferung der 1,2 Tonnen Kokain 2007 beteiligt gewesen sein soll, erhärtete sich. Des weiteren wiesen die Ermittler nach, dass sich die "Hiqe" im Februar 2008 mit dem Frachter "Junior" vor der westafrikanischen Küste getroffen hatte.

Dort sollte die Besatzung der Segelyacht eine größere Lieferung Kokain bekommen. Allerdings hatte die "Junior" von einem aus Brasilien kommenden Zulieferschiff noch keine Drogen erhalten. Während die "Hiqe" Richtung Brasilien fuhr, wurde der Frachter wenig später doch mit dem Kokain beliefert. Die Fahrt aber war schnell zu Ende. Die französische Küstenwache kaperte den Frachter und stellte 3,2 Tonnen Kokain sicher.

Bei einem Treffen im März 2009 in einem Hotel in Köln vereinbarten die Verdächtigen und weitere Personen, Kokain aus Ecuador in einer Tarnladung Melasse (ein honigartiger Zuckersirup) per Schiff nach Europa zu bringen. Dabei, so Bell, war das Kokain in der Melasse aufgelöst und sollte später in europäischen Labors wieder extrahiert werden.

Durch diese Informationen gelang am 8. Mai die Festnahme mehrerer mutmaßlicher Täter in Ecuador. Die Polizei stellte 600 mit Melasse gefüllte Plastikkanister sicher. Bell: "Das Gesamtgewicht betrug 22 Tonnen. In den Proben war ein Kokainanteil von sechs bis acht Prozent." Unter den Festgenommenen sei auch der Kopf der lettischen Bande gewesen; er sei Miteigentümer der "Hiqe".

Die Komplizen nannten ihn "Admiral". "Er stand in enger Verbindung mit unserem Hauptverdächtigen, dem Kapitän", sagte Bell. Der Troisdorfer wurde am 19. Mai 2009 im Rhein-Sieg-Kreis gefasst, die 37- und 40-jährigen Letten wurden wenig später nach Deutschland ausgeliefert. Die Polizei beschlagnahmte Bargeld, Wertgegenstände und Anteile an Immobilien in Höhe von 300 000 Euro. Für die "Hiqe" gibt es einen Beschlagnahmebeschluss des Bonner Amtsgerichts. Noch liegt sie in einem spanischen Hafen.

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