Bonner betreibt Haschisch-Plantage im Wandschrank

49-Jähriger war selbst erstaunt über reiche Ernte und kam mit Konsum kaum nach - Nun wurde er verurteilt

Bonner betreibt Haschisch-Plantage im Wandschrank
Foto: dpa

Bonn. Jahrelang betrieb der Mann, der am Freitag adrett im Anzug auf der Anklagebank vor dem Bonner Amtsgericht sitzt, eine Haschischplantage in einem Wandschrank im Flur seiner Wohnung. Wie er freimütig einräumt, fiel die Ernte jedes Mal so reichlich aus, dass er selbst erstaunt war - und mit dem Konsum kaum nachkam, obwohl er sich täglich Mühe gab.

Das wiederum führte nicht nur zu einer Beziehungskrise, sondern schließlich auch zu einem Strafverfahren. Denn was der 49-jährige Bonner nicht ahnte: Im Zuge eines groß angelegten Ermittlungsverfahrens der Drogenfahndung Aachen wurde der E-Mail-Verkehr einschlägiger Intenet-Anbieter von Zubehör für Haschischplantagen in den eigenen vier Wänden überwacht - und auch der 49-Jährige wurde als Käufer ermittelt.

Er landete vor Gericht - und mit ihm seine langjährige Lebensgefährtin: Er hatte auch über ihre E-Mail-Adresse für seine Plantage eingekauft.

Dabei habe sie sich, wie sie nun erklärt, schon genug über ihn aufgeregt. Denn während sie immer gearbeitet habe, habe er seit Jahren nur noch antriebslos auf dem Sofa gesessen und "gekifft", ihr nicht im Haushalt geholfen und auch sonst nichts mehr getan.

Schließlich habe sie es nicht mehr ausgehalten und sei in eine eigene Wohnung im selben Mietshaus gezogen. Von seiner Pflanzerei habe sie zwar gewusst und ihn auch aufgefordert, damit aufzuhören, aber er habe nicht auf sie gehört.

So freimütig der 49-Jährige nun im Prozess den Anbau zugibt, so vehement bestreitet er, das Haschisch auch verkauft zu haben. Nein, beteuert er, er habe es als langjähriger und regelmäßiger Haschischraucher, wirklich nur für den Eigenbedarf angebaut, und zwar aus einem einzigen Grund: Er habe keine Lust mehr gehabt, in seinem Alter noch durchs Bonner Loch zu laufen auf der Suche nach Haschisch.

Dass die zwölf Pflanzen in seinem Wandschrank so viel abwarfen, hätte er nie erwartet. Tatsächlich hatten die Ermittler bei der Durchsuchung seines Kellers vertrocknete Haschischreste gefunden.

Am Ende wird das Verfahren gegen seine Freundin eingestellt. Der Bonner wird zu einem Jahr Haft auf Bewährung verurteilt - und zu 100 Sozialstunden gemeinnütziger Arbeit. Mit der Plantage sei, so erklärt sie, auch die Beziehungskrise beseitigt. Und er helfe wieder im Haushalt.

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