Karneval in Bonn Bönnsche Bröcke - drövver jöcke - das neue Sessionsmotto steht

BONN · Wehmut, Trübsal, Tränen - Abschiedsstimmung herrschte Dienstag an der bönnschen Karnevalsfront. Für die Tollitäten links und rechts des Rheins war es der letzte Tag ihrer Regentschaft. Und da die Offiziellen des Brauchtums den Veilchendienstag immer zum Danksagen, Bilanzieren und Ehren nutzen, fanden noch einige Termine auf dem Narrenparkett statt.

Neues Sessionsmotto: "Bönnsche Bröcke - drövver jöcke" lautet der Leitspruch der Narren für 2013. Der Spruch stammt aus der Feder von Melitta Klein, Präsidentin des Damenkomitees Bönnsche Mädche. Die Vollblut-Karnevalistin will mit ihrem Motto zum Ausdruck bringen, dass die drei Bonner Rheinbrücken ebenso wie der Karneval die Menschen und Stadtteile verbindet. Festausschusspräsidentin Marlies Stockhorst: "Das Kulturgut Karneval und die Menschen, die Karneval feiern, bauen Brücken. Unser Brauchtum verbindet Bonner und Imis, Gesunde und Kranke, Große und Kleine. Über solche Brücken, die vom Herzen her gebaut werden, lässt es sich am besten drövver jöcke"(hochdeutsch: drüber gehen, reisen).

"Närrischer Löwe": Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch zeichnete am Dienstag den Ludwigschor mit dem Preis 2012 aus. Die Auszeichnung erhalten jedes Jahr Künstler, die auf besondere Art und Weise Musik und Karneval in Einklang gebracht haben. "Seit 2007 engagiert sich der Ludwigschor mit seinen Liedern für Bonn, Beethoven und das Brauchtum. Die Sänger haben die Auszeichnung wirklich verdient", so der OB. In diesem Jahr hat der Ludwigschor eine CD mit dem Titel "Bönnsche Leeder" herausgebracht. Die CD kostet 8,95 Euro und ist in vielen Bonner Geschäften erhältlich. Pro verkaufter CD werden fünf Euro dem Projekt Festspielhaus gespendet. Volker Kriegsmann, präsidialer Lockenkopf des Chores, sagte voller Stolz: "Die erste Auflage, 1000 Stück, sind vergriffen. Die zweite Auflage ist schon gepresst und geht in den Verkauf."

Federnrupfen: Im Haus der Springmaus traf sich die bönnsche Karnevalsfamilie a´m Dienstagabend letztmals in dieser Session. Es hieß Abschied nehmen von Prinz Rainer I. (Abels) und Bonna Victoria I. (Caspari). Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch entmachtete die Tollitäten, indem er dem Prinzen Federn, Narrenzepter und Prinzenkette und der Bonna Schärpe und Bonna-Kette abnahm. "Die Wochen hatten es in sich. Vor allem der Rosenmontag war einer der schönsten Tage in unserem Leben", zog das Prinzenpaar übereinstimmend Bilanz.

Hier und da kullerten Tränen über die Wangen. Der Festausschuss hatte zum Ausklang ein hörenswertes musikalisches Programm zusammengestellt: Erst sangen Kinder Bonner Grundschulen den "Bönnschen Mitsinghit für Pänz", dann trat der Ludwigschor mit seinen Liedern auf, und zum Schluss kam "Jacko" alias Stephan Eisel auf die Bühne. Als Michael Jackson verkleidet trat er auf und bewegte sich wie der King of Pop zu Titeln wie "Thriller" und "Billie Jean".

Bilanz des Festausschusses: Marlies Stockhorst geriet am Dienstag bei der Bilanz-Pressekonferenz geradezu ins Schwelgen: "Es war eine tolle Session mit vielen Höhepunkten. Das Prinzenpaar kam bei den Bonnern gut an, und wir haben viel positive Resonanz auf unsere Veranstaltungen bekommen." Die Präsidentin des Festausschusses fühlt sich vor allem darin bestärkt, Brauchtumsarbeit mit Kindern und Jugendlichen zu forcieren: "Der Zuspruch wird von Jahr zu Jahr größer. Dieses Engagement des Festausschusses ist eine Investition in die Zukunft. So geben wir das Brauchtum an die nächste Generation weiter."

Vize-Präsident Stephan Eisel zog auf einem anderen Themenfeld ein Resümee: "Beethoven zog sich wie ein roter Faden durch die Session. Generalmusikdirektor Stefan Blunier erhielt den Mäuseorden, der Ludwigschor den 'Närrischen Löwen', und das 'Konzert an Karneval', das in seiner Art einzigartig in Deutschland ist, war ausverkauft und qualitativ hervorragend."

Stockhorst blickte zum Sessionsende in die Zukunft und äußerte einen Wunsch: "Mir schwebt ein Bönnsch-Lehrpfad vor, der die Nicht-Bonner auf informative witzige Weise durch unsere Stadt führt." Start könnte nach ihrer Vorstellung am Haus des Karnevals sein. Dort könnte dann am Eingang ein Schild hängen mit der Aufschrift: Dür, hochdeutsch: Tür.

Letzte Amtshandlung: Prinz und Bonna werden am Mittwoch um 11 Uhr schwarz gekleidet gemeinsam mit Vertretern der Bonner Stadtsoldaten am Rheinufer in Höhe der Bastei die Portemonnaies auswaschen. Damit wird im übertragenen Sinne auch der letzte Cent aus den Geldbörsen herausgespült, somit gibt es dann zum Feiern keine Nüssele mehr.

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