Kottenforst Bonn ist die Holz-Hochburg des Rheinlands

BONN · Der Kottenforst ist nicht nur Bonns grüne Lunge, sondern auch das Zentrum der Wertholzsubmission im Rheinland. Jedes Jahr im Januar laden Forstämter und Privatleute tonnenweise Holzstämme auf einem Platz direkt neben der Autobahn 565 ab, um sie zu verkaufen. Dann liegen auf rund zwei Kilometern Länge über 800 Festmeter Holz fein säuberlich nebeneinander.

Hochwertiges Holz: Forstdirektor Stephan Schütte prüft die Qualität der Stämme.

Hochwertiges Holz: Forstdirektor Stephan Schütte prüft die Qualität der Stämme.

Foto: Nicolas Ottersbach

"Das hat sich in den vergangenen 50 Jahren so entwickelt", sagt Forstdirektor Stephan Schütte, der im Forstamt Rhein-Sieg-Erft unter anderem für den Holzverkauf zuständig ist. Der Kottenforst sei schon immer der größte Eichenholzwald in der Region gewesen, weil der hiesige Boden für den urdeutschen Baum gut geeignet sei. Damals wie heute ist die Eiche die wichtigste Holzart, weshalb ein findiger Förster die Wertholzsubmission im Kottenforst etablierte.

Während früher noch vor Ort bei einer Versammlung verhandelt wurde, läuft heute alles geheim und zeitlich entzerrt ab. Die Käufer aus ganz Deutschland können etwa einen Monat lang die Holzstämme anschauen. Sie geben schriftlich ihr Gebot ab, das höchste bekommt den Zuschlag. So kommen bei der Wertholzsubmission jedes Jahr etwa 300.000 Euro zusammen.

"Wertholz ist es deshalb, weil es wesentlich wertvoller und teurer ist als herkömmliche Bäume", sagte Schütte. Während Eiche, Esche, Riegelahorn oder Kirsche einen Durchschnittspreis von 350 Euro pro Kubikmeter bringen, liegt die Kiefer bei etwa 65 Euro pro Kubikmeter. Entscheidend für den Preis sind viele Kriterien, vor allem aber der Wuchs: Gibt es viel Astlöcher? Ist der Baum gerade? Und welche Beschaffenheit hat das Holz?

Um letzteres prüfen zu können, werden kleine Fenster in die Rinde geschnitten. "Beim Riegelahorn muss man Wellen im Holz fühlen können, wenn man mit dem Finger darüberfährt", erklärt Schütte. Sind die besonders ausgeprägt, kann daraus später ein edles Furnier mit einzigartiger Maserung gefertigt werden. Diese Eigenschaft ist nicht zu beeinflussen. Der teuerste Riegelahorn brachte dem Staatsforst 1500 Euro ein.

Auch für Privatleute lohnt es sich, den Kirsch- oder Walnussbaum im Garten nicht einfach zu verbrennen. Eine Walnuss aus einem Bonner Vorgarten wurde für mehr als 700 Euro verkauft. Forstinspekteuranwärterin Henrike Krahnt, die von der Zülpicher Börde in den Kottenforst kam, um sich die Wertholzsubmission anzusehen, hatte Respekt vor dieser riesigen Menge Holz. "Das muss man sich mal bildlich vorstellen, dass hier Bäume liegen, die sechsmal so alt sind wie man selbst", sagte die 27-Jährige. Im Wertstoff Holz sieht sie auch einen Beitrag zum Klimaschutz, weil CO2 darin gebunden wird.

"So ein Staatsforst muss nicht defizitär arbeiten", sagte Schütte. Früher war es meist so, dass die Forstämter nur durch die finanzielle Unterstützung der öffentlichen Hand existieren konnten. Schütte präsentiert dagegen einen ausgeglichenen Haushalt. Durch die eigene naturnahe Waldwirtschaft werden im Kottenforst die Kosten gedeckt. Dabei müsse man immer auf einem schmalen Grad zwischen Ökologie und Ökonomie wandern.

"Wir holzen hier nicht einfach ab, es wächst immer mehr nach, als wir fällen", so Schütte. Wichtig sei aber auch die soziale Komponente des Walds. Wege, Flora und Fauna werden gepflegt, damit sich die Menschen im Wald erholen können. "Denn unser Kottenforst ist für alle da."

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