Fared Saal Bonner Dschihadist will zurück nach Deutschland

Bonn/Hamburg · Der in Nordsyrien in Haft sitzende Bonner Dschihadist Fared Saal will zurück nach Deutschland. Das sagte er nun in einem Interview der ARD. Bekannt wurde Saal durch ein Video, in dem er sich vor einem Leichenberg präsentierte.

Seit fast einem Jahr sitzt der aus Bonn stammende Dschihadist Fared Saal bei kurdischen Streitkräften in Nordsyrien in Haft. Reportern von NDR und SWR gab er dort nun ein Interview, das am Sonntagabend in der ARD ausgestrahlt wurde. Darin sagt der 29-jährige Sohn algerischer Einwanderer, dass er wieder zurück nach Deutschland wolle. "Wenn es nun Gefängnis sein muss, dann bevorzuge ich ein Gefängnis, wo man dann gewisse Rechte hat. Menschenrechte et cetera", so der ehemalige Kämpfer des Islamischen Staats (IS).

Saal wurde international bekannt durch ein IS-Propagandavideo, in dem er vor einem Leichenberg kauert und die Opfer verhöhnt. "Wir haben die Tiere abgeschlachtet", verkündete er damals. Wie er jetzt im Interview mitteilte, sei er damals nicht zu dem Video gezwungen worden. "Es war nur ein System, was mir vorgegeben worden ist und ich es gemacht habe. Aber ich hätte auch Nein sagen können." Dass gegen ihn im Zusammenhang mit Kriegsverbrechen ermittelt werde, könne er "definitiv" nachvollziehen.

Fared Saal hatte Deutschland im Jahr 2013 mit seiner Frau und dem einjährigen Sohn in Richtung Syrien verlassen. In den Reihen der Dschihadisten gilt er als hochrangiger Milizionär. Die Amerikaner und die Vereinten Nationen hatten ihn 2017 als "herausgehobenen internationalen Terroristen“ eingestuft. Auf Propagandavideos tauchte Saal häufig an der Seite von Denis Cuspert auf, der nach derzeitigen Erkenntnissen im Januar 2018 in Syrien getötet worden sein soll.

Saal sollte nach eigener Aussage aufgrund seiner Sprachkenntnisse neue Rekruten im deutsch- und englischsprachigen Raum anwerben und in das Hoheitsgebiet des IS schleusen. Er sei an der syrisch-türkischen Grenze eingesetzt worden, habe später in einem Kampfbataillon als Wache und in der Verwaltung gearbeitet.

Der Generalbundesanwalt in Karlsruhe ermittelt inzwischen gegen eine Vielzahl deutscher IS-Anhänger auch wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen, so auch gegen den 29-jährigen Bonner. Eine Auslieferung von Saal nach Deutschland ist jedoch ungewiss. Zum einen befindet er sich nicht in staatlicher Obhut, zum anderen besteht mit Syrien kein Rechtshilfeabkommen.

Das Auswärtige Amt teilte auf ARD-Anfrage mit, eine konsularische Betreuung sei derzeit faktisch unmöglich. Man prüfe aber in Einzelfällen, insbesondere in humanitären Fällen, mögliche Optionen, um deutschen Staatsangehörigen eine Ausreise aus Syrien zu ermöglichen.

Das Interview mit Fared Saal wurde an diesem Sonntag im ARD-Weltspiegel  ausgestrahlt.

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