E-Mobilität in Bonn Feuerwehr sieht sich für Brände von E-Autos gewappnet

Bonn · Im Bonner Stadtgebiet musste die Feuerwehr erstmals ein E-Fahrzeug löschen. Stehen die Batterien einmal in Flammen, können die Einsatzkräfte sie nur kontrolliert abbrennen lassen.

Auch in Bonn werden E-Autos zunehmend beliebter.

Auch in Bonn werden E-Autos zunehmend beliebter.

Foto: Benjamin Westhoff

Welche Gefahren gehen von einem Elekro-/Hybrid-Auto bei einem Unfall aus? Für Aufsehen hatte etwa im Oktober der Brand eines Tesla Model S in Österreich gesorgt. Das E-Auto war gegen einen Baum geprallt und hatte Feuer gefangen. Ersthelfer konnten den Fahrer noch rechtzeitig retten.

 Doch zum Problem wurde für die Feuerwehr das brennende Wrack mit seiner rund 600 Kilogramm schweren Batterie: Laut Presseberichten musste das, was von dem Tesla übrig war, drei Tage lang in einem Container sozusagen gewässert werden, weil der Brand immer wieder neu entflammte. Als vergangenes Jahr ein E-Auto in Düsseldorf in Flammen aufging, waren Presseberichten zufolge rund 9000 Liter Wasser nötig, um Wagen und brennende Batterie zu löschen.

Da Hybrid- und Elektrofahrzeuge auch auf Bonner Straßen immer öfter zu sehen sind, drängt sich die Frage auf: Wie gut ist die Feuerwehr hier auf den Brand eines solchen Fahrzeugs vorbereitet? Die Stadt sieht die Wehrleute trotz bislang geringer Einsatzzahlen gerüstet. Erst Anfang November brannte ein Elektrofahrzeug des Grünflächenamtes am Südfriedhof.

Weil sich das Ganze nachts ereignete, habe sich der Brand auf zwei benachbarte Fahrzeuge ausgebreitet, so Andrea Schulte vom Presseamt. „Weitere Feuerwehreinsätze, bei denen Elektrofahrzeuge eine besondere Rolle gespielt haben, gab es bislang im Stadtgebiet nicht“, so Schulte weiter. Allerdings dürfte es ob zunehmender Zulassungszahlen nur eine Frage der Zeit sein, bis es dazu kommt (siehe Infokasten).

Bei Bränden in E- oder Hybrid-Autos rät Stefan Behrning, Leiter des Kompetenzzentrums für Alternative Antriebe beim TÜV Rheinland, zu differenzieren: „Die meisten Brände auch bei E- oder Hybridautos sind nicht ursächlich auf die verbaute Lithium-Ionenbatterie zurückzuführen.“ Allerdings wird es aus Sicht des TÜVs problematisch, wenn Akkupacks beschädigt sind.

Dann drohen Kurzschlüsse an einzelnen oder mehreren Batteriezellen, weiß Martin Dillinger, Experte für Alternative Antriebstechnologien beim TÜV. „Die können ein thermisches Durchgehen, einen sogenannten Thermal Runaway, hervorrufen.“ Dabei entstehe extrem große Hitze, da es sich um einen Metallbrand handelt. „Für die Feuerwehren steht in einem solchen Fall das kontrollierte Brennen im Vordergrund, da ein einfaches Löschen nicht möglich ist“, führt er aus. Erschwerend komme hinzu, dass dieses thermische Durchgehen „bis zu Tagen nach dem Unfall“ auftrete.

Was dann zu tun ist, erklärt Dillinger so: „Aktuell wird durch ein Herunterkühlen des Akkus versucht, den Brand einzudämmen und zu kontrollieren.“ Anschließend werde der Akku beziehungsweise das gesamte Fahrzeug beispielsweise in einem Tauchbad gekühlt. Die Bonner Feuerwehr verfügt „über große Mulden, in die ein gelöschtes Elektrofahrzeug gestellt werden kann“, erklärt Andreas Schulte vom Presseamt. Die Mulden würden sonst für Logistikzwecke eingesetzt.

Schulte lässt keinen Zweifel daran, dass die Feuerwehr auf entsprechende Unfall-Szenarien mit E-Autos vorbereitet ist: „Der Umgang wird allen Mitarbeitern in der Grundausbildung vermittelt.“ Weiterhin sei dieses Thema sowohl in den Wachunterrichten, als auch in den regelmäßigen Führungskräfte-Fortbildungen behandelt worden. Für die Wehrleute ändert sich aus Sicht der Stadt bei der Brandbekämpfung eines Elektrofahrzeuges „nicht viel im Vergleich zu einem  Fahrzeug mit Verbrennungsmotor“, so Andrea Schulte weiter: „Es kann aber sein, dass mehr Löschmittel benötigt wird und das Löschen länger dauert.“ 

Bei allen Einsätzen mit Kraftfahrzeugen stünden der Feuerwehr die Rettungsdatenblätter der Fahrzeughersteller in digitaler Form auf den Tablets der Führungsdienste zur  Verfügung. „Mit deren Hilfe kann die Feuerwehr an der Einsatzstelle beurteilen, wo potenziell gefährliche Teile verbaut sind und Möglichkeiten zur Trennung der Batterie bestehen“, sagt Schulte. Das scheint geboten, denn in Elektroautos sind teils Anlagen mit 400 bis 600 Volt verbaut, die Stromschläge können lebensgefährlich sein.

Bei einem Unfall vor Weihnachten auf der L 182 bei Heimerzheim, in den ein Hybrid-Auto verwickelt war, betrieb die Swisttaler Feuerwehr einigen Aufwand, um die spezielle Sicherung für den E-Antrieb zu finden. Zeitgleich musste eine lebensgefährlich verletzte Seniorin aus dem Wrack befreit werden.

TÜV-Pressesprecher Wolfgang Partz sagt dazu: „Grundsätzlich sollte keine Gefahr für die Insassen und Rettungskräfte von dem Hochvolt-System ausgehen.“ Hersteller seien  verpflichtet, die Insassen in ihren Fahrzeugen gegen einen Aufprall zu schützen. „In diesen Vorschriften enthalten sind auch Anforderungen an den Schutz der Insassen und gegebenenfalls Rettungskräfte vor Stromschlägen.“

Oft gestaltet sich auch die Entsorgung von Unfallautos schwierig, die über einen Elektro- beziehungsweise Hybridantrieb verfügen. Das Problem sind vor allem die Akkus beziehungsweise Batterien. Die Stadt Bonn stellt dazu klar, dass weder die Feuerwehr noch Bonnorange dafür zuständig seien. Laut TÜV-Rheinland erfolgt die Entsorgung „genauso wie bei anderen Autos auch, natürlich mit besonderem Fokus auf dem Akku“. Einige Firmen hätten sich auf die Beseitigung von defekten Lithium-Batterien spezialisiert und haben laut eigener Angabe eine Recyclingquote von über 90 Prozent.

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